Nerviges Gebelle. Jeder kennt es – niemand mag es: Das Gebell am Gartenzaun. Egal ob man im Garten ist oder draußen vorbeiläuft, es nervt einfach. Aber es gibt so viele Hunde, die am Zaun entlang rennen und dabei voller Enthusiasmus bellen – warum tun sie das? Und, noch viel wichtiger: Was kannst du dagegen tun? Hey Fiffi-Trainerin Bettina Haas kennt das Gebell aus eigener Erfahrung mit ihrer Hündin Grace und hat ein paar wertvolle Tipps für dich.
Warum macht der das? Hunde bellen im Garten, weil sie es können. Bellen ist nun einmal ihre Lautäußerung und wenn sie in den Garten gelassen werden, dann möchten sie irgendetwas machen. Umgraben zum Beispiel. Ihre Lieblingskauartikel einbuddeln. Maulwürfe und Wühlmäuse ausgraben. Blumen herausreißen, Buchsbäumchen anpinkeln oder eben – bellen. Bellen an der Grundstücksgrenze ist im Prinzip ein Verteidigungsverhalten. Die Ressource des eigenen Zuhauses wird verteidigt. Aber viele Hunde lassen Besucher bereitwillig herein, sind immer freundlich zu allen Menschen – nur am Gartenzaun wird wie verrückt jeder verbellt. Wieso? Meistens liegt es an Langeweile. Hunde würden gerne mit ihrem Menschen im Garten sein, dort zusammen ruhen, spielen, sich gemeinsam beschäftigen. Viele Hundehalter nutzen aber den Garten, um ihren Hund alleine raus zu schicken. „Geh schön spielen!“
Alleine gelassen
Aber was soll der Hund denn dort spielen? Alleine? Er langweilt sich und ist vielleicht traurig, dass er alleine gelassen wird. Der Garten ist einerseits anregend – es gibt mehr Geräusche, Gerüche und tolle Dinge zum Anschauen als im Haus, wo immer alles gleich ist. Darum müssen viele Hunde erst lernen, sich im Garten auch entspannen zu können. Draußen zu ruhen ist ja durchaus etwas Schönes, und so könnte man meinen, der Hund soll sich „einfach hinlegen und an frischer Luft entspannen oder schlafen“. Das Problem ist, dass unsere Hunde normalerweise viel lieber bei uns sind, als alleine irgendwo zu sein. „Garten? Ja gerne, aber am liebsten mit meinem Menschen!“ Grace folgt mir meistens auch dorthin, wo ich gerade bin. Werkel ich in der Küche, kommt sie so nah wie erlaubt (und manchmal deutlich näher) zu mir und legt sich auf den Fußboden. Sitzen wir am Tisch zu den Mahlzeiten, liegt sie dort in der Nähe oder gleich direkt unter dem Tisch und auf unseren Füßen. Wir sollten dies erlauben, denn die wenige Zeit, die die meisten von uns tatsächlich für ihre Hunde übrig haben, ist zu kurz. Hunde wollen nicht die meiste Zeit alleine sein, sondern immer mit ihren Menschen gemeinsam leben. Statt alleine zu bellen: Gemeinsam spielen. Gehe also mit deinem Hund gemeinsam in den Garten und spiele dort mit ihm. Das ist echte Qualitätszeit für euch beide.
Und er bellt doch
„Aber was soll ich machen, wenn der Hund aus dem Spiel aussteigt, und wieder am Zaun bellt?“ Wenn dein Hund nicht einfach zufrieden ist mit deiner Anwesenheit und das Problem des Bellens am Gartenzaun damit nicht behoben ist, dann wirst du ein wenig Training benötigen. Du möchtest deinem Hund erklären, dass er nicht bellen soll, sondern entspannt bleiben kann, auch wenn draußen Menschen oder andere Hunde vorbei gehen oder der Nachbar in seinem Garten zu sehen ist.
Vermutlich hast du schon einiges probiert.
Du hast vielleicht
- geschimpft
- mit Wasser gespritzt
- den Hund zur Strafe wieder herein geholt
- versucht ihn zu beruhigen
- oder andere Dinge
Nichts davon hat wirklich geholfen. Darum glaubst du auch kaum noch, dass dein Hund das lernen könnte, ruhig zu bleiben im Garten. Nun, wenn du ihn weiterhin allein lassen möchtest, ihn sich selbst überlässt, dann dürfte das auch schwierig sein. Wenn du aber Qualitätszeit mit deinem Hund im Garten verbringen möchtest, und dir dabei zugleich was Gutes tun willst, dann kannst du dein Ziel erreichen.
