Tierheimhunde – kleine Fibel (Teil 2): Der Hund ist da!

Was sie die erste Zeit mit ihrem neuen Hausgenossen beachten sollten.

Die Dinge die hier erwähnt sind müssen selbstverständlich nicht passieren. Wir haben nur versucht aufzuzeigen was alles sein kann. Damit sie sich vorbereiten können für den Fall das….
In der Regel laufen die Dinge relativ unkompliziert ab und Schwierigkeiten treten natürlich auch niemals alle auf einmal in der Form auf.

Tierheimhunde Fibel-2

Thema Sicherheit:

Bitte prüfen Sie ob der Hund gechipt ist. Je nach Bundesland gelten unterschiedliche Gesetze zur Registrierung eines Hundes. Wenn der Hund nicht gechipt ist, sollten Sie das umgehend vornehmen lassen und bei einer der großen Organisationen (z.B. Tasso) auf Sie registrieren, damit Sie im Fall des Verlustes und Wiederauffindens schnell informiert werden können.

Der Hund sollte „doppelt“ gesichert werden, d.h., eine Leine mit 2 Karabinern ist sowohl am Brustgeschirr als auch am Halsband befestigt. Ängstliche und unsichere Hunde verstehen sich oft gut darauf, blitzschnell aus dem Halsband oder Geschirr zu schlüpfen. Gerade in für den Hund stressigen Situationen hat er nur den Gedanken an Flucht.

Es gibt spezielle Sicherheitsgeschirre aus denen die Hunde nicht heraus schlüpfen können. Es gibt Ihnen mehr Sicherheit wenn Sie sich ein solches Geschirr bestellen. Unter anderem folgende Unternehmen bieten solche Sicherheits- oder Safety-Geschirre an: Annyx, Ruffwear, Camiro und auch viele kleinere Anbieter mit zum Teil maßgefertigten Geschirren.

Hier ein Beispielbild eines gut gesicherten Hundes mit einem anny x Geschirr:

Hund mit Sicherheitsgeschirr

Eine Leine befindet sich am Sicherheitsgeschirr und eine am Halsband. Zusätzlich kann man auch noch eine Leine so an sich befestigen ( z.B. umbinden) das man noch eine Sicherung hat sollte der Hund sich erschrecken und einem die Leinen aus der Hand reißen.

Das Halsband und oder Geschirr sollte gut sichtbar mit Namen des Hundes und Telefonnummer (am besten Handy) ausgestattet sein. So können auch fremde Personen bei Ihnen anrufen, ohne zu nah an den Hund zu müssen.

Ist Ihr Garten ausbruchssicher? Generell sollten Sie eine gute Sicherung auch im Garten und häuslichen Umfeld vornehmen bis der Hund Vertrauen gefasst hat. Dies kann unter Umständen lange dauern.

Auch wenn Sie den Hund nur in den Garten lassen, sorgen Sie dafür, dass er zumindest das Halsband mit der Tel. Nr. um hat. Schnell macht jemand mal unbedacht die Gartentür auf und der Hund erschreckt sich und sucht sein Heil in der Flucht.

In den ersten Tagen und bei ängstlichen Hunden generell sollten Sie darauf gefasst sein, dass der Hund versuchen könnte aus dem Garten oder Haus zu entkommen. Hunde können sehr schnell über Zäune springen, sich darunter durchwühlen oder in Panik auch den Zaun durchbeißen. Dies gilt auch für selbstbewusste Hunde mit großer Unternehmungslust oder wenn Rüden eine läufige Hündin wittern.
Auch eine vorhandene Katzenklappe kann eine Schwachstelle sein!

Beim Autofahren sollten Sie beim Ein- und Aussteigen sehr konzentriert sein. Schnell ist der Hund raus, bevor man die Kofferraumklappe oder Tür offen hat. Ist der Hund angeschnallt oder in einer Autobox untergebracht, ist das Risiko geringer! Ansonsten gilt: erst Leine fassen, dann ganz aufmachen. Auch eine Leine an den Kopfstützen befestigt und ins Geschirr gehakt, kann zur Sicherheit beitragen bis eine Box vorhanden ist.

