Urlaub und Alleinebleiben

oder: Was Ausgangsbeschränkungen mit unseren Hunden machen

Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub ODER: Weswegen dauerhaftes Daheimbleiben (zu Zeiten von Corona) Nebenwirkungen auf unsere  Hunde hat. Kathi Fleischer über die Effekte, die die Ausgangssperre auf das Zusammenleben mit unseren Hunden haben kann. 

Alleinbleiben nach Corona
Foto: Kathrin Fleischer

Viel gemeinsame Zeit

Da ist sie, die Urlaubszeit. Die ganze Familie ist für zwei Wochen zu Hause. Oder die Zeit zwischen  Studium und Anstellung – mal keine Termine und viel daheim. Oder eben: Eine Ausgangssperre. Für unsere Hunde bedeutet das zweierlei – den Luxus, dass ihr Mensch immer daheim ist und das  Problem, dass der Mensch immer daheim ist.

Bedürfnisse

So schön es ist, dass mehr gekuschelt und spazieren gegangen wird, früher oder später wird das enden.  Und selbst wenn dein Hund zu den glücklichen Hunden gehört, der seine Menschen (fast) immer um sich  hat. Auch das ist nicht nur schön. Denn Hunde haben ein hohes Ruhebedürfnis. Sie brauchen, (je nach Typ mal mehr, mal weniger)  vormittags und nachmittags einige Stunden Schlaf und zusätzlich noch in der Nacht. Ist nun immer  jemand zu Hause, gibt es für den Begleiter Hund mehr zu begleiten. Oder eben mehr Störungen während  seiner Ruhephasen. Daraus ergeben sich Probleme. Schlaf dient der Regeneration. Hunde verarbeiten im Schlaf, was sie  erlebt haben und laden ihre Nerven wieder auf. Und weil sich ein Schlaf- und Ruhemangel völlig  unterschiedlich auswirkt, bleibt er oft unerkannt. Der eine Hund bellt vermehrt, der andere beginnt zu klauen oder zerbeißt Gegenstände, ein anderer  reagiert draußen auf Radfahrer.

Drei Beispiele

Mein Bodercollie begann, draußen vermehrt rennend unterwegs zu sein. Er hatte die Ohren oft auf  Durchzug, völlig untypisch für ihn.
Ich brauchte etwas Zeit, um auf den Auslöser zu kommen. Ich war in Elternzeit gegangen. Statt täglich einige  Stunden alleine daheim (schlafend) zu verbringen, gab es nun immer irgendetwas zu beobachten, bei  uns. Dabei fiel er nicht auf. Er lag ja die ganze Zeit irgendwo, aber eben guckend. Von da an führte ich ein neues Ritual ein. Nach der morgendlichen Runde und dem Frühstück geht es für  Einstein bis nach dem Mittagessen ins Schlafzimmer. Und siehe da: Nach einer Woche war er wieder der  Alte. Zuverlässig, denkend und klar im Kopf.

Der ehemals draußen äußerst aggressiv auf Hunde und Radfahrer reagierende Wolfhund ging nach ein paar Wochen der Ausgangsbeschränkung nicht nur erneut auf diese, sondern auch noch auf Busse los.  Sein Tag beinhaltete nun noch 24 Stunden ein Kleinkind in einem Entwicklungsschub. Also dauerhaft  hohe Quietschgeräusche. Die Lösung hier war ebenfalls die stundenweise Separierung. Mit dem wieder  gewonnenen Schlaf waren die Nerven des Hundes auch wieder gestärkt. Das Busproblem war von jetzt  auf gleich erledigt und in den Begegnungssituationen mit Hunden und Radlern war Training wieder  machbar.

Ein ruhiger Golden Retriever wurde während der Ausgangssperre zunehmend wachsam auf  Umgebungsgeräusche. Jede Bewegung im Mietshaus mit mehreren Parteien wurde lautstark  kommentiert. Nicht nur, dass er sein Herrchen nun immer um sich hatte, alle Nachbarn waren nun auch  noch zu Hause und so ergaben sich, für den Hund völlig unverständlich, viele neue Umgebungsgeräusche.
Hier halfen zwei, genauer drei Dinge. Erstens: In der eigenen Wohnung ein Randgeräusch laufen zu lassen  (Relaxodog, Radio, Hörbuch, Fernseher) und so die Außengeräusche in den Hintergrund zu rücken, bis  diese zweitens, normal werden und ein Gewöhnungseffekt einsetzt. Und drittens natürlich Training, was  ja auch online und per Telefon möglich ist.

