Warum wir keine Rasseempfehlungen geben

Ganz häufig erhalten wir bei Hey Fiffi Anfragen mit der Bitte, eine Rasseempfehlung zu geben. Machen wir nicht! Und wir erklären auch gerne, warum wir das nicht tun! Hey Fiffi-Chefin Sonja Meiburg über „Bin gespannt, welche Rasse ihr mir empfehlen könnt“

Rasseempfehlung

Vor ein paar Tagen war es wieder so weit. Wir hatten eine Nachricht im Postfach mit einer Wunschliste.

„Der Hund soll:

Welche Rasse könnt ihr mir empfehlen?“

Unsere Antwort war:

„Vielen Dank für deine Nachricht.  Super, dass du dich schon so früh informierst.
Unsere Empfehlung ist ganz einfach: Wenn jemand eine sehr, sehr genaue Vorstellung davon hat, wie ein Hund sein soll, empfehlen wir immer, sich nicht auf eine einzelne Rasse festzulegen, sondern sich im weiten Feld des Tierschutzes nach einem erwachsenen Hund umzuschauen. Bei einem erwachsenen Hund erkennt man sehr gut die Fellbeschaffenheit des ausgewachsenen Hundes, den Sabberfaktor und einige grundlegende Eigenschaften. Nimm dir Zeit für die Suche, die kann gerne einige Monate dauern. Lerne deinen neuen Begleiter erst einmal in Ruhe kennen, bevor du dich endgültig entscheidest.“

Und prompt kam retour:

„Die Antwort ist leider absolut unpassend für mich, da ich ja bereits sehr genau die Gegebenheiten und Wünsche geschildert habe, damit ich zu einer passenden Hunderasse komme.
Habt ihr Experten da keine besseren Vorschläge, als dass ich mich bei den Tierschutzvereinen umsehen soll?
Ich dachte, hier bekomme ich Tipps von Experten?“

Nun ja, das i s t eine Antwort von Experten! Jeder Hund ist ein Individuum, auch wenn er einer bestimmten Rasse angehört. Innerhalb einer Rasse, selbst innerhalb eines Wurfs, können Charaktereigenschaften und auch die Sabberquote sehr stark variieren. Wenn jemand sehr bestimmte Vorstellungen davon hat, wie sein Hund bitte sein soll, dann ist es unmöglich, eine bestimmte Rasse zu empfehlen, denn da ist die Enttäuschung vorprogrammiert, wenn der Hund nicht so geliefert wird, wie er bestellt wurde.

Natürlich haben Hunde rassebedingte Veranlagungen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Beagle gerne jagt, ist relativ groß. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Pyrenäen-Berghund fremde Menschen nicht so pralle findet, ebenfalls. Und nicht alles lässt sich einfach so wegtrainieren, wenn es einem nicht in den Kram passt. Davon auszugehen, dass ein Hund, der einer bestimmten Rasse angehört, aber automatisch genau so ist, wie es in der Rassebeschreibung steht, ist absolut märchenhaftes Wunschdenken. Eine Rassebeschreibung ist nichts anderes als eine vom Menschen ausgedachte Liste darüber, wie ein Hund einer bestimmten Rasse im Idealfall bitte sein soll und wie er auszusehen hat. Die Rassebeschreibung legt ein Zuchtziel fest, nicht mehr und nicht weniger. Sie ist aber keine Bestell-Liste, auf der ich ankreuzen kann, was ich gerne hätte, so dass mir der entsprechende Bausatz schnell geliefert werden kann. Und das ist auch gut so. Wo bliebe denn sonst das Abenteuer, sein Leben mit einem lebendigen, fühlenden Lebewesen zu teilen? Einem Tier mit einem eigenen Willen, eigenem Charakter, eigenen Vorlieben und Abneigungen? Das macht das Zusammenleben mit dem Hund doch erst aus, oder?