Das Training
Zuerst gilt es, deinen Hund freundlich und glücklich zu stimmen, wenn andere Menschen oder Hunde vorbei gehen. Ab sofort wird nicht mehr geschimpft und gestraft. Stattdessen lernt dein Hund, dass immer etwas Tolles passiert, wenn er andere Menschen wahrnimmt. Bewaffne dich also mit guten Leckerchen. Sie müssen wirklich aufregend sein für deinen Hund, denn sonst wird er in der Aufregung des Bellens keine große Lust auf Essen haben. Falls dein Hund viel lieber spielt als frisst, nutze ein tolles Spielzeug und spiele mit ihm, anstatt ihn zu füttern. Wenn beides gut funktioniert, kannst du auch beides abwechselnd nutzen. Wenn dein Hund am Zaun entlang rennt beim Bellen, nimm ihn für die Übung an die Leine. Überhaupt würde ich empfehlen, in der ersten Zeit des Trainings deinen Hund immer mit der Leine zu sichern, damit das Gebelle und Gerenne gar nicht erst stattfinden kann.
Schritt 1: Ein gutes Gefühl machen
Du bist mit deinem angeleinten Hund im Garten, ihr seid nah beieinander. Jetzt wartest du, bis ein Mensch vorbei geht. Sobald dein Hund ihn bemerkt, gibst du ihm Futter oder beginnst dein Spiel. Ist der Mensch vorbei, hört es auf. Hat dein Hund mitgemacht? Konnte er sich auf dich einlassen, oder war er noch zu aufgeregt? Dann gehe weiter zurück, mache den Abstand zum Zaun größer. Damit verringerst du die Stärke des Reizes, der Mensch, der vorbeigeht, ist weniger präsent. Wenn er gut mitmachen konnte, wiederhole diesen Ablauf einige Male.
- Warten bis jemand kommt
- Sofort, wenn dein Hund das wahrnimmt, beginnen mit
- füttern oder
- spielen
- Aufhören, wenn der Mensch vorbei gegangen ist
Für diese Übung könntest du dich also entspannt in einen Stuhl setzen und deinem Hund eine Decke neben dich legen, so dass er auch etwas entspannt. Denn vermutlich läuft gerade dann, wenn du es brauchst, mal wieder niemand bei euch vorbei. So lernt dein Hund gleichzeitig, sich auch mal einfach zu entspannen mit dir gemeinsam. Und wenn dann doch jemand vorbei kommt oder der Nachbar erscheint in seinem Garten, dann beginnt deine Übung.
Noch ein Tipp: Trainingspartner
Besonders gut lässt es sich üben, wenn du einen Trainingspartner hat, der als „Figurant“ den Passanten darstellt. Denn der kann auf Zuruf immer wieder auftauchen, und du kannst mit deinem Hund gut üben.
Was kann schiefgehen?
Dein Hund nimmt kein Futter, und lässt sich nicht auf Spiel ein?
- Dann mache den Abstand zwischen deinem Hund und der Person größer
- Versuche, deinen Hund mit der Belohnung vor der Nase zu animieren und warte nicht darauf, dass er sich in diesem Schritt schon zu dir umdreht!
- Nimm besseres Futter oder besseres Spielzeug.
- Mache die Belohnung „lebendig“ – bewege sie wie ein Mäuschen vom Hund weg
- Lobe deinen Hund und versuche es immer wieder, ihn mit Futter oder Spiel zu erreichen.
Schritt 2: Vertiefen und Markersignal nutzen
Klappt das immer, auch schon etwas näher am Zaun? Jetzt hast du den ersten Schritt in Richtung ruhiges Verhalten schon geschafft! Wenn du normalerweise ein Markersignal benutzt, kannst du das jetzt auch einsetzen. Denn dein Hund hat bereits gelernt, nicht sofort loszurennen und zu bellen, wenn andere Leute vorbeigehen. Er erwartet vielleicht sogar schon deine Futter-oder Spielbelohnung. Du gibst jetzt das Markersignal, sobald dein Hund den Passanten wahrnimmt. Und natürlich beginnt wieder sofort danach die Belohnungssequenz, so lange, bis der Mensch wieder weg ist. Wenn du das Training mit Markersignalen noch nicht kennst, kannst du auch einfach die Übung von Schritt 1 noch etwas perfektionieren. Gehe näher an den Zaun, oder zum Gartentürchen, wo dein Hund den Passanten besser sehen kann.
Schritt 3: Ein neues Verhalten trainieren
Du möchtest dich vielleicht nicht dauerhaft davon abhängig machen, dass endlich jemand zu sehen ist, nur um spielen zu dürfen mit deinem Hund. Denn es macht Spaß, nicht wahr? Du möchtest jederzeit spielen, trainieren oder auch entspannen können im Garten, gemeinsam mit deinem Hund. Vielleicht möchtest du auch mal einen Kaffee zubereiten und Geschirr holen, um den Gartentisch zu decken, während dein Hund noch draußen ist. Dabei soll er ruhig bleiben und nicht bellen. Etwas nicht tun ist schwieriger zu trainieren als etwas zu tun. Darum wäre es toll, wenn dein Hund ein Verhalten lernen könnte, um dir Bescheid zu sagen, dass er jemanden gesehen hat. Denn er hat jetzt verknüpft, dass etwas Gutes passiert, wenn er jemanden sieht. Und wenn das plötzlich ausbleibt, findet er es schade und ist frustriert. Das gilt es aufzufangen. Dafür üben wir mit dem Hund eine bestimmte Strategie, damit er immer weiß, was er tun kann, um an seine Belohnung zu kommen.
