Achterbahn der Gefühle – Der alte/kranke Hund

Gedanken über das Zusammenleben mit einem (alten) kranken Hund. Das Zusammenleben mit einem kranken Hund ist nun wirklich kein Zuckerschlecken. Wenn er dazu noch alt wird, dann macht es das Ganze nicht leichter. Das Leben mit einem (alten) kranken Hund kostet Zeit, Geduld, Geld, aber vor allem auch viel Kraft. Hey Fiffi-Trainerin Daniela Maletzki über ihr Zusammenleben mit ihrem zauberhaften Gino.

Gino

Gino ist ein Deutscher Schäferhund, 10 Jahre alt und war sein Leben lang nicht gesund. Jetzt denkt man bei einem Schäferhund natürlich als erstes an den Bewegungsapparat – insbesondere an die Hüfte – wenn man hört, dass er krank ist. Und tatsächlich, mit dem Alter kommen da natürlich auch die ersten Zipperlein, aber tatsächlich ist der Bewegungsapparat noch sein kleinstes Problem.

Gino war schon immer krank

Gino zog im Alter von 7 1/2 Wochen bei mir ein und als er drei Monate alt war, waren wir das erste Mal beim Tierarzt, weil er krank war. In seiner Welpen- und Jugendzeit waren wir regelmäßig beim Tierarzt wegen allerlei verschiedener „Kleinigkeiten“. Im Laufe der Jahre wurden aus Kleinigkeiten „richtige“ Erkrankungen. Es gab mehr als einmal die Situation, in der ich dachte – „Jetzt verlierst du ihn, das schafft er nicht“. Zum Glück ist Gino ein Kämpfer und immer noch, nicht nur bei mir, sondern auch soweit „wiederhergestellt“, dass es ihm gut geht. Wenn man es nicht weiß, sieht man es ihm nicht an, dass er sehr krank ist.

Es kostet Kraft

Und trotzdem – und da sind wir wieder bei dem Punkt Kraft kosten- ist das Leben mit einem kranken Hund auch als Besitzer schwierig. Eine wahre Achterbahn der Gefühle. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich abends nicht einschlafen konnte, wie viele Nächte ich wach gelegen habe, wie oft ich um meinen Hund geweint habe. Die Angst um den Hund ist ein ständiger Begleiter. Ständig fragt man sich: Schaffen wir das? Wie geht es weiter? Was kommt als Nächstes? Immer wieder Grübeleien, ob man das Richtige tut, ob man genug tut, wie viel man dem Hund noch zumuten kann.

Entscheidungen treffen

Gino

Einen kranken Hund zu haben bedeutet auch, Entscheidungen zu treffen im Sinne des Hundes, auch wenn sie nicht den eigenen Wünschen entsprechen.
Es bedeutet Einschränkungen in Kauf zu nehmen.
Ein kranker Hund kann auch eine finanzielle Belastung sein.
Ich verzichte auf sehr vieles, damit ich Gino die bestmögliche medizinische Behandlung und Betreuung zukommen lassen kann.
Ich höre oft, ob sich das denn lohnen würde, so viel Geld in den Hund zu stecken oder mir wird gesagt: “Also ICH könnte das nicht, so viel Geld.“
Was wäre die Alternative?
Viele Leute (auch Hundeleute) rümpfen die Nase, wenn sie hören, dass ich mehr als einmal nach dem Nach-Hause-Kommen erstmal die Wohnung wischen musste, weil alles voller Hundekotze und Hundekacke war.

Alternativen?

Welche Alternative hätten wir gehabt? Es gibt keine Alternativen für uns. Die Alternative zu „Ich kann das nicht und will das nicht“ wäre ein Leben ohne Gino. Als ich Gino vor über 10 Jahren zu mir genommen habe, war klar „in guten wie in schlechten Zeiten“ und dabei bleibt es. Wir haben viel zusammen durchgestanden und werden das weiterhin tun. Denn das Leben mit einem kranken und zunehmend alten Hund ist auch in anderer Hinsicht ein besonderes. Mit jeder Krise, die wir durchstehen, wird unser Verhältnis tiefer und inniger, wird die gemeinsame Zeit wertvoller.

