Was du beim Bergwandern mit Hund beachten solltest
Was gibt es Schöneres, als zusammen mit Fiffi einen Tag in den Bergen zu verbringen? Frische Luft, Bewegung, traumhafte Landschaften. Idylle pur – Könnte man zumindest meinen. Leider bietet sich einem am Berg oft das wahre Grauen: Hunde, die an Halsband und megakurzer Leine auf den Gipfel gezerrt werden. Hunde, die total außer Puste und völlig erschöpft sind. So sollte das keinesfalls ablaufen! Wir wollen den Tag doch genießen und zwar gemeinsam mit Fiffi. Aber wie sieht die optimale Ausrüstung für eine Wandertour mit Hund denn nun aus? Welche Punkte gilt es unbedingt zu beachten, damit es ein tolles Erlebnis für Mensch UND Hund wird? Das alles erklärt euch Jenny Kleene in diesem Artikel. Jenny ist Tierheilpraktikerin und Ernährungsberaterin für Hund und Katze.
Die Ausrüstung
Was braucht dein Hund für einen Wanderausflug?
- ein gut sitzendes Geschirr
- eine Leine mit ausreichender Länge – idealerweise mit einem Ruckdämpfer
- evtl. einen Canicross- oder Jogginggürtel
- sonstige Ausrüstung wie Trinkflaschen und Näpfe, Notfallausrüstung etc.
Das Geschirr
Idealerweise sollest du deinen Hund am Geschirr führen. Gerade in den Bergen muss sich dein Hund oft selbst genug auf den Weg konzentrieren können. Da kann es auch einmal sein, dass Spannung auf die Leine kommt. Die soll jedoch nicht auf den empfindlichen Hundehals einwirken. Außerdem besteht gerade im Gebirge mit Halsband eine erhöhte Verletzungs- oder sogar Strangulierungsgefahr! Wichtig ist, dass das Geschirr auch wirklich gut sitzt! Dein Hund sollte in seiner Bewegung nicht eingeschränkt werden und es darf nirgendwo scheuern. Gerade auf mehrstündigen Wanderungen wäre das sehr unangenehm. Lasst euch bei der Auswahl wirklich gut beraten. Neben maßgefertigten Geschirren eignen sich auch Hersteller wie z.B. Annyx sehr gut. Diese Geschirre besitzen eine tolle Passform und sind rundum gepolstert. Mein absoluter Tipp für Wanderungen ist das Webmaster Harness der Firma Ruffwear und das Safety Kurzgeschirr von Zero DC. Das Geschirr von Ruffwear hat dabei zwei Vorteile: Erstens ist es ein Sicherheitsgeschirr und deswegen auch für Ausbruchskünstler geeignet. Zweitens besitzt es einen Griff am Rücken. Damit lässt sich dein Hund wunderbar unterstützen. Beispielsweise an kniffeligen Stellen oder aber auch, wenn dein Hund schon älter oder aber sehr klein ist.
Die Leine
Gerade in vielen Naturschutzgebieten oder in Bereichen mit Weidevieh herrscht Leinenpflicht! Auch Wild sollte niemals gestört werden und der Hund die Wanderwege grundsätzlich nicht verlassen. Ich leine meine Hunde auf Bergtouren deswegen immer an. Die Leine sollte ausreichend lang sein, damit der Hund genügend Bewegungsfreiheit besitzt und sich an kniffeligen Stellen seinen eignen Weg suchen kann und dabei nicht aus dem Gleichgewicht gerät. Eine Schleppleine dagegen ist aber auch nicht gerade handlich und könnte auf langen Touren anstrengend werden. Eine Leine von 2 bis max. 3 m ist daher ideal. Besonders praktisch sind Leinen aus Biothane. Die meiner Meinung nach beste Lösung bieten aber Leinen mit integriertem Ruckdämpfer. Diese bekommt man sehr gut in Shops, die sich auf Zughundesport spezialisiert haben. Es sind die sogenannten Jöringleinen. Diese gibt es auch mit einer Handschlaufe zu kaufen. Der Vorteil liegt darin, dass Hund und Halter geschont werden, wenn Zug auf die Leine kommt.
Eine weitere Möglichkeit (welche ich selbst so praktiziere) ist es, das Wandern als Zughundesport auszuüben. Auch bezeichnet als Dogtrekking bzw. Hundeweitwandern. Der Unterschied liegt darin, dass der Hund ein spezielles Zuggeschirr trägt. Außerdem ist er über eine Jöringleine mit dem Menschen verbunden. Dieser trägt einen Canicrossgürtel oder ähnliches, an dem die Leine befestigt wird. Der Hund darf also den Menschen beim Wandern ziehen, läuft dabei vorneweg und unterstützt seinen Menschen somit. Die sogenannten Zugeschirre, Jöringleinen und Canicrossgürtel findet man Online oder bei speziellen Zughundeläden vor Ort. Der Hund muss natürlich nicht unbedingt ziehen. So oder so liegt der Vorteil aber auf jeden Fall darin, dass man die Hände frei hat. Anstelle von Canicrossgürtel und Jöringleine lassen sich auch gut spezielle Jogginggürtel aus dem Zoohandel verwenden, die ebenfalls eine Ruckdämpferleine enthalten. Gerade auf längeren Touren ist das sehr angenehm.