Wenn Sie zuhause einen Balkon haben, bedenken Sie bitte, dass die meisten Hunde so etwas nicht kennen und auch die Gefahr nicht einschätzen können. Wenn sie z.B. die Kinder im Garten hören, springen sie evtl. einfach runter.

Sollten andere Hunde oder Katzen im Haushalt sein, planen und sichern Sie die Zusammenführung. Anfangs hat es sich bewährt, Kinder -Türgitter zu verwenden. Auch kann man sich, wenn es die Gegebenheiten zulassen, für die Anfangszeit einen Teil eines Zimmers mit Gittern abtrennen. So ist der Hund dabei und nicht weggesperrt und trotzdem gesichert (nur nötig bei heiklen Konstellationen). Es ist besser, so etwas langsam angehen zu lassen, so dass die Tiere sich in Ruhe kennenlernen können.

Wenn Sie das Gefühl haben, dass der Hund keine Tendenz hat abzuhauen oder sich aus dem Geschirr zu drehen, können Sie eine sog. Schleppleine verwenden. Das sind lange Leinen von z.B. 5, 10 oder auch 15 m, die dem Hund mehr Freiheit geben und Ihnen gleichzeitig ermöglichen, bestimmte Dinge wie das Abrufen gesichert zu üben. Den Umgang damit sollten Sie sich von einem guten Hundetrainer oder einem damit erfahrenen Hundehalter erklären lassen, da eine gewisse Verletzungsgefahr besteht.

Grundsätzlich gilt: lange Leinen ( auch Flexi -Rollleinen) niemals am Halsband befestigen. Es besteht die Gefahr, dass der Hund sich sehr schlimme Verletzungen im Halswirbelbereich zuzieht, bis hin zum Genickbruch!

Verhaltens Empfehlungen für die erste Zeit:

Lassen Sie bei Ankunft den Hund erstmal alles in Ruhe erkunden. Sollten Sie Kinder haben, achten Sie darauf, dass sie den Hund nicht bedrängen, sondern sich erst mal im Hintergrund halten. Geben Sie dem Hund Gelegenheit, sich draußen zu lösen. Oft ist alles so aufregend, dass der Hund das vergißt. Die Beruhigungsmittel, die der Hund für den Transport bekommen hat, wirken beim einzelnen Hund unterschiedlich lange. Lassen Sie den Hund, wenn er etwas zur Ruhe gekommen ist, einfach erst mal ausschlafen.

Es kann vorkommen, dass der Hund (meist Rüden) versucht in der Wohnung zu markieren. Dies gibt sich meistens recht schnell. Beobachten Sie den Hund gut und wenn Sie das Gefühl haben, er will sein Bein heben, zeigen sie ihm schnell welcher Ort dafür besser geeignet ist. Für viele Rüden ist dieses Verhalten, wenn sie in eine neue Umgebung kommen, nicht außergewöhnlich. Bei manchen Hunden, in dem Fall auch bei Hündinnen ist das pinkeln allerdings stressbedingt. Da der Körper bei Stress viel Adrenalin ausschüttet wird vermehrt Urin produziert. Dies wird sich geben wenn der Hund sich etwas beruhigt hat und merkt das ihm nichts passiert. Dies geht je nach Stresslevel beim einen Hund schneller als beim anderen. Geben sie dem Hund also öfter die Gelegenheit sich zu lösen.