Schlafmangel und fehlende Routinen

Nun, viel gemeinsame Zeit zu Hause kann also Probleme mit sich bringen. Aber wie beuge ich nun vor? Hunde lieben Routinen an denen sie sich über den Tag orientieren können. Das können feste Zeiten genauso wie sich wiederholende Aktivitäten sein. Ein „normaler“ Arbeitstag  gibt solche Routinen automatisch vor. Und da können wir ansetzen. Wenn sich die Zeiten für den Hund, sei es die Fütterung oder der  Gassigang, am normalen Alltag orientieren, erleichtert das den Einstieg ins „echte“ Leben. Es macht also  durchaus Sinn, auch während Corona oder dem Urlaub, Strukturen beizubehalten oder zu schaffen.

Hier also die Sofort-Maßnahmen

  1. Indoor Alleine-Zeiten schaffen: Verbringt getrennte Zeiten. Das kann auch mit einer geschlossenen  Türe im selben Haushalt geschehen. Schließ Türen, wenn du „nur mal eben“ in die Küche oder ins Bad  gehst.
  2. Alleine-alleine-Bleiben: Verlasse die Wohnung, ohne Hund. Der bleibt gemütlich daheim. Bring den Müll raus und bleib dann  etwas draußen und telefoniere von dort. Oder du fährst mit dem Auto, denn auch das verbindet Fiffi mit Alleinezeiten, eine Straße weiter und  liest dann ein wenig, bevor du einkaufen gehst. So kommen schön lange Abwesenheitszeiten zusammen.
  3. Normale Gassi-Touren: Gehe normale Touren mit deinem Hund. Wenn du jetzt über Wochen jeden Tag irre viel unterwegs bist,  weil du ja eh nicht drinnen sitzen möchtest und der Hund sich freut – dann bleibt am Ende ein Hund, der  sich an kilometer- und stundenlange Gassigänge gewöhnt hat und die bleiben dann aus. Du sollen ja eh  auch ohne Hund raus aus der Bude 12
  4. Alleine-Bleiben-Üben: Dein Hund tut sich schwer alleine zu Hause zu sein? Er hechelt, wenn du wieder kommst? Er bellt oder  winselt während deiner Abwesenheit? Er kratzt an der Türe oder der Wand? Er zerbeißt deine  Lieblingsschuhe oder pinkelt rein? Dann ist JETZT der perfekte Zeitpunkt um genau daran zu arbeiten.  Denn Alleinebleiben lernt der Hund nicht durch das Alleine sein. Sondern über gezieltes Üben, während  sein Mensch möglichst nicht weg muss. Einzeltraining ist in den meisten Bundesländern wieder erlaubt,  aber auch online und telefonisch können wir Trainer Sie gerne unterstützen.
    (Videoanleitung:  https://www.hey-fiffi.com/angst-bei-hunden/trennungsstress-erkennen/)

Natürlich sind die Symptome für Trennungsstress (-> Nicht alleine bleiben können) genauso vielfältig, wie  die Möglichkeiten, Zeit ohne Hund zu nutzen. Ich denke, das ist klar.

Viel Spaß beim Üben und bleibt gesund!

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Kommentare

2 Antworten zu „Urlaub und Alleinebleiben“

  1. Anonymous

    Gibt es hunde die den ganzen ferien alleine bleiben ?❔

    1. Grüß dich,

      ich weiß nicht genau, was du meinst. Einen Hund in den Ferien alleine in der Wohnung zu lassen und ab und zu kommt mal jemand und schaut nach, ob er noch lebt? Das dürfte sehr stark unters Tierschutzgesetz fallen.
      Also: Nicht machen!

      Hund mitnehmen oder eine Betreuung für die Ferienzeit suchen. Niemals alleine daheim lassen! Schon mal drüber nachgedacht, wie sich der Hund dann wohl fühlt?

      Gruß,
      Sonja vom Hey Fiffi-Team

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