Tricktraining meets Physio – Nützliche Tricks beim Physiotraining

Tricktraining bietet eine schöne Form der gemeinsamen Beschäftigung von Hund und Mensch und erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Der Vorteil gegenüber dem Training der „Grundkommandos“, also Signalen, wie Sitz, Platz, etc. besteht darin, dass beim Tricktraining häufig nicht so verbissen an die Sache herangegangen wird und so Hund und Mensch viel mehr Spaß dabei haben. Pfötchen geben und im Kreis drehen sind uns nicht so wichtig, wie Sitz und Platz. Was Tricktraining mit Physiotherapie zu tun hat, erklärt dir Hey Fiffi-Trainerin Daniela Maletzki.

Tricktraining 1

Tricktraining bietet nicht nur Beschäftigung und Auslastung. Tricks können auch als Alternativverhalten beim Hundetraining eingesetzt werden. Darüber hinaus können Tricks auch für die Physiotherapie nützlich sein. So können auch Tricks dabei helfen, die Koordination und das Körpergefühl zu verbessern. Auch beim Muskelaufbau können sie hilfreich sein und somit Bestandteil der aktiven Bewegungstherapie.

Die Rahmenbedingungen

Wie bei jedem Training, vor allem auch dem physiotherapeutischen, gilt es, gewisse Rahmenbedingungen zu beachten.
Zunächst einmal, wenn du dir nicht sicher bist, ob die Übungen für deinen Hund geeignet sind: Halte Rücksprache mit deinem Tierarzt und/oder Hundephysiotherapeuten.
Sicherheit steht immer an erster Stelle: Es muss ausreichend Platz vorhanden sein, damit dein Hund die Übungen auch ausführen kann und nirgendwo anstößt.
Dein Hund sollte die Tricks schon vorher gut beherrschen, bevor sie zu physiotherapeutischen Zwecken eingesetzt werden, sonst erfüllen die Übungen nicht ihren Zweck und es kommt schnell zu Frustration auf beiden Seiten.
Auch wenn sich das physiotherapeutische Tricktraining grundsätzlich auch für unterwegs eignet und den Spaziergang bereichern kann, solltest du zunächst eine ablenkungsfreie Umgebung zum Training wählen.
Ein Markersignal kann beim Üben gute Dienste leisten.

Wie oft und wie lange?

Wie oft und wie lange du mit deinem Hund übst, richtet sich, wie bei jedem anderen Training auch, nach individuellen Voraussetzungen (Alter, Gesundheit, Trainingsstand, etc.). Grundsätzlich solltest du die Übungen langsam und gleichmäßig ausführen und die Dauer und Schwierigkeit der Übungen langsam und an das Können des Hundes angepasst steigern. Dein Trainingsprogramm sollte außerdem an die anderen Aktivitäten deines Hundes angepasst sein. Nach einem langen und aufregenden Spaziergang ist wohl eher Ruhe und Ausruhen angesagt. Ist das Wetter schlecht und die Gassirunde nur kurz ausgefallen, dann darf eine Trainingseinheit auch mal etwas länger dauern. Willst du das Tricktraining zu physiotherapeutischen Zwecken nutzen, dann sollte es regelmäßig stattfinden, damit es auch effektiv ist. Du solltest allerdings nicht jeden Tag die gleichen Übungen machen und damit die immer gleichen Muskeln trainieren, sondern zwischen verschiedenen Übungen abwechseln. Dabei solltest du darauf achten, dass du nicht zu einseitig (im wahrsten Sinne des Wortes) trainierst, das heißt, dass du immer beide Seiten trainierst, es sei denn, du möchtest eine Seite ganz gezielt mehr trainieren (zum Beispiel aufgrund unterschiedlich ausgeprägter Muskulatur). Tu das aber bitte erst nach vorheriger Rücksprache mit einem Fachmann. Dein Hund muss also beispielsweise beide Pfötchen geben und sich auch zu beiden Seiten im Kreis drehen können. Ganz wichtig sind Trainingspausen zur Regeneration, sonst besteht die Gefahr von Muskelkater und Verkrampfung oder dein Hund könnte auch einfach die Lust verlieren.