Die wichtigste Regel für den Anfang ist: Überfordern Sie den Hund bitte nicht. Das bedeutet, lassen Sie ihm Zeit, sich erst mal an Sie, Ihre Familie und an das neue Umfeld zu gewöhnen. Alles, was der Hund bis dahin kannte, ist nicht mehr da. Er weiß nicht, dass alles „gut“ werden soll! Für ihn sind Sie und alles drum herum komplett fremd. Überlegen Sie mal, wie Sie sich fühlen würden, wenn man Sie einpackt und ungefragt bei einer Familie in China wieder raus läßt. Sie kennen die Leute nicht, wissen nicht, ob sie es gut meinen mit Ihnen! Sie verstehen nichts, nichts ist vertraut. Es wird eine ganze Weile dauern, bis Sie sich zurechtfinden. Dieses Beispiel können Sie immer wieder für sich durchspielen, wenn Sie etwas tun wollen, was für Sie völlig normal ist, wie Besuch bekommen, Hund alleine lassen und, und, und…
Lassen Sie sich also Zeit, sich gegenseitig kennenzulernen. Besuch, permanente Animation, aufregende und zu lange Spaziergänge sollten Sie die ersten Tage und je nach Hund auch länger, vermeiden.
Nach einiger Zeit wird sich ein individueller Rhythmus einstellen.

Evtl. kennt Ihr Schützling für sie alltägliche Dinge wie Staubsauger, Treppen u.ä. nicht und reagiert panisch! Gehen Sie trotzdem Ihrer Hausarbeit nach. Wenn Sie etwas sensibel darauf achten den Hund nicht zu bedrängen, gewöhnt er sich nach und nach daran.

Stecken Sie den Hund nicht gleich am ersten Tag in die Wanne, auch wenn er vielleicht nicht so gut riecht.

Es ist von Hund zu Hund sehr unterschiedlich wie lange er braucht, um bei Ihnen „anzukommen“. Das kann von einigen Tagen bis zu vielen Monaten dauern. Jene, die ängstlich und vorsichtig sind, brauchen meist länger als jene, die über ein gesundes Selbstbewusstsein verfügen.

Einige Schützlinge tun sich mit der Futterumstellung schwer. Sie sind ein völlig anderes Futter gewohnt. Scheuen Sie sich nicht, eine Ernährungsberatung in Anspruch zu nehmen. Denn nicht alles, was uns die Werbung mit vielen bunten Bildern als tolles Futter verkaufen möchte, ist auch ein nur annähernd gutes Futter!

Generelle Regeln und Verhaltensweisen im Umgang mit Hunden

Sollten Kinder im Haushalt leben, sollten Sie sich dem Hund vorsichtig nähern. Wichtig ist, dass der Hund sich nicht bedrängt fühlt.

Der Hund sollte einen Rückzugspunkt, wie einen Liegeplatz o.ä., haben, an den er sich zurückziehen kann. Wenn der Hund dort liegt, ist es für Menschen, besonders Kinder, tabu den Hund zu stören.

Bitte achten Sie darauf, wie Sie sich einem Hund nähern. Viele Dinge der Körpersprache, über die wir nicht nachdenken, wirken auf Hunde einschüchternd und bedrohlich. Hunde können auf Situationen, die ihnen unheimlich erscheinen, mit Angst oder auch Abwehr reagieren.

Hier einige Verhaltensweisen, die Sie beachten sollten:

  • Beugen Sie sich nicht vorne über den Hund. Hunde empfinden das als bedrohlich. Wenn Sie sich dem Hund annähern, gehen Sie evtl. lieber in die Hocke.
  • Begegnen Sie dem Hund nicht frontal. Drehen Sie sich im Stehen oder im Hocken lieber seitlich.
  • Schauen Sie nicht direkt in seine Augen. Fixieren und starre Körperhaltung macht Hunden Angst oder fordert sie heraus. Vermeiden Sie es deshalb und schauen Sie einfach ein wenig am Hund vorbei.
  • Grabschen Sie nicht schnell von oben nach Halsband oder Geschirr. Die schnelle Bewegung von oben Richtung Kopf/Hals/Schulter werten manche Hunde als Angriff oder Bedrohung.
  • Wenn ein Hund Angst zeigt, sollte man nicht lächelnd auf ihn zu gehen und auch noch auf ihn einreden, wie “du brauchst doch keine Angst zu haben….“. Bei Hunden heißt Zähne zeigen Abwehr.
  • Stellen Sie sicher, dass sich auch keine anderen Menschen dem Hund so annähern.

Auf diese Signale sollten Sie im Alltag achten:
In Kombination können dies Stress und Beruhigungssignale sein, die der Hund aussendet. Sie gehen immer längere Zeit einer offensichtlichen Drohung wie Knurren und Zähnefletschen voraus.

