Wie läuft’s im Tierschutz?

Almut und Sonja quatschen wieder. Diesmal geht es nicht nur um Almuts bevorstehenden Umzug und die Schulhundprüfungen, die Sonja gerade bevorstehen, sondern sie unterhalten sich über die Vermittlung von Hunden in Tierheimen und Tierschutzorganisationen.

Hund, Foto: Sabine Fehrenbach (2J5A9205) - Hey-Fiffi.com
Bildquelle: Sabine Fehrenbach, Fehdogs Fotografie

Ja, wir wissen, das ist ein emotionales Thema und es gibt keine Patentlösung. Daher reden Sonja und Almut über eigene Erfahrungen. Erfahrungen, die weit auseinandergehen. Almut hat schon einige Hunde aus dem Auslandstierschutz in Direktadoptionen übernommen. Sonja rät Hundeanfänger*innen von Direktadoptionen eher ab. Und das sind nicht die einzigen Kontroversen in diesem Podcast. Almut und Sonja überlegen, warum manche Menschen Hunde direkt wieder retour schicken, warum Tierheimmitarbeiter*innen auch mal sehr skeptisch sind und Hunde lieber bei sich behalten, statt sie zu vermitteln und wie es in dem Beziehungsgeflecht „Hundemensch – Tierheim – Hund“ zu einem gemeinsamen Strang kommen könnte, so dass Hunde an die perfekten, zu ihnen passenden Menschen vermittelt werden und Menschen tatsächlich den Hund finden, der zu ihnen passt und nicht den, den sie sich in den Kopf gesetzt haben.

Und sie kommen zu dem Schluss: Alles nicht so einfach. Aber reale Beschreibungen der Hunde müssen auf jeden Fall sein!

Wir fragen: Welche Erfahrungen haben ihr gemacht? Und: Gibt es offizielle Zahlen, wie viele Vermittlungen perfekt funktionieren und wie viele Vermittlungen scheitern? Lasst es uns wissen!

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Kommentare

2 Antworten zu „Wie läuft’s im Tierschutz?“

  1. Hallo Sonja und Almut, bin seit 28 Jahren im Tierschutz „unterwegs“
    u.a. auch Pflegehunde.
    Vermittlung steht und fällt mit dem jeweiligen Vermittler und da kann es bei dem „Besten“ Verein zu Problemen nach Vermittlung kommen denn da kommt es ja auch auf den Menschen und seine Kommunikation an. Zuviele neue Vereine und junge Vermittler die nicht klar und deutlich kommunizieren, die zuwenig hinterfragen und vielleicht auch nicht genug Zeit in das so wichtige Vorabtelefonat investieren…? Es gibt vielfältige Gründe.
    Und dann auf der anderen Seite die Menschen, die felsenfest davon überzeugt sind: egal welche Probleme kommen, wir schaffen das!
    Von genau diesen Menschen gibt es leider auch nochmal genug…
    Dann wiederum die Hunde, die bei Direktadoption aus dem Ausland, Verhaltensweisen entwickeln, die im jeweiligen Tierheim niemals zu erkennen waren. Dann ist der Mensch gefordert und auch das kann/ will nicht jeder denn jetzt geht’s ans Eingemachte und man muss sich in eine Richtung bewegen/ oft muss das Tier sein neues Zuhause verlassen…
    Auch der beste Vermittler ist kein Hellseher aber sollte doch auch Menschenkenntnis und Erfahrung besitzen um dann die Interessenten gut einschätzen zu können.
    Und wer es hier in Deutschland auf einen Pflegeplatz schafft ist nicht immer im Vorteil. Mittlerweile sitzen genau diese Hunde ewig dort und binden sich, daran kann die beste PS nichts ändern. 2012 mein eigener PS Hund, kleiner Terriermischling, territorial veranlagt, 2014 dann vermittelt, in kompetente Hände.
    Einfach als Beispiel.
    Ist für viele Hunde nicht so toll, viele trauern Wochen oder sogar Monate,
    wie auch in Eurem Podcast erzählt.
    Dann wirklich Hunderte! von Hunden die nach gescheiterter Vermittlung von ihren Vereinen in deutsche Hundepensionen verfrachtet: jahrelang auf ein Zuhause warten!
    Eine Tierpension in Weeze hat einige dieser Kandidaten aufgenommen…
    Diese Tiere verschwinden regelrecht in der Versenkung: statt sie immer wieder sichtbar zu machen, zu promoten, bleiben sie leider auf der Strecke denn es gibt dann vor Ort ja wieder neue Notfälle die vorgezogen werden…Sinn und Unsinn kann man diskutieren.
    Nach meinen langen Jahren im aktiven Tierschutz, biete ich heute keine Pflegestelle mehr an denn ich kann es nach all diesen Jahren nicht mehr leisten denn es geht auch emotional an die eigene Substanz.
    Einen Hund nach fast 2 Jahren, oder auch nach Anderthalb Jahren in das neue Zuhause zu bringen erfordert starke Nerven und eine objektive Einschätzung der Bedürfnisse des jeweiligen Tieres. Einfach ist anders.
    Tierschutztiere brauchen Menschen
    die sie gut einschätzen, die verantwortungsvoll mit diesen Lebewesen umgehen, Bedürfnisse und Verhaltensweisen erkennen und auch Menschenkenntnis besitzen und keine Menschen die regelrecht „russisches Roulette“ spielen. Damit ist niemandem geholfen und im schlimmsten Fall wird das Tier in sein Ursprungsland zurück verfrachtet.
    Nicht überall wo „Tierschutz“ drauf steht ist auch Tierschutz drin, das sind meine Erfahrungen.
    Liebe Grüße