Romantische Vorstellung oder Realität

Wenn ich früher in Geschichten davon gelesen habe, dass es zwischen Mensch und Hund eine so tiefe Verbundenheit gibt, dass man sich nur über Blicke und Gesten verständigen kann, dass man weiß was der andere denkt und fühlt, dann hab ich mich gefragt, ob das nur eine romantische Vorstellung ist, oder ob es das wirklich gibt. Heute weiß ich: Das gibt es tatsächlich. Das Zusammenleben mit einem alten und kranken Hund bietet einem eine ganz andere und neue Sicht auf die Dinge. Man lernt, seinen Hund und auch sich selbst noch einmal ganz anders kennen. Es erinnert einen daran, was wirklich wichtig ist. Es lehrt einen, den Augenblick zu genießen, sich an Kleinigkeit zu erfreuen, das Beste aus schlimmen Situationen zu machen.

Hoffnung

Vor allem aber zeigt es, dass man die Hoffnung nie aufgeben sollte, dass es sich lohnen kann zu kämpfen.
DAS ist es, wofür es sich lohnt Geld, Zeit, Geduld und Kraft zu investieren.
Das Leben mit einem alten und kranken Hund kann trotz aller Schwierigkeiten eine Bereicherung sein.

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Kommentare

15 Antworten zu „Achterbahn der Gefühle – Der alte/kranke Hund“

  1. Tine

    Meine Hündin Gina 15 Jahre hat die Diagnose Anfang des Jahres bekommen dass sie nierenerkrankt ist, sie frissr kaum etwas bzw. leckerli werden inhaliert aber ihr Futter rührt sie nur selten an und wenn sie’s dann überkommt haut sie’s so weg dass sie danach starke bauchkrämpfe hat am Dienstag war es sogar so schlimm dass sie umgekippt ist ich dachte das war’s jz! Bin zum tierarzt dort hat sie Infusion bekommen und Ultraschall dort kam raus dass sie eine starke Gallen Kolik hat und muss jz special Tabletten dafür nehmen der Tierarzt machte mir auch klar dass es nicht mehr lange gehen kann mit ihr ich mich darauf einstellen muss … es macht mich so fertig beim kleinsten Zucker wo sie macht fährt es mir in den Magen ich kann nichts mehr essen ich hab so panische Angst dass es innerhalb Sekunden los geht und es vorbei ist ich es nicht richtig erkenne dass sie nicht mehr will ich halte diese Angst kaum mehr aus ganz arg schlimm :(
    Vll hat jemand einen Rat für mich ?
    Liebe Grüße Tine

    1. Liebe Tine,

      danke für deine Nachricht.

      Wir können das sehr gut nachvollziehen!
      Es ist allerdings sehr schwer, da einen passenden Ratschlag zu geben, da jeder Mensch anderes reagiert und andere Erfahrungen hat. Die Entscheidung, wann es richtig ist, einen Hund gehen zu lassen, bleibt einfach uns Menschen überlassen und das ist eine große Verantwortung und auch eine Frage, die dir niemand so einfach beantworten kann.

      Wir wünschen dir ganz viel Kraft! We´ve all been there <3

      Liebe Grüße
      Sonja vom Hey Fiffi-Team

  2. Kuschmann, Andrea

    Zur Ergänzung muss ich sagen – das ich selbst mit 62 Jahren schwerbehindert und erwerbsunfähig bin – ich leider unter eine komplexen chronischen PTBS (bin in Therapie nehme Medikamente) und bisher haben Hunde mein Leben immer bereichert. Aber der Dauerstress mit dem kranken Hund ist für mich nicht gesund und ich weiß zur Zeit nicht wie es weiter gehen soll.