Bremsen statt Gas geben

Wird dein Hund aufgeregt und hektisch oder führt er die Übungen zu schnell durch, dann darfst du ihn in seinem Tatendrang bremsen. Eventuell musst du dann die Trainingsbedingungen anpassen (Dauer, Ablenkung, Hochwertigkeit der Belohnung, etc.). Antreiben solltest du deinen Hund aber nicht. Es geht nicht um höher, schneller und weiter, sondern um Ruhe und Konzentration und das gemeinsame Tun

Tricktraining 2

Wenige Tricks – viel erreichen

In diesem Artikel soll es nicht darum gehen, wie du deinem Hund die einzelnen Tricks beibringst (zum Thema Tricktraining gibt es tolle Bücher, DVDs und auch eine Reihe an Seminar- und Kursangeboten), sondern nur darum, wie du sie physiotherapeutisch nutzen kannst. Die vorgestellten Tricks sind für dich und deinen Hund sehr leicht zu erlernen, eignen sich auch für Anfänger, du benötigst kein Equipment und kannst sie, wenn einmal gelernt überall anwenden.

Pfötchen geben/Tipp Tapp

Das Pfötchen geben ist ein echter Klassiker beim Tricktraining, bietet einen guten Einstieg und wird von den meisten Hunden sehr schnell erlernt. Pfötchen geben klingt im ersten Moment eher langweilig und nicht besonders spektakulär, aber auch für diese Übung gibt es viele Variationsmöglichkeiten. Du kannst dir die Pfoten deines Hundes in unterschiedlichen Höhen geben lassen, nah am Boden bis hin zum High five und das sowohl im Sitzen als auch im Stehen. Du kannst dir die Pfote nur kurz geben lassen (Anfänger) oder die Position länger halten, so dass dein Hund sich länger ausbalancieren muss und auch die Muskulatur mehr beansprucht wird. Achte sowohl beim Sitz als auch beim Steh darauf, dass dein Hund gerade sitzt, bzw. steht.
Dein Hund sollte seine Pfote nicht nur kontrolliert in deine Hand legen, sondern sie anschließend wieder genauso kontrolliert auf den Boden setzen. Ein Aufpatschen der Pfote auf den Boden sollte vermieden werden. Wenn dein Hund dies nicht kann, kannst du selbst die Pfote wieder auf dem Boden absetzen. Das Pfötchen geben trainiert neben der Balance auch die Muskultur der Vorderhand, der Schulter und die Rückenmuskulatur. Wenn du dich selbst nicht so gut zu deinem Hund herunterbeugen kannst (achte darauf nicht bedrohlich zu wirken), kannst du dir die Pfote auch abwechselnd auf deine Füße gaben lassen.

Tricktraining 4

Twist

Das Im-Kreis-Drehen kannst du deinem Hund sehr schnell und einfach beibringen. Entweder mittels Handtarget oder über das Locken mit Futter. Dabei trainierst du insbesondere die Beweglichkeit der Wirbelsäule und kannst so Verspannungen vorbeugen, die z.B. durch häufiges bei Fuß gehen entstehen können. Einen ähnlichen Effekt bekommst du, wenn du deinen Hund Slalom durch deine Beine gehen lässt oder er um dich herum im Kreis läuft. Wichtig ist auch hier, dass der Hund sich in beide Richtungen im Kreis dreht und nicht nur immer in dieselbe Richtung. Du kannst die Übung variieren, indem du den Hund in unterschiedlicher Geschwindigkeit kreiseln lässt oder die Kreise enger oder weiter ziehst. Bitte achte darauf, deinen Hund nicht zu überfordern. Im Kreis drehen klingt erstmal sehr einfach, aber viele Hunde sind z.B. am Anfang nicht in der Lage besonders enge Kreise zu ziehen und wir wollen ja auch nicht, dass dein Hund einen Drehwurm bekommt.