  • Über Nase und Fang lecken
  • Gähnen
  • Blinzeln
  • Kopf abwenden
  • Schnüffeln
  • Kratzen

Es gibt noch viele andere sog. Beschwichtigungssignale. Diese sollen aber hier erst einmal genügen. Literaturempfehlungen zum Thema finden Sie im Anhang

Ein Hund, der Knurrt und Zähne zeigt, tut nichts Unerlaubtes. Es ist seine Sprache, in der er sagt „ Komm nicht näher“, „ Hör auf“. Niemals sollte man Knurren bestrafen, sondern man sollte die Situation überdenken und sich ggf. Hilfe bei einem guten Hundetrainer holen.

Straft man den Hund fürs Drohen, kann es sein, dass er das Drohen zukünftig auslässt und gleich angreift.

Viele Hunde finden es schrecklich, umarmt und zu doll geknuddelt zu werden. Besonders Kinder meinen das nicht böse. Den Hunden ist es aber oft schnell zu viel. Hunde sind Caniden und „ertasten“ ihre Welt mit der Nase und den Zähnen, während wir als Primaten ständig alles mit den Händen angrabschen müssen. Daraus entstehen schnell Missverständnisse.

Eine gute und stabile Beziehung (gegenseitiges Vertrauen) ist das Wichtigste überhaupt. Wenn Sie zu Ihrem Hund eine gute Beziehung haben, erübrigen sich einige Fragen der Erziehung von alleine. Eine stabile Beziehung ist aber durchaus Arbeit von beiden Seiten. Erst wenn der Mensch ein gutes und solides Fundament schafft, kann man ein Haus darauf bauen. D.h., als Mensch muß ich mich bemühen, eine theoretische Grundlage über Hundeverhalten, Körpersprache, Lernverhalten etc. zu erlangen. Viele Probleme würden erst gar nicht entstehen, wenn ein gewisses Maß an Wissen vorhanden wäre.

Die Wahl einer guten Hundeschule

  • Es wird über positive Verstärkung und ohne Druck gearbeitet.
  • Sie und auch Ihr Hund fühlen sich wohl
  • Es wird langsam und geduldig gearbeitet

Weitere Tipps erhalten Sie hier: https://www.hey-fiffi.com/blog/1001-hundeschulen-so-findest-du-die-richtige/

Empfohlenes Vorgehen der ersten Zeit

Wenn ein neuer Hund einzieht, sollte ich keine zu großen Erwartungen an ihn. Das Erste und Wichtigste was er lernen soll, ist Entspannung. Dann gucke ich, wo Bau-stellen sind und diese werden bearbeitet. Nachfolgend werde ich mal grob beschrei-ben, wie ich grundsätzlich einen neuen Hund, egal ob Tierschutzhund oder Welpe, in der Familie eingewöhnen würde. Grundsätzlich gilt, je mehr Ängste der Hund hat, desto länger würde ich in einem Kreis bleiben, bevor ich den Schritt zum nächsten mache. Grundsätzlich gilt: sog. Gassi gehen ist wirklich absolut zu vernachlässigen und kommt erst, wenn der Hund das überhaupt bewältigen kann.