  3. Kuschmann, Andrea

    Meine kleine Bonny ist erst 7 Jahre alt und leidet seit 2020 unter einer schweren Futtermittelunverträglichkeit und einer atopischen Dermatitis. Am Ende einer langen qualvollen Zeit des diagnostizierens bei diversen Fachärzten (Dermatologe, Allerloge, Fachärzte für TCM, Naturheilkundlern) das meine gesamten Ersparnisse aufgebraucht hat – bekommt sie nun ein Spezialfutter (verträgt nur noch 1! Sorte) und ein Medikament gegen den Juckreiz. Der Hund muss 4 X täglich in kleinen Portionen gefüttert werden. Wasser kann nur abgekocht lauwarm gegeben werden – das Aufnehmen von Gras, Fremdfutter auch in winzingen Mengen löst tagelange Darmkoliken aus – bei denen der Hund sich in Krämpfen windet und vor Schmerz schreit. Alle Medikamente (Novalgin, Homöopathie, Spascupreel etc. ) lösen noch stärkere Koliken aus. Selbst Wärme ist ein zu großer Reiz. Die Hitzeperioden führen ebenfalls zu Koliken. Bonny darf nur an der Leine gehen – weil Sie sonst mit Ihrem normalen Verhalten – Schnüffeln, Buddeln, Gras fressen etc. wieder Koliken auslösen würde. Sie ist mittlerweile auch agressiv an der Leine – was den latenten Schmerzen und der Frustration geschuldet ist. Wir wohnen grün und ruhig – können trotzdem schöne lange Spaziergänge machen. Sie kann nicht lange allein bleiben – fängt dann an sich zu kratzen und verletzt sich selbst.

    Die ganze Wohnung wurde „allergiegerecht“ gemacht (Allergie gegen Schimmel und Milben) – alle Teppiche und Kissen raus, Enchasing-Bezüge über alle Kissen und Decken, ständig wischen und saugen.

    Es gibt sehr gute Phasen aber die Angst vor der nächsten Kolik, die Hilflosigkeit und die Tatsache das eine Allergie unbrechenbar ist – ist eine riesengroße Belastung. Ich bin allein und habe keine Untertützung – mein Umfeld versteht nicht, das ich den Hund liebe und ihn niemals weg geben würde – es wäre ja auch keine Lösung für die Kleine. ich bin oft allein und verzweifelt und weiß nicht wie lange ich diesen Druck, den Stress und die Angst noch aushlaten kann.

    1. Liebe Andrea,

      danke für deine Nachricht.

      Das klingt wirklich sehr, sehr belastend und wir hoffen, dass du genügend Hilfe hast, für dich und für deinen Hund <3
      Manchmal hilft es auch, den Hund für einige Tag in eine kompetente Betreuung, vielleicht bei Freunden, zu geben, um selbst einfach mal Luft holen zu können.
      Wir drücken euch die Daumen.

      Liebe Grüße
      Sonja vom Hey Fiffi-Team

      1. Kuschmann, Andrea

        Danke für Deine Antwort. Der Hund war schon bei 3! Besitzern bis zu Ihrem 2 Lebensjahr. Jede Trennung (kann auch nicht lange alleine bleiben) löst weitere Magendarmbeschwerden aus (ich bin nur zum Auto gegangen bei einer Freundin die sie sehr mag – der Hund hat 10 Minuten vor Angst geschrien) und danach erbrochen.

        Sie muss auch aufwändig versorgt werden – allein 4 mal gefüttert (da sie nur kleine Portionen verträgt) sie kann nur abgekochtes Wasser in lauwarmer Temperatur vetragen. Die Gassigänge können nur an der Leine erfolgen – sie darf nichts aufnehmen, frisst bei Stress (fremde Hunde, unbekannte Wege) Gras – was wieder Koliken auslöst. Sie ist mittlerweile auch agressiv an der Leine zu fremdem Hunden oder Hunden die frei laufen – was eine gute Vorausschau und Umsicht erfordert.

        Eine „normale“ Wohnung mit Teppichen, Kissen etc. hat eine große Milbenbelastung die wieder den Juckreiz ver schlimmert.

        Es gibt keine „kompetente“ Betreuung durch Freunde und auch eine professionelle Betreuung nimmt den ungeimpften (aufgrund der Allergien) Hund mit derartigen Problemen nicht an.

        Ich bin nun 62 Bonny ist 7 1/2 – ich habe mich mit allem arrangiert. Sie bleibt bei mir und ich betreue Sie so gut ich kann. Sie ist so süß und tapfer und wir haben viele schöne Phasen und Momente – die zum Glück immer überwiegen.

        Ich habe die Verantwortung übernommen und für mich gibt es keine Alternative wie weg oder ins Tierheim geben.

        Ich hoffe ich bleibe solange fit wie Bonny auf der Welt ist. Und vielleicht lerne ich auch nochmals einen netten Partner kennen – der Bonny auch lieb haben kann und uns ein bisschen hilft.

        Alles Liebe und Gute für euch

        Andrea und Bonny

        1. Liebe Andrea,

          das klingt nach einer großen Hingabe und deine Hündin hat Glück, dass sie bei dir gelandet ist, auch wenn es wirklich schwierig ist.

