„Der hört aufs Wort. Nur nicht aufs Erste.“ – Das Mehrfach-Sitz

Wenn du als Hundetrainer in einer Hundestunde mit sechs Hunden stehst und „Bitte alle Hunde jetzt mal `Sitz`“ sagst, dann kann das sein, dass du das Sitz-Signal ungefähr 18 – 26 Mal hörst. „Warum eigentlich?“, fragt sich Hey Fiffi-Trainerin Sonja Meiburg

Das Mehrfach Sitz
Bildquelle: Lara Meiburg Photographie

Wie oft gibst du ein Signal?

Achte mal drauf. Wenn du deinem Hund daheim oder in einer etwas ablenkungsreicheren Umgebung sagst, dass er sich bitte hinsetzen möge. Wie oft sagst du dann „Sitz“? Einmal? Zwei Mal? Oder bist du vielleicht richtig kreativ und sagst nicht nur „Sitz! Sitz! Sitz!“, sondern sogar „Sitz! Fiffi, Sihiiiiitz! Setz dich hin! Siiiiiiitz!“ So lange, bis du Fiffi verbal endlich ins Sitz begleitet hast.

Warum tun wir das?

Ich habe mich schon öfters gefragt, warum wir Menschen eigentlich dazu neigen, ein Signal immer und immer wieder zu geben. Ich schätze, es läuft so ab: Unser Hund ist ein klein wenig abgelenkt. Wir möchten, dass er sich hinsetzt. Also sagen wir „Sitz“. Da der Hund aber abgelenkt war, kriegt er nur mit, dass wir etwas zu ihm sagen, und dreht sich zu uns herum. Dann sitzt er aber natürlich noch nicht. Also sagen wir wieder „Sitz“ und mit etwas Glück ist der Hund jetzt so aufmerksam, dass er sich gleich hinsetzt. Dafür wird er belohnt und schon sind wir drin in der Mehrfachschleife. Genauso wie man schon mal öfters auf einen Fahrstuhlknopf drückt, bis der Fahrstuhl endlich da ist (als wenn es schneller ginge, wenn ich öfters drücke…), geben wir immer und immer wieder das Signal mehrfach hintereinander (als wenn sich der Hund dann schneller setzen würde…). Und was lernt der Hund dabei? Dass das Signal zum Hinsetzen nicht „Sitz!“ heißt, sondern „Sitzsitzsitz!“. Das ist ja erstmal nicht tragisch. Im Alltag ist es meistens völlig wurscht, ob sich der Hund auf´s erste oder zwölfte „Sitz“ hinsetzt. In den meisten Fällen ist das harmlos. Blöd ist´s, wenn der Halter sich davon genervt fühlt, dass sein Hund erst beim x-ten Mal auf die Signale reagiert. Wenn der Halter dann auch noch sauer wird, kann er Hund gar nicht verstehen, was er denn eigentlich falsch macht, denn er hat es nicht besser gelernt.

So geht´s besser

Achte mal darauf, wie oft du ein Signal wiederholst. Merkst du, dass du schon in die Mehrfachfalle getappt bist? Keine Angst, das kannst du wieder rückgängig machen. Wichtig ist, dir erst einmal bewusst zu machen, dass dein Hund nur das ausführt, was er von dir gelernt hat. Also bringst du ihm jetzt etwas Neues bei: Sich beim ersten Signal hinzusetzen. Und das geht so: In den nächsten Wochen gibst du das Sitz-Signal nur noch dann, wenn dein Hund dir bereits seine Aufmerksamkeit schenkt, dich also anschaut, und nicht allzu abgelenkt ist. Und dann wartest du einfach mal kurz ab. Wenn dein Hund dich weiterhin anschaut, aber ein Fragezeichen im Gesicht hat, weil ja normalerweise nach dem ersten „Sitz!“ noch 58 weitere folgen, ist das ganz normal. Gib ihm ein wenig Zeit zum Nachdenken. Viele Halter sagen viel zu schnell erneut „Sitz“, ohne dass der Hund überhaupt darüber nachdenken konnte, was er eigentlich ausführen soll. Setzt er sich nach etwas Zögern hin? Bombenmäßig klasse! Belohne ihn richtig, richtig gut! Sitzt er noch nicht und du merkst, dass er langsam nervös wird und seine Aufmerksamkeit abschweift? Hilf ihm! Aber nicht, indem du jetzt noch einmal „Sitz!“ sagst, denn dann bist du ja schon wieder in der Mehrfachschleife drin, die du ja eigentlich nicht möchtest. Hilf deinem Hund mit deiner Körpersprache. Richte dich ein wenig auf, so dass dein Hund hochschauen muss, um dich anzusehen. Geht der Kopf hoch, geht der Po runter. Einfaches Gesetz der Hebelwirkung. Sitzt er? Toll! Hammerbelohnung! Sitzt er immer noch nicht, kannst du mit dem berühmtem „Sitz-Finger“ nachhelfen. Gib ihm also das Sichtzeichen, das er schon kennt. Hilf auch das nicht, greifst du zum allerallerletzten Hilfsmittel: Du nimmst ein Guttie in die Hand und lockst ihn ins Sitz. Sitzt er, belohnst du ihn. Wiederhole diese Übung in den nächsten Wochen mehrmals am Tag. Baue deine Körperhilfen, falls du sie überhaupt gebraucht hast, immer weiter ab, so dass sich dein Hund immer mehr nur auf das eine Sitz-Signal zu hören. Denk dran: Dein Hund braucht manchmal etwas Zeit, um nachzudenken, was du eigentlich von ihm möchtest. Gib ihm diese Zeit. Je sicherer er wird, umso schneller wird er auch.

Und was, wenn er mich wirklich nicht hört?

Klar kann es passieren, dass dein Hund einfach mal abgelenkt ist oder dass deine Stimme vom Straßenlärm oder Hundegebell verschluckt wird und dass dein Hund dich tatsächlich nicht hört. In diesem Fall musst du das Signal natürlich wiederholen. Achte aber darauf, dass dein Hund dir bereits seine Aufmerksamkeit schenkt, bevor du ihm „Sitz“ sagst. Ruf ihn, wenn´s sein muss. So kannst du sicher sein, dass er dich wirklich hört und dein Signal wirklich wahrgenommen hat.

Bye-bye Mehrfachschleife

Sollte es dich also wirklich stören, dass dein Hund nicht aufs erste Signal folgt und bist du es leid, dich ständig anzuhören wie eine kaputte Schallplatte, dann investiere mal ein, zwei Wochen in ein „Wir machen unser `Sitz`-Signal wieder heile“-Training, und dann fluppts wieder. Das gilt übrigens nicht nur für das „Sitz“, sondern auch für alle anderen Signale.

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