Schmerzen beim Hund sind ein weit verbreitetes und häufig unerkanntes Problem. Wahrscheinlich haben weit mehr Hunde Schmerzen, als man dies gemeinhin vermuten würde. Aber woran liegt das? Nun, zum einen zeigen Hunde Schmerzen sehr häufig nur sehr subtil bis gar nicht und uns fällt erst auf, dass etwas nicht stimmt, wenn die Ursachen des Schmerzes (zum Beispiel Erkrankungen) schon fortgeschritten sind und der Schmerz so stark ist, dass der Hund ihn nicht länger „verstecken“ kann. Außerdem sind Hunde Meister darin sich anzupassen und zu kompensieren. Woran du erkennen kannst, dass dein Hund Schmerzen haben könnte, erklärt dir Hey Fiffi-Trainerin Daniela Maletzki.
Der hat nix
Eine leider weit verbreitete Fehleinschätzung ist außerdem die, dass ein Hund, der mit dem Hundekumpel tobt oder dem Ball hinterherrennt, auch keine Schmerzen haben kann. Sonst würde er das schließlich nicht tun. Dies führt dann wiederum dazu, dass der Hund in Situationen, in denen er zeigt, dass er Schmerzen hat, missverstanden oder nicht ernst genommen wird. Oft wird ihm dann sogar unterstellt, dass er sich anstellt, stur sei, nur keine Lust habe.
Merke: Nur, weil dein Hund keine (offensichtlichen) Anzeichen für Schmerz zeigt, bedeutet dies nicht, dass kein Schmerz existiert.
Auch wir vergessen unsere Schmerzen bei großer Aufregung und/oder Stress, da geht es unserem Hund nicht anders.
Individuelles Schmerzempfinden
Hunde haben, wie Menschen auch, ein ganz individuelles Schmerzempfinden und dementsprechend zeigt der eine Hund schneller, dass er Schmerzen hat und der andere zeigt es gar nicht. Auch Rennen, Springen, Toben und Spielen sind demnach kein Indikator dafür, dass dein Hund keine Schmerzen hat. Schmerzen sind ja auch nicht unbedingt ständig vorhanden, sondern beispielsweise nur bei bestimmten Bewegungen. Wir sollten auch immer im Hinterkopf behalten, dass viele Hunde(rassen) ursprünglich eine Aufgabe hatten, die eventuell auch einmal mit Unannehmlichkeiten und auch Schmerz einhergehen konnte. Denken wir mal an einen Jagdhund, der Wild über Stock und Stein und durchs Gebüsch verfolgen sollte.
So ein Hund musste bis zu einem gewissen Grad schmerzunempfindlich sein, um seinem Job nachgehen zu können. Mein eigener Hund hat in seinen jungen Jahren bei einem Vollspeed-Zusammenstoß mit einem Baum eine Kralle verloren und eine Sehnenverletzung an der Zehe davongetragen. Aufgefallen ist dies erst nach dem Spaziergang. Unterwegs hat er weder einen Ton von sich gegeben, noch gehumpelt oder in irgendeiner anderen Art und Weise Schmerzen gezeigt.
Fazit: Schmerzen werden also häufig nicht gezeigt und sind unter Umständen auch nicht sofort als solche erkennbar.
Akute und chronische Schmerzen
Akute Schmerzen fallen noch eher auf als chronische Schmerzen, weil der Hund in dem Moment, in dem er sich weh tut, auf den Schmerzreiz reagiert und eine Reaktion zeigt. Chronische Schmerzen, zum Beispiel bei Arthrosen, sind häufig schwerer zu erkennen, da es sich um einen schleichenden Prozess handelt und sich Veränderungen zum Beispiel im Verhalten des Hundes über eine gewisse Zeit entwickeln. Bestimmte Dinge werden mit der Zeit als normal wahrgenommen oder auf das zunehmende Alter des Hundes geschoben.
Anzeichen für Schmerzen
Schmerzen können sowohl zu körperlichen, als auch zu Veränderungen im Verhalten führen.
Veränderungen im Verhalten können unter anderem sein:
- Wiederholt starkes Hecheln, Schmatzen, Kratzen/Lecken (bestimmter Körperstellen)
- Lautäußerungen wie Fiepen, Jaulen
- Appetitlosigkeit
- Vermehrtes Ruhebedürfnis
- Vermehrte Unruhe
- Weniger Interesse an der Umwelt, an Aktivitäten (Unlust)
- Weigerung bestimmte Signale (Sitz, Platz) auszuführen
- Weigerung bestimmte Bewegungsabläufe auszuführen (Treppensteigen, Springen ins/aus dem Auto, Springen über Hindernisse) oder Probleme bei der Ausführung (zum Beispiel Aufstehen aus dem Körbchen)
- Der Hund möchte keinen (Körper-)Kontakt
- Der Hund möchte keinen Kontakt zu Artgenossen
- Starkes Beschwichtigungs-/Meideverhalten
- Zunehmendes Angst-/Aggressionsverhalten
Körperliche Veränderungen können unter anderem sein:
- Schmerzgesicht (angespannter Gesichtsausdruck, geweitete Pupillen)
- Erhöhte Atemfrequenz
- Zittern
- Starkes Speicheln
- Schweißpfoten
- Gewichtszunahme oder Abnahme
- Berührungsempfindlichkeit (auch bei Pflegemaßnahmen)
- Fellveränderungen (an bestimmten Stellen)
- Veränderungen im Gangbild (Humpeln, Stolpern, Zehenschleifen, Hoppeln)
- Vermeiden bestimmter Gangarten
- Unsauberkeit und/oder Probleme beim Urin-/Kotabsatz
(Die Listen ließen sich noch fortsetzen und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit)
Schmerzerkennung ist wichtig
Schmerzen beim Hund zu erkennen und zu lindern ist wichtig. Nicht nur, um dem Hund (in diesem Moment) Leid zu ersparen, sondern auch, weil nicht behandelte Schmerzen auch langfristig Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Hundes haben. Schmerz an sich ist ja zunächst einmal ein nützliches Warnsignal, das darauf aufmerksam machen soll, dass etwas nicht stimmt. Unbehandelt kann der Schmerz jedoch selbst zu einer Krankheit werden. Neben Veränderungen im Verhalten des Hundes (Angst- und Aggressionsverhalten stehen häufig mit Schmerz in Verbindung) kommt es auch zu körperlichen Anpassungserscheinungen. Das Vermeiden bestimmter Bewegungen, Ausgleichsbewegungen und Schonhaltungen führen zu (Muskel-) Anspannungen und Fehlbelastungen. Weitere Strukturen werden geschädigt (Gelenke, Sehnen, Bänder, Knochen, Muskulatur, etc.). Es kommt zu weiteren Schmerzen, die der Hundekörper wiederum auszugleichen versucht. So entsteht ein Teufelskreis aus Schmerz – Schmerzanpassung – weiteren Schäden – neuem Schmerz – weiteren Anpassungen… Dabei kann es auch passieren, dass der Hund plötzlich Schmerzreaktionen an Stellen zeigt, die ursprünglich gar nicht ursächlich für den Schmerz waren. Und auch Hunde können, wie der Mensch, ein Schmerzgedächtnis entwickeln. Sollte also bei deinem Hund der Verdacht bestehen, dass er Schmerzen hat, dann lasse dies doch bitte abklären, damit es nicht zu weiteren Verschlimmerungen kommt. Geeignete Ansprechpartner sind dein Tierarzt, Hundephysiotherapeut oder Hundeosteopath.
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