In unserer Reihe „Rassebeschreibungen ungeschönt“ möchten wir dir im Laufe der Zeit einige beliebte Hunderassen vorstellen. Wichtig ist zu wissen, dass eine Rassebeschreibung ein von Menschen erdachtes Idealbild darstellt. Das heißt, dass nicht jeder Rassehund seiner Rassebeschreibung entspricht. Jeder Hund ist ein Individuum. Außerdem solltest du wissen, dass manche Rasseeigenschaften auf dem Papier zwar ganz nett klingen, in Wirklichkeit aber je nach Lebenssituation des Hundes zu unerwünschten Verhaltensweisen führen können. Hey Fiffi-Trainerin Helene Schlums hat da mal was zum Spitz zusammengefasst.
Der Spitz zählt zur FCI- Gruppe 5 (Spitze und Hunde vom Urtyp). Er ist in einigen Ländern vertreten. So gibt es eine Vielzahl an Spitzvarianten. In diesem Artikel geht es jedoch hautsächlich um den Deutschen Spitz, da sich die verschiedenen Rassen im Wesen einfach zu stark unterscheiden. Man unterscheidet in die Sektion 4 (die europäischen Spitze) und in die Sektion 5 (die asiatischen Spitze). Den deutschen Spitz gibt es in verschiedenen Größen. Die beiden großen Varianten, der Wolfsspitz/ Keeshond und der Großspitz, sind leider nur noch selten anzutreffen und zählen mittlerweile zu den bedrohten Tierarten. Desweiteren gibt es noch den Mittelspitz, Kleinspitz und den Zwergspitz (auch Pomeranian genannt). Die wohl häufigsten Vertreter bei uns sind die Zwerge.
Der Spitz: Ein robuster Allrounder
Der Spitz zählt zu den ältesten bekannten Rassen, welche seinen Ursprung wohl in Europa hat. Schon immer wurde diese Rasse als Begleithund genutzt, wobei er als Familien- und Hofhund diente. Der deutsche Spitz ist für jeden Quatsch zu haben. Er ist sportlich, agil und liebt Bewegung. Daher eignet er sich für viele Aktivitäten, vom Fahrrad fahren, Agility, Wandern bis hin zu Sportarten mit der Nase oder zeigt viel Freude an Tricks. Das Wetter macht ihm dabei meist keine Probleme. Egal ob Regen oder Schnee, draußen sein findet der Spitz spitze, meistens, wenn es nicht zu sehr stürmt oder zu Hause der Kamin angefacht ist. Er liebt es auch einfach, mit seinen Menschen zusammen zu sein, zu kuscheln oder entspannt nebeneinander zu liegen und die Ruhe zu genießen. Durch sein Fell ist er relativ gut geschützt vor Kälte, jedoch nicht vor extremer Wärme.
Der Wachhund
Wer einen Hund sucht, der alles und jeden im Blick hat, ist beim Spitz genau richtig. Seine Wachsamkeit ist nicht zu unterschätzen. Gerne positioniert er sich an Plätzen, an denen er alle wichtigen Orte und Personen sehen bzw. hören kann. Da kommt es schon mal vor, dass die Fensterbank, der Hügel im Garten oder die Couchlehne zum Lieblingsplatz erkoren werden. Nicht nur Orte oder Menschen werden bewacht. Manche Spitze neigen dazu, alle möglichen Dinge (Kleidungsstücke, Taschen, Spielzeuge, Liegeplätze) als Ressourcen zu sehen. Fremden Menschen, neuen Situationen oder nur den Nachbarn auf zwei oder vier Beinen steht er nicht immer freundlich gegenüber. Das Verbellen von Reizen hat der Spitz perfektioniert. Durch sein sehr interessiertes aber skeptisches Wesen neigt die fellige Wundertüte oft, dazu sich Situationen oder neue Dinge aus sicherer Entfernung genau anzuschauen.
Der perfekte Familienhund im Tütü
Der Spitz gilt oft als perfekter Familienhund, der leicht zu erziehen ist. Ganz so blauäugig würde ich da nicht rangehen. Ja, der Spitz liebt seine Familie, das steht außer Frage. Er wird zu einem intensiven Begleiter, der „seine“ Menschen auf Schritt und Tritt verfolgt. Kuschelt für sein Leben gern, kriecht dabei auch unter Bettdecken, schleicht sich auf den Stuhl, nur um viel Körperkontakt erfahren zu können. Durch seine Selektion zum Familienhund ist ihm vor allem der Kontakt zum Menschen wichtig. Daher ist es durchaus möglich, dass ein Spitz unter Stress gerät wenn sich seine Menschen entfernen. Der Spitz ist seinen Menschen sehr treu, egal ob alt, jung, klein oder groß. Leider wird seine gutmütige Art gegenüber seinen Menschen oft ausgenutzt und der artgerechte Umgang leidet darunter. Nicht jeder Spitz (hier bevorzugt die kleinen Vertreter der Rasse) möchte ständig auf den Arm genommen werden oder stundenlang frisiert und gebürstet werden. Dieser robuste Hund hat einen weichen Kern, der berücksichtigt werden sollte! Sie sind sensibel und leiden, wenn ihnen keine Zuneigung entgegen gebracht wird. Da der Spitz bei Fremden oft etwas misstrauisch ist, werden er und seine Menschen es schwer haben, wenn ständig unterschiedliche Besucher im Haus ein- und ausgehen. Das stresst den felligen Bewacher häufig sehr. Mit entsprechendem Training ist das für einen Spitz natürlich machbar, oft aber nie das schönste Erlebnis am Tag für ihn. Wächst der aufmerksame Spitz mit Kindern auf, entwickelt sich dort meist eine gute Freundschaft. Das gilt aber nicht grundsätzlich für alle Kinder und ist auch nicht zu pauschalisieren, denn fremde Kinder sind für den Spitz einfach fremde Menschen und lassen ihn gewohnt skeptisch reagieren. Der Spitz ist interessiert, aufmerksam und sehr orientiert am Menschen. Aus diesem Grund leicht zu motivieren. Durch diese Eigenschaften macht die Arbeit mit dieser Hunderasse viel Spaß und lässt verstehen warum ein Spitz schon lange als kleiner Artist agierte. Hat der Spitz aber mal einen schlechten Tag, lässt er das alle spüren und ein Training ist nicht vorstellbar.
Der Kläffer
Dass der Spitz ein bellfreudiger Typ Hund ist, hat sicher schon der ein oder andere bemerkt. Doch was steckt dahinter? Hat es wirklich nur mit Erziehung zu tun? Nach meiner Ansicht nicht. Der Spitz ist ein sensibler Hund, wenn es um bestimmte Reize geht. Er bemerkt Geräusche und veränderte Situationen sofort und reagiert darauf. Seine Erregung steigt blitzschnell an, wenn Reize auftreten. Die häufigste Reaktion ist das Bellen, oft begleitet mit Anspringen, Hinstürmen oder im sicheren Abstand Knurren und Beobachten. Es ist seine natürliche Reaktion und sollte immer im Hinterkopf behalten werden. So schnell dieser Hund aber auch erregt ist, genauso schnell ist er wieder entspannt.
Bitte denkt immer daran, dass jeder Hund ein Individuum ist und natürlich nicht jeder Spitz genauso ist wie hier beschrieben. Ich habe schon welche kennengelernt, die Sozialkontakt total blöd fanden, welche die noch nie in ihrem Leben gebellt haben (außer im Traum) und andere, die sich über jeden Menschen gefreut haben.
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