Vorderkörpertiefstellung/Verbeugung

Die Verbeugung, häufig auch Diener genannt ist eine gute Übung zur Dehnung des gesamten Rückens und trainiert gleichzeitig die Schultermuskulatur. Auch hier kannst du die Zeit, die dein Hund diese Position hält variieren. Profis können diese Position auch auf einem instabilen Untergrund wie einer Matratze oder z.B. auf einem Baumstamm, einer Bank einnehmen oder sogar einen Gegenstand auf ihrem Poppes balancieren. Es versteht sich von selbst, dass Hund diese Übung zunächst am Boden beherrschen muss und gelernt hat, seinen Körper gerade auszurichten.

Hand-/Kinntarget

Tricktraining 3

Hat dein Hund gelernt der Bewegung deiner Hand mit seiner Nase zu folgen oder sein Kinn in deine Handfläche zu legen, kannst du deinen Hund so nicht nur sehr gut in verschiedene Positionen dirigieren, sondern dies auch im Rahmen von Dehnübungen nutzen. Ein großer Vorteil gegenüber dem Locken mit Futter ist, dass es nicht so schnell zu einer Überdehnung kommt, bei Hunden, die sehr futtermotiviert (man könnte auch sagen verfressen) sind. Die Übung kann auch als Entspannungsübung/Konzentrationsübung für nervöse Hunde dienen (dann, wenn dein Hund seinen Kopf in deine Handfläche legt und eine Weile so verharrt) und bietet ebenfalls wieder einen Ausgleich bei stark beanspruchter Halsmuskulatur (Fußlaufen). Du startest, indem du dich so vor dem Hund positionierst, dass er seinen Hals ein wenig strecken muss, um an deiner Hand anzudocken oder seinen Kopf in deine Hand zu legen. Je nach Position deiner Hand (hoch oder tief, nah am Hundekörper oder weiter weg) wird nur die Nackenmuskulatur (wenn der Hund nur den Kopf strecken muss) bis hin zur Rückenmuskulatur (wenn der Hund den ganzen Körper strecken muss) gedehnt. Grundsätzlich ist die Übung im Stehen, Liegen und Sitzen möglich, achte aber auch hier bitte wieder darauf, dass sich dein Hund in einer geraden Ausgangsposition befindet.

Rückwärtsgehen

Viele Hunde sind sich nicht wirklich bewusst, dass sie neben ihren Vorderpfoten auch noch Hinterpfoten besitzen und dass man diese tatsächlich auch koordiniert bewegen kann. Eine schöne Übung, um die Koordination der Hinterhand, sowie deren Muskulatur und die Rückenmuskulatur zu trainieren, ist das Rückwärtsgehen. Wichtig hierbei ist, dass du diesen Trick sehr kleinschrittig aufbaust und darauf achtest, dass dein Hund langsam und gerade nach hinten geht. Hektisches, schiefes Zurückweichen und über die eignen Pfoten stolpern ist nicht zielführend.

Falls es nicht klappt

Natürlich kannst du noch andere Tricks, wie beispielsweise das Männchen machen oder weitere physiotherapeutisch nutzen. Diese sind dann aber häufig eher für Fortgeschrittene und/oder gesunde Hunde geeignet. Mit den hier vorgestellten Tricks hast du erstmal eine gute Basis. Wenn dein Hund nicht in der Lage ist, eine der genannten Übungen auszuführen, du dir aber sicher bist, dass er die Übung grundsätzlich verstanden hat, dann kann dies ein Hinweis darauf sein, dass dein Hund vielleicht aus irgendeinem Grund in seinen Bewegungen eingeschränkt ist oder Schmerzen hat. In diesem Fall solltest du dies abklären lassen.

Und nun wünsche ich dir viel Spaß beim Trainieren, Ausprobieren und (physiotherapeutischem) Tricksen.

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