  2. Martina

    Hejhej Sonja und Almut, also ich kenne beide Seiten, die des Tierheims (arbeite seit knapp 20 Jahren ehrenamtlich in einem für Hunde «mit Baustellen») und teile mein Leben mit meinem zweiten Tierschutzhund, einem in der Schweiz ausgesetzten, «vermuteten» Strassenhund aus Rumänien. Mein erster war ein mehrfach umplatzierter Rotti aus dem Tierschutz, wir waren seine Menschen Nr. 4. Aufgewachsen bin ich mit Hunden der Preisklasse «kniehoch» und komplett unproblematisch. So richtig hundesozialisiert und in die Lehre gegangen bin ich erst mit meinem Engagement für die TH-Hunde.
    Bei uns ist es so, dass Interessent:innen für einen Hund ein längeres Bewerbungs-, bzw. Kennenlernverfahren durchlaufen. Das beginnt mit dem ersten Telefonat (gleichzeitig die erste Filterstufe), gefolgt vom Ausfüllen eines umfangreichen Fragebogens, einem ausführlichen Gespräch und – je nach Eindruck – dem ersten Kennenlernen des Wunschhundes (oder einem anderen, falls der Wunschhund nicht zum Menschen und dessen Lebensumständen passt) auf einem weiträumigen, eingezäunten Platz. Bei bleibendem Interesse absolvieren Hund und Interessent:in gemeinsam mit der Pflegerin/dem Pfleger des Hundes einige Spaziergänge, bis wir der Interessent:in (und sie/er sich selbst) zutrauen, konflikt- und möglichst stressfrei unterwegs zu sein. Wir sind froh, wenn sich unser Schützling bis dahin nicht nur von seiner Sonnenseite gezeigt hat, damit die Interessent:in keine bösen Überraschungen erlebt, wenn sie oder er auf sich allein gestellt ist. Zum Zeitpunkt des ersten Solo-Walks weiss der Mensch, was auch wir über den Hund, sein Wesen (seine Persönlichkeit), sein Verhalten im Alltag und vor allem seine Herausforderungen für seinen zukünftigen Menschen wissen. Hier nichts zu beschönigen, liegt im Interesse aller Beteiligten, vor allem in dem unseres Schützlings. Ebenfalls ins Info-Paket gehört, unter welchen Voraussetzungen wir ihn vermitteln, dazu zählen ggf. weiteres Training mit einer positiv arbeitenden Trainer:in, evtl. medizinische Versorgung o.ä. Ausserdem besuchen wir das eventuelle künftige Zuhause, erklären, was wichtig und vielleicht auch noch zu ändern wäre, beantworten Fragen.
    Verstehen sich Mensch und Hund nachhaltig gut, gibt es ein Probewochenende, dann eine Probezeit – die Länge hängt von der Schwere der «Baustellen» unseres Vierbeiners ab. Je nachdem zeigt ein Hund ein problematisches Verhalten ja erst nach einer gewissen Eingewöhnungszeit. Während der Probezeit sind wir jederzeit für Fragen, Unsicherheiten und Feedback ansprechbar, wir erkundigen uns aber auch proaktiv, wie es läuft. Ganz wichtig ist uns zu vermitteln, dass eine Entscheidung gegen eine Übernahme immer absolut in Ordnung geht. Denn das ist ja der Sinn der Probezeit, herauszufinden, ob man auch längerfristig im Alltag zueinander passt. Ist dem so, dann besiegeln wir das Happy End mit einem Schutzvertrag und freuen uns, wenn wir immer mal wieder eine Nachricht oder Fotos bekommen.
    Meine beiden Hunde stammen aus «meinem» TH, und ich hatte ziemlich sicher viel mehr Zeit, sie kennenzulernen als externe Interessent:innen. Und trotzdem war auch mein Bild von den beiden nicht komplett, haben sich mit der Zeit Verhaltensweisen gezeigt, mit denen ich nicht gerechnet hatte oder in ihrer Konsequenz für die Art wie wir zusammenleben können unterschätzt. Es ist eben so, dass wir bei einigen Hunden gar nicht oder nur unvollständig wissen, was sie geprägt hat, wie sie gelebt haben, inwiefern sie in der Lage sind, sich an eine bestimmte Lebenssituation anzupassen. Nun gehörten und gehören meine beiden ja zu den sogenannt «verhaltensauffälligen», anspruchsvollen Hunden. Genauso gibt es die TS-Hunde, die nur Gutes erlebt habe, super sozialisiert sind und souverän durchs Leben gehen. Entscheidend ist letztlich und in jedem Fall das richtige Matching von Hund und Mensch. Das braucht Zeit, Fachwissen seitens des Pflegeteams, ein wenig Menschenkenntnis hilft auch, aber eben vor allem Zeit und Geduld. Auch seitens der Interessent:innen. Schliesslich wollen wir unsere Schützlinge nach einer Vermittlung nur noch zu Besuch wiedersehen.
    Ich lerne meine Hündin nach fünf Jahren immer noch kennen. Was ich bisher gelernt habe: Manche Verhaltensweise – typ- oder biografisch bedingt – lässt sich nicht ändern, aber managen. Es war für uns beide bis hierher viel Arbeit, weh ave come a long way, und so manches Mal hätte ich sie gerne mit einer rosa Schleife um die Ohren verschenkt. Aber ich habe noch nie so viel dazugelernt wie durch diese Wundertüte von einem Hund.

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