Kreise

Weißer Kreis:
Der Hund kommt ins Haus. Hier geht es darum, emotionales Wohlbefinden zu schaffen. Er sollte Zeit bekommen, die Familienangehörige und das häusliche Umfeld kennenzulernen. Menschen, die nicht zur Familie gehören, sollten erst einmal außen vor sein. Der Hund soll schlafen und ruhen können und manchmal ist das gar nicht so einfach. Der Hund sollte einen Löseplatz in der Nähe des Hauses haben, wie den Garten, Rasenstück in Hausnähe, bei sehr ängstlichen Hunden auch erst einmal innerhalb des Hauses. Aufbau des Markersignals. Kennenlernen des Tagesablaufs, der Menschen, der Haustiere, des Hauses, direktes Umfeld. Das wichtigste was der Hund in diesem Kreis lernt, ist Entspannung und der Aufbau einer Entspannungszone, damit man ggf. gleich an Trennungsstress arbeiten kann, sollte es nötig werden. Er bekommt Zeit, Vertrauen zu fassen. Erste Übungen zum Vertrauens- und Bindungsaufbau mittels Markersignal. Der Hund sollte seinen Menschen als sicheren Hafen ansehen lernen, wobei man unbedingt darauf achten sollte, den Hund nicht in Abhängigkeit zu bringen. Denn damit ist ein Trennungsstressproblem quasi schon vorprogrammiert. Auf Spaziergänge sollte man am Anfang in diesem Kreis erst einmal verzichten. Da Hunde einen anderen Rhythmus haben als wir, sind kurze Einheiten gut mit Lernen/Beschäftigung. Elemente mit Spiel, Beschäftigung und Bewegung sollten immer wieder in sinnvollem Wechsel von Ruhe und Schlafphasen abgewechselt werden. Wie lange man sich in diesem Kreis aufhält, ist sehr unterschiedlich. Es kann variieren von einigen Tagen (bei Welpen) und einigen Wochen und länger bei ängstlichen/traumatisierten Hunden. Bei Bedarf ist die Hilfe eines Trainers sehr ratsam, aber keine Teilnahme an einer Hundeschule/Gruppenstunden. Ggf. erstes positives kennenlernen von Geschirr, Leine, anleinen beginnen. Bei Hunden mit Ängsten ist es manchmal ratsam mittels angstlösenden Medikamenten oder Nahrungsergänzungen eine Besserung herbeizuführen, die dann Training erst möglich machen. Dies ist aber individuell und bedarf einer Beratung eines versierten Tierarztes und/oder Trainers.

Blauer Kreis:
Die im 1. Kreis erlernten Dinge langsam in ein anderes Umfeld übertragen. Langsames Ausweiten der Aktivitäten. Neue Menschen kommen ins Haus. Erste Signale aufbauen die man brauchen wird sowie bereits erlernte Signale in anderem Umfeld trainieren. Schrittweises gewöhnen ans Auto (ggf. ohne zu fahren). Alles immer mit Entspannung verknüpfen. Langsames, überlegtes Kennenlernen von Artgenossen. Entspannungstraining unbedingt weiter anwenden und ausbauen. Dem Hund das Gefühl vermitteln, dass er es schafft stressigere Situationen zu bewältigen. Auch das beugt Abhängigkeiten vor.

Schwarzer Kreis:
Gut gerüstet kann man nun langsam beginnen sich dem Alltag zu stellen. Schritt für Schritt. Man sollte überlegen, was für Signale für einen wichtig und brauchbar werden könnten. Das ist sehr individuell zu sehen. Für den einen ist es wichtig und praktisch, wenn der Hund „bei Fuß“ laufen lernt, dem anderen ist es wurscht. Sicher gibt es verschiedene Dinge, die einem einfach den Alltag erleichtern. Daran sollte man dann auch Schritt für Schritt mit System arbeiten. Was für mich unerlässlich ist, ist ein guter Abruf und eine gute Leinenführigkeit. Hunde, die ständig an der Leine ziehen oder sogar ständig reinbrettern, auch am Geschirr, bekommen nicht selten gesundheitliche Probleme, die mit Verspannungen beginnen und mit ernsten Erkrankungen enden. Dazu kommen Signale, die einem das Leben erleichtern, aber das würde ich immer individuell betrachten. Ein Abbruchsignal über den Geschirrgriff aufgebaut, ist sicher sehr sinnvoll. Was für den einen wichtig ist, braucht der andere einfach nicht. Alles kann – nichts muss! Spaziergänge in fremder Umgebung kann man nun angehen. Gelerntes ritualisieren. Dauer und Art des Trainings muss man unbedingt von der Belastbarkeit des Hundes abhängig machen. Man kann nun beginnen, evtl. zum Training in eine Hundeschule zu gehen. Unbedingt sollte man Ruhetage einführen, besonders nach stressenden Ereignissen. Bei allem gilt: DER HUND GIBT DAS TEMPO VOR!!!