          Wir wünschen euch auf jeden Fall alles, alles Gute!!

          Liebe Grüße
          Sonja vom Hey Fiffi-Team

          1. Andrea Kuschmann

            Danke für Deine Antwort. Ich versuche jeden Tag zu genießen mit Ihr – wenn alles gut ist und sie an den schlimmen Tagen zu untertützen – so gut ich eben kann.

            Und Du hast es ja auch schon geschrieben- es gibt KEINE Alternative für die uns. Es ist unwahrscheinlich jemand zu finden der einen Hund mit diesen Kosten und dieser Belastung zu sich nimmt. Und meiner kleinen Maus würde es das Herz brechen – wieder weg gegeben zu werden. Sie würde wahrscheinlich im Tierheim landen und dort den Rest Ihres Lebens verbringen.

            Das könnte ich niemals zulassen – also machen wie weiter solange die guten Zeiten überwiegen- das tun Sie noch und wenn es nicht mehr geht wird Sie in meinen Armen einschlafen.

            Das ist meine Auffassung dazu und wir gehen den Weg gemeinsam.

            Alles Liebe und Gute für euch.

          2. Andrea Kuschmann

            Aber es ist auch ein Geschenk die Kleine zu haben. Sie ist so tapfer, dankbar, lustig, schlau und liebevoll – wie es ein Hund nur sein kann. Das sie bei mir ist – ist auch ein Geschenk für uns beide. Wir leben zusammen und genießen die schöne Zeit und stehen die Schlimme gemeinsam durch. Das verbindet für immer.

  4. Doris radzimski

    Ich habe einen 15 Jahr alten pekineesen..Sein Leben lang war er gesund und glücklich..Seit 1 Jahr herzsueszenz Tabletten halfen..Nun leider sehr unruhig kommt kaum zur Ruhe…Hanf tropfen zur Beruhigung.andere Tabletten..Ja war Nächte lang wach mit ihm..Nun kann das Glück kaum fassen verträgt er das neue Medikament und wir genießen den so schönen sommer…LG doris

  5. Jule

    Danke für diesen Text! Ich fühle mich so verstanden;)

  6. Helga Maendli-Bucher

    Mein Hund hat eine Kehlkopflähmung. Vor 2 Wochen bekam ich die Diagnose. Wir sind so fest miteinander verbunden. Ich weiss nicht mehr ein noch aus. Meine Gedanken kreisen nur noch. Was soll ich denn tun? Mein Leben ist nur noch eine Qual. Was soll ich nur tun? Bitte, kann mir jemand helfen?

    1. Liebe Helga,

      vielen Dank für deine Nachricht.

      Das tut uns ganz entsetzlich leid, dass es deinem Hund so schlecht geht. Das muss furchtbar für euch sein.

      Vielleicht gibt es in deinem Freundes- oder Bekanntenkreis Menschen, die dich ein wenig auffangen können. Falls es im Augenblick keinen Menschen in deinem Leben gibt, der Verständnis aufbringt, könntest du es bei der Telefonseelsorge versuchen, denn die haben ein großes, offenes Ohr für Kummer. Und Kummer und Trauer um ein geliebtes Haustier kann sehr, sehr wehtun.

      Wir hoffen, du findest jemanden, mit dem oder der du reden kannst und die in der Lage ist, dich ein wenig aufzufangen.

      Alles Gute für dich und auch für deinen Hund,
      Sonja vom Hey Fiffi-Team

  7. Melli und klein Freddy

    Ich habe beim Lesen Tränen in die Augen bekommen. Denn genauso ergeht es meinen Knopf seit Jahren. Er ist erst 8 in genau 17 Tagen. Und jede Sekunde ist so wertvoll. Viele Leidenstage begleiten uns mit Schmerz und Angst.Doch genauso viele fröhliche , glückliche, voller Liebe gesteckte Tage , sind dabei. Und bis zu seinem letzten Atemzug , werde ich an seiner Seite sein und ALLES geben , damit es ihm gut geht.

  8. Brigitte Schmidt

    In guten, wie in schlechten Zeiten, jawoll.
    Schließlich ist unser Hund nicht nur ein Hund, sondern ein Familienmitglied.
    Mein Kind würde ich auch nicht weggeben, nur weil es mich viel Geld kostet.

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