Das neue Verhalten üben – Zu dir kommen
Was genau dein Hund tun könnte, kann ich in diesem Artikel nicht festlegen, denn ich kenne deinen Hund nicht. Ich helfe dir, dass du selbst etwas findest, was zu euch passt. Es geht darum, die Vorlieben deines Hundes richtig einzuschätzen und zu nutzen. Du nutzt sie, um ein Verhalten aufzubauen, mit dem dein Hund Kontakt zu dir aufnehmen kann, um von dir belohnt zu werden. Wenn du magst, kannst du hier einen Zwischenschritt einfügen: Du übst zunächst, dass dein Hund zu dir kommt, sobald er jemanden am Zaun bemerkt. Ich empfehle das sehr, denn je kleiner die Trainingsschritte sind, um so leichter ist es für deinen Hund, immer das Richtige zu machen. Du wartest also wieder, bis dein Figurant oder ein „echter“ Passant am Gartenzaun vorbei geht. Du stehst oder sitzt dabei weiter weg vom Zaun. Sobald dein Hund den Menschen wahrnimmt, rufst du deinen Hund mit dem Rückrufsignal und belohnst sein Kommen. Klappt es einmal nicht, kannst du mit der Belohnung in Richtung Hund gehen, und ihn damit zu dir locken, dann bei dir belohnen. Sobald dein Hund diesen Vorgang richtig gut verstanden hat, kannst du, wenn du möchtest, noch ein anderes Verhalten üben, das dein Hund von sich aus zeigen kann. Damit kann er sich bemerkbar machen, falls du einmal den vorbeigehenden Menschen verpasst hast.
Etwas apportieren
Manche Hunde bringen gerne Gegenstände zu ihren Bezugspersonen. Dann wäre das eine gute Idee: Ein Gegenstand liegt immer im Garten bereit, und wenn dein Hund einen Menschen wahrnimmt, darf er den Gegenstand bringen und dir dies damit „sagen“. Selbstverständlich gibt es eine Belohnung für so ein gutes Verhalten.
Etwas mit der Pfote berühren
Manche Hunde lieben es, mit ihren Pfoten etwas zu berühren. Diese Hunde können lernen, zu ihren Bezugspersonen zu rennen und mit der Pfote auf den Fuß zu treten. Dann weißt du, dein Hund ist der Ansicht, dass jemand zu sehen war im Garten, und weil er nicht gebellt hat, möchte er bitte seine Belohnung haben.
Einmal bellen und reinkommen
Eine andere Möglichkeit wäre, dass dein Hund kurz bellen darf, um Bescheid zu sagen: „Hey, ich sehe jemanden!“ und dann sofort ins Haus zu kommt und sich auf seinen Platz legt. Diese Lösung passt sehr gut, wenn dein Hund bellt, weil nebenan andere Hunde wohnen und sie sich nicht wirklich gut verstehen. Anstatt einen Dauerbell-Krieg zu führen, finde ich ein, zwei Beller zum Bescheid sagen prima. Hereingehen kann sinnvoll sein, weil es anstrengend sein kann, die Klappe zu halten, wenn der andere im Garten ist. So fühlt sich dein Hund sicher, und weiß, was er tun kann. Natürlich solltest du auch dieses Verhalten gut belohnen. Du kannst deinem Hund einen Kauartikel auf seinem Platz geben.
Handtouch
Auch der Handtouch ist ein gutes Verhalten, um dich aufmerksam zu machen, dass eine Belohnung fällig ist. Handtouch bedeutet, dass dein Hund deine Hand mit seiner Nase berührt. Normalerweise nutze ich das, um einen Hund lenken zu können, ohne ihn ziehen zu müssen. Aber auch ein freiwilliger Handtouch auf diese Art macht Sinn. Bringe dazu im ersten Schritt deinem Hund bei, überhaupt deine hingehaltene Hand zu berühren mit seiner Nase. Führe die Hand niemals in Richtung Nase, sondern lasse deinen Hund selbstständig die Hand berühren. Sobald du die Berührung fühlst, gibst du das Markersignal und eine Futterbelohnung. Wenn du diesen Schritt einige Male geübt hast, bewegst du dich in den Garten, und übst es dort. Nach und nach gibst du das Signal immer dann, wenn Menschen vorbei laufen. Diese Übung muss viele Male wiederholt werden, damit dein Hund bei der großen Ablenkung auf die Idee kommt, zu dir zu laufen und deine Hand zu berühren. Und du musst lernen, dass du deinen Hund belohnst, wenn er plötzlich neben dir auftaucht und deine Hand berühren möchte. Vermutlich hat er draußen Menschen wahrgenommen und nicht gebellt. Er ist stolz und froh und möchte nun seine Belohnung kassieren. Zu Recht, oder?
- Trainingsvideo: Schluss mit dem Gebell am Gartenzaun
- Themenseite: Hundegebell – Was tun?
Schreibe einen Kommentar