Wie lange man sich in welchem Kreis bewegt, ist, wie gesagt, sehr individuell. Ein junger, gut aufgezogener Hund braucht sicher nur ein paar Tage im 1. Kreis zu verweilen, ein traumatisierter Tierschutzhund, der viele Ängste hat, braucht ggf. Wochen und Monate.

Was man bei all dem immer auch im Hinterkopf haben sollte, ist die sog. Impulskontrolle (IK). Diese steht am Tag nicht unendlich  zur Verfügung. Was wir von uns selber sehr gut kennen sollten…
Manchmal finden stressende Ereignisse erst Abends statt, wie z.B. Hundeschule, Agilitytraining , Restaurantbesuch etc. Hat der Hund am Tage schon viel IK verbraucht, braucht es einen nicht zu wundern, wenn dann Abends nichts mehr geht. Und wenn man sich mal Gedanken macht, was alles IK verbraucht, weiß man dann auch, warum Abends nichts übrig ist:
Morgens warten bis es Frühstück gibt; nicht gleich raus können wann man muss; aufstehen müssen, obwohl man noch schlafen will; Geschirr und Leine an den Hund, obwohl man flitzen will; läufige Hündin riecht; schneller gehen möchten; Nicht fertig schnüffeln dürfen; Alleine bleiben müssen u.v.v.m. Dies alles verbraucht die IK vom Hund. Aufgefüllt werden kann dies nur durch Essen und Schlaf. Man sollte also gut überlegen, was genau man dem Hund wann abverlangt. Denn ein ständiges ignorieren solcher Dinge führt zu enormem Stress, woraus sich wieder Ängste, auch Geräuschängste, entwickeln können. Nach meiner Meinung fordert der Alltag genug IK bzw. trainiert es sich ja in dem Moment wo sie nötig ist. D.h. IK im besonderen zu trainieren ist meistens einfach ein ZU VIEL des Guten.

Hier noch einige Links zu einer wirklich hilfreichen Artikelserie:

Ein tolles Buch zum Thema:
„Leben will gelernt sein: So helfen Sie ihrem Hund, Versäumtes wettzumachen“ von Birgit Laser und Wibke Hagemann

Gute Hundetrainer und Hundeschulen in Ihrer Nähe finden Sie in der TsD Trainer*innen – Umkreissuche.
Wenn in Ihrer Nähe Niemand dabei ist, helfe ich gerne persönlich eine gute Hundeschule zu finden.

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Über die Autorin

Gudrun Scholz

Gudrun Scholz wurde 1968 geboren. Auf dem Weg zur Hundetrainerin kam sie durch ihre langjährige Mitgliedschaft und Arbeit im örtlichen Tierheim und durch ihren 2. Hund auch in einen Hundeverein. Beides erlebte sie als unbefriedigend und war überzeugt, es muss und soll besser gehen.

Seit 2008 betreibt sie die Hundeschule HundgeRecht und gibt überwiegend Einzeltraining und ausführliche Beratungen.
Tierschutzhunde machen einen Großteil ihrer Arbeit aus. Dem Tierschutz ist sie bis heute sehr verbunden und dort auch bei Hunden und Katzen aktiv tätig. Zudem betreibt sie eine kleine Katzenpension.

Sie lebt und arbeitet im südlichen Niedersachsen am Rande des Harzes. Dort teilt sie ihr Leben sowohl mit Hunden als auch mit Katzen.

www.hundgerecht-die-hundeschule.de

Bildquelle

  • Alle Bilder: Gudrun Scholz

Kommentare

2 Antworten zu „Tierheimhunde – kleine Fibel (Teil 2): Der Hund ist da!“

  1. Marion

    Nach jahrelanger Hundeabstinenz warte ich nun ungeduldig auf meinen „Neuen“ aus dem Auslandtierschutz. Dank Ihren klaren und umsetzbaren (!) Informationen habe ich einige neue Inputs erhalten. Danke!
    Schöne Grüsse aus der Schweiz, Marion

    1. Anonymous

      Danke für due Tipps

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