Wir können ja verstehen, dass Menschen gerne eine Erwartungssicherheit hätten. Das Leben mit einem neuen Mitbewohner wird aufregend genug. Aber so funktioniert die Sache nun mal nicht. Deswegen geben wir keine Rasseempfehlungen, sondern legen zukünftigen Hundehaltern ganz dringend ans Herz, nach einem Hund zu suchen. Und die Suche erst dann zu beenden, wenn sie genau den Hund gefunden haben, zu dem sie einen Draht haben. Das kann ein Rassehund sein oder vielleicht auch nicht. Wer weiß das schon? Hauptsache, das Herz sagt: „Das ist der Richtige!“.

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Kommentare

5 Antworten zu „Warum wir keine Rasseempfehlungen geben“

  1. Gabriele Robel

    Moin,
    Super toller Text ….obwohl ich beim Lesen dachte „ne, nicht dein Ernst, solche Anfragen gibt es doch hier nicht“
    Das wäre ja die Suche nach der eierlegenden Wollmilchsau .
    Bei unserer Fellnase muss ich sagen, der kleine Kerl hat die Rassebeschreibung nicht gründlich gelesen ;-) aber das ist auch gut so.
    Danke für eure tollen Beiträge und Videos

  2. Kerstin

    Man fragt sich, was solche Menschen machen, wenn ihre Kinder nicht so geraten wie gewünscht. Zur Adoption freigeben?

  3. Nelly

    Ich hatte auch nach den Eigenschaften der Rasse geguckt. Nun habe ich eine französische Bulldogge, die sowohl andere Hunde als auch Menschen doof findet, jedem Hasen hinterher jagdt und ungeduldig wird, wenn sie nicht 5-10Km am Tag draußen toben kann und Kindern in die Füße schnappt.
    So what. Das sind alles eher „unpassende“ Eigenschaften, aber sie ist trotzdem mein allerliebstes Wesen <3

  4. Martina

    Tamagochi und Goldfisch würden die Anforderungen ganz gut erfüllen. Beim Tamagochi kann man auch eine zum Sofa passende Farbe auswählen.*ironieaus* Nichts dagegen, im Gegenteil empfehlenswert, dass man sich überlegt, welcher Typ Hund ins eigene Leben, in den Alltag passt. Aber es ist doch ernüchternd bis erschreckend, wie viele künftige Hundehalterinnen und Hundehalter die Entscheidung für ein Lebewesen mit dem Kauf eines Fernsehers verwechseln. Und wenn ich mir die Anspruchsliste noch einmal anschaue, wird hier typischerweise auch ausgeblendet, dass es eben auch von der Bereitschaft des Menschen abhängt, seinem Hund Zeit zu widmen, mit ihm zu trainieren, damit er überhaupt in der Lage ist, die Erwartungen zu erfüllen.

  5. Chrisy

    Beim Lesen war mein erster Gedanke: Kauf dir ein Stoffhund …

    Dass man natürlich Vorstellung hat wie ein Hund sein soll , ist klar . Aber ich finde man sollte ein Stück weit flexibel sein.

    Ich wollte eigentlich einen lieben Familienhund der gut sozialisiert ist, frei laufen kann ohne zu jagen, wenig haart, super gehorcht….

    Jetzt habe ich einen Familienhund der gut sozialisiert ist, sehr viel haart, extremes Jagdverhalten aufweist, (an Freilauf ist nicht zu denken), gehorchen tut er in der Wohnung..draussen sind andere Dinge spannender..

    Aber ich liebe ihn. An den „Baustellen“arbeite ich. Das dauert, aber er ist es absolut wert.

    Kommt aus der Slowakei, ca. 2 Jahre jung.

    Er hat aber auch viele Geschenke mitgebracht:

    So war zum Beispiel direkt stubenrein . Kommt super mit kleinen Kindern klar .
    Ist nicht aggressiv .
    Konnte nach 2 Wochen schon direkt eine Stunde alleine bleiben .
    Macht nichts kaputt .

    Sich einlassen auf einen Hund macht vieles leichter. Zusammen lernen heißt auch gemeinsame Erfolge zu haben. Das macht soviel Spaß und fördert die Bindung.

    Natürlich gibt es No Gos. Einen Hund der aggressiv ist und beißt hätte ich nicht gewollt. Da müssen erfahrene Menschen dran.

    Aber die Wünsche nicht zu eng stecken bringt manchmal die schönsten Überraschungen.

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