Der Bürohund – oder Hund & Büro geht das? Wäre es nicht toll, wenn der Hund und wir nicht stundenweise getrennt wären? Es wäre so viel leichter spontan mal etwas länger zu bleiben, wenn der geliebte Vierbeiner nicht zu Hause auf uns warten würde. Diese Gedanken macht sich wahrscheinlich jeder berufstätige Hundehalter. Hey Fiffi-Trainerin Conny Harms hat ein paar Vorüberlegungen für dich, wenn du dir überlegst, deinen Hund mit ins Büro zu nehmen.
Mit ins Büro?
Als Trainerin kenne ich viele Anfragen, die mit den Worten: „Wir sind beide berufstätig, möchten aber gerne einen Hund…“ beginnen. Was empfehle ich hier? Wie kann ich den Kunden beraten? Hier ist also emotionaler Abstand und die nüchterne Analyse der Situation gefragt. Aber auch die Änderung der persönlichen Verhältnisse kann dazu führen, dass ein lieber Kunde das Gefühl hat, dass der Hund zu viel alleine ist und sich mit dem Gedanken der Abgabe quält. Oft ändert sich schlicht unser Lebensrhythmus, die Arbeitszeit ändert sich oder der Arbeitgeber ändert sich. Das ist in unser aller Leben einfach so und oft nicht sicher, für ein ganzes und hoffentlich langes Hundeleben im Voraus zu planen. Oder hättet ihr im Januar geglaubt, dass die meisten von uns jetzt zu Hause arbeiten aufgrund einer Pandemie? Aktuell merken wir deutlich, wie angenehm und schön die Hundehaltung sein kann. Die meisten von uns sitzen im Homeoffice und können den Hund als Kollegen genießen. Erwischt ihr euch bei der Idee, dass ihr das auch nach COVID-19 weiterhin genießen möchtet?
Argumente
Die Betreuung von Hunden während der Arbeitszeit ist ein brennendes Thema. Nicht von ungefähr boomen Hundepensionen, Hundesitter und Tagesbetreuung wie nie zuvor. Viele Berufstätige versuchen, den Job und Hund so zu managen.
Der Wunsch, den Hund dauerhaft mit ins Büro zu nehmen, ist absolut verständlich. Geht nicht? Warum?
Hier einige Argumente für den Hund als tierischen Kollegen:
Es gibt bereits einige Arbeiten zum Thema Hund am Arbeitsplatz. Alle kommen zum gleichen Ergebnis: Es kann für alle Beteiligten eine Bereicherung sein. Die Befragten berichten, dass sich die Stimmung bei allen Kollegen (inkl. Chef) zum Positiven geändert habe. Der allgemeine Umgang wurde harmonischer und rücksichtsvoller. Man hat mehr kommuniziert und auch das Lächeln wurde mehr. Unter dem Strich war es der Arbeit also eher zu- als abträglich. Der Mitarbeiter wird auch flexibler bei der Gestaltung seiner persönlichen Arbeitszeit. Die Anwesenheit des Hundes reduziert oft den Stress für alle Beteiligten. Glaubt man den Untersuchungen, reduziert die Anwesenheit des Hundes im Büro chronischen Stress und die Gefahr eines Burnouts. Man kommt in den Pausen in Bewegung, denn der tierische Kollege muss seine Pausenrunde haben. Auch hier können wir also einen positiven Gesundheitsaspekt ableiten.
Aber wie kann ich meinen Chef überzeugen?
Zunächst einmal muss man wissen: Es gibt keinen Anspruch darauf, den Hund an den Arbeitsplatz mitnehmen zu können. Darüber hinaus gibt es Branchen, in denen eine Mitnahme aufgrund geltender Sicherheits- oder Hygienebestimmungen nicht möglich ist. Wenn wir diese ausklammern, bleiben aber immer noch ausreichend viele Bereiche, in denen es grundsätzlich möglich wäre. Du solltest das das Thema diplomatisch angehen und auf jeden Fall im Vorfeld mit deinem Chef und den Kollegen das Gespräch suchen. Du musst klären: Gibt es grundsätzliche Probleme, die gegen die Mitnahme des Hundes sprechen? Das könnten sein: Allergien von Kollegen, extreme Angst vor Hunden oder ähnliches. Diese Argumente wären wahrscheinlich K.o.-Kriterien. Wenn nun aber niemand wirklich etwas dagegen hätte, dann würde einem Versuch ja nichts im Weg stehen.
Regeln einhalten
Natürlich sollten hier gewisse Regeln, die für die meisten von uns selbstverständlich sind, eingehalten werden.
- Zeiten für die Hundebetreuung ist Pausenzeit und keine Arbeitszeit
- Der Hund hat kein Problem mit bekannten Menschen und stellt für niemanden eine Gefahr dar
- Der Hund stört nicht durch anhaltendes Bellen
- Der Hund hat kein Problem mit fremden Menschen in Uniform (UPS, Post o.ä.)
- Der Hund ist nicht territorial
- Der Hund hat einen Rückzugsort, an dem er sich wohl fühlt und wo er ungestört ist (idealerweise kannst du diesen Platz auch absichern, wenn du das Büro verlässt)
- Du kannst dem Hund in den Pausen einen angenehmen Ausgleich zur Bürozeit bieten
Fazit
Wenn ich also heute vor der Anschaffung eines Hundes stehe, kann ich diese Punkte so gut wie möglich bei der Auswahl des Hundes und schon ab dem ersten Tag berücksichtigen. Aber: Bitte die Eigenschaften der individuellen Rassen nicht aus den Augen verlieren. Natürlich kann auch ein Herdenschutzhund ein Menschenfreund sein/werden und das Territorium ist im schlicht egal. Ein Labrador kann der Wachhund schlechthin werden, auch wenn er als Familienhund als eher freundlich bekannt ist. Aber ich muss immer damit rechnen, dass er doch ein typischer Vertreter seiner Rasse wird, um mit den Eigenschaften in meinem Leben umgehen zu können. Viele dieser Punkte kann man trainieren oder durch Training so verbessern, dass alle Beteiligten gut damit leben können. Schwierig kann es eventuell ich bei Hunden sein, die sehr selbstständig entscheiden und sich im Zweifel mit Drohverhalten retten. Man muss immer damit rechnen, dass die Kollegen keine Hundemenschen sind und sich „falsch“ verhalten. Es darf niemals gefährdet werden. Auch dann nicht, wenn du mal auf die Toilette gehst und dein Kollege Kollege gerade den Postboten rein lässt.
Wenn noch nicht all diese Punkte klappen, dann resigniere bitte nicht. Hole dir die nötige Unterstützung bei einem Trainer/einer Trainerin und übe. Am besten im Büro (nach Feierabend geht oft problemlos). Die meisten Bürohunde genießen ihren Job und lieben es, von Herrchen und Kollegen gleichermaßen umsorgt zu werden.
Quellen und Recherchelinks
Bildquelle
- Alle Bilder: Conny Harms
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