Was sollte noch in unseren Rucksack gepackt werden?
Ganz wichtig ist die ausreichende Versorgung mit Wasser! Bedenke, dass dein Hund durch das vermehrte Hecheln einen höheren Wasserbedarf als wir Menschen hat. Nicht immer finden sich genügend Wasserstellen auf den Wegen. Deswegen lieber zu viel, als zu wenig mitnehmen. Dazu braucht es natürlich auch einen geeigneten Trinknapf. Am besten einen faltbaren Napf aus Stoff oder Silikon. Hier gibt es mittlerweile genügend Auswahl im Handel. Außerdem eignen sich selbstverständlich auch spezielle Hundeflaschen, die gleichzeitig ein Art Trinknapf enthalten. Bitte biete deinem Hund immer wieder genügend Wasser an! Auf keinen Fall sollte außerdem ein Erste-Hilfe-Set für dich und deinen Hund fehlen! Auch ein passender Pfotenschutz kann auf längeren Touren die Rettung sein, wenn sich dein Hund verletzen sollte. Entweder besorgst du Pfotenschuhe aus dem Zoofachhandel oder aber sogenannte Booties aus dem Zughundebedarf. Eine Zeckenzange ist ebenfalls nie verkehrt. Bedenke zudem, dass ihr für Wanderungen in Österreich den EU-Impfpass mitführen müsst. Dein Hund sollte dann für Tollwut einen gültigen Impfschutz besitzen und gechippt sein.
Welche Touren kann ich meinem Hund überhaupt zumuten?
Wichtig ist, dass dein Hund nicht überfordert wird! Wenn dein Hund sonst nur kleinere Spaziergänge kennt, kann eine mehrstündige Tagestour schnell zu viel sein. Auch Hunde müssen Kondition erst aufbauen. Steigere daher Schritt für Schritt die Länge der Wanderungen und beginnt mit einer kleineren Tour oder einfach einem ausgedehnten Spaziergang von zu Hause aus. Gerade in den Bergen spielt aber auch die Trittsicherheit deines Hundes eine entscheidende Rolle. Auch Hunde können Höhenangst haben! Überlege daher vorher gut, welchen Schwierigkeitsgrad du deinem Hund mit gutem Gewissen zumuten kannst. Lies die Tourenbeschreibungen genau oder besorge dir im besten Fall einen speziellen Wanderführer für Hunde. Trittsicherheit und Gleichgewicht können übrigens schrittweise sehr gut trainiert werden. Dafür eignen sich Übungen auf Wackelkissen- oder Gymnastikbällen, sowie Cavaletti-Training. Plane immer ausreichend Pausen für deinen Hund ein. Auf langen Touren macht ihr am besten eine größere Pause, in der dein Hund sich evtl. auch mit einem kleinen Snack stärken und vor allem aber auch ein paar Minuten schlafen kann. Umso motivierter geht es im Anschluss weiter. Wenn dein Hund ungern auf „nacktem“ Boden liegt, packe noch eine geeignete Decke für unterwegs mit ein.
Was gibt es sonst noch zu beachten?
Wenn ihr die passende Ausrüstung dabei habt und du die Tour an die Fähigkeiten deines Hundes anpasst, steht einer gelungenen Wanderung eigentlich nichts mehr im Wege. Aber eines gibt es dennoch zu beachten! Und zwar den richtigen Umgang mit Weidevieh. Immer wieder findet sich leider ein Bericht über einen Todesfall durch einen Rinderangriff. Gerade Wanderer mit Hund sind dabei ein beliebtes Ziel, vor allem bei Mütterkühen oder Jungrindern. Meidet im besten Fall solche Wege. Sollte es sich nicht vermeiden lassen, leine deinen Hund auf jeden Fall an. Geht einen möglichst weiten Bogen um die Rinder herum und versucht, keine Aufmerksamkeit auf euch zu ziehen. Dein Hund sollte also den Anblick von Rindern gewöhnt sein und sich entsprechend unauffällig verhalten. Kälber werden, auch wenn sie noch so süß aussehen, niemals gestreichelt! Im Internet finden sich zu diesem Thema übrigens verschiedene Ratgeber zum richtigen Umgang (z.B. bei den Alpenvereinen).
Wenn ihr diese Tipps beachtet, seid ihr auf jeden Fall gut vorbereitet und euren gemeinsamen Abenteuern steht nichts mehr im Wege! Ich wünsche euch ganz viel Spaß auf euren kommenden Touren!
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Über die Autorin Jennifer Kleene
Jennifer Kleene ist Tierheilpraktikerin für Groß- und Kleintiere und zertifizierte Ernährungsberaterin für Hund & Katze mit Schwerpunkt BARF.
Mit ihrer mobilen Tierheilpraxis („Die Kleene Tierheilpraxis“) hat sie sich ihren Traum erfüllt, auch beruflich Tieren und ihren Haltern zu helfen und ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Bildquelle
- Alle Fotos: Jenny Kleene
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