„Welcher Trick für welchen Hund?“ – Die richtigen Tricks für deinen Hund auswählen

„Prima“ sagt sich nun der engagierte Hundehalter. „Ich übe mit meinem Hund jetzt ein paar Tricks“. Der engagierte Hundehalter, nennen wir ihn Herr X , hat bisher nur Erziehungskurse mit seinem Hund absolviert und informiert sich daraufhin im Internet, welche Hundetricks es denn gibt. Herr X ist sehr beeindruckt, er schaut Videos wo Hunde auf den Hinterbeinen vorwärts, rückwärts und seitwärts tanzen, sie springen mit allen Vieren in die Luft, es gibt Hunde, die machen Handstand und Kopfstand und balancieren auf Bällen. Andere machen Männchen und halten dabei Schirme oder Blumen in den Armen, Herr X ist sehr beeindruckt. „Toll, das machen wir jetzt auch“ denkt Herr X und plant mit seinem 10 -monatigen Lumpi die ersten Tricks. Aber nicht alle Tricks sind für Herrn X geeignet. Dagmar Milde weiß mehr.

Trick und Co

Nicht jeder Trick passt!

Vorsicht! Sprünge, Männchen machen und auf den Hinterbeinen turnen dürfen Hunde erst, wenn Knochenbau und Gelenke ausgewachsen sind, was üblicherweise bei den meisten Rassen mit 18 Monaten soweit ist. Diese Tricks eignen sich auch nicht für alle Rassen. Rottweiler oder ähnlich schwere Hunde sollten diese Tricks nicht ausführen müssen. Auch wird die Queen ihre Corgies eher nicht zum Tanzen auf den Hinterbeinen ermutigen, da das Verhältnis der Extremitäten zur Länge des Rückens ungünstig ist.

Wie fängst du an?

Den meisten Spaß haben Hund und Halter, wenn das Tier auf seinem persönlichen Ausbildungsniveau abgeholt werden kann, wo es die Übungen fehlerfrei und erfolgreich absolvieren kann.
Um herauszubekommen, was der Hund leisten kann, kann man ihm ein paar Fragen stellen. Ich frage meinen Hund zum Beispiel: „Kannst du jetzt und hier an diesem Ort mit mir in Kontakt bleiben und aufmerksam sein?“ Mein Hund kann die Frage mit „Ja“ beantworten, indem er mich anschaut, wenn ich bewegungslos im Raum stehe. Auch wenn mein Hund mir folgt, wenn ich im Raum meine Position ändere und mir mit fragendem Blick folgt, wenn ich zu verschiedenen Ecken im Raum gehe, dann bedeutete das, dass mein Hund an diesem Ort aufmerksam sein und mit mir im Kontakt bleiben kann. Ein „Nein“ von meinem Hund wäre zum Beispiel, dass ich in einer Minute weniger als fünf Blicke von meinem Hund zugeworfen bekomme, dass mein Hund mich nicht fragend anschaut, wenn ich bewegungslos im Raum stehen bleibe und dass er mir nicht folgen würde, wenn ich meine Position im Raum verändere. Wenn ein Hund nur herumschnüffelt und nie mit seinem Menschen Kontakt aufnimmt, dann kann er in diesem Moment an diesem Ort nicht lernen. Hier muss man erst einmal den Grund für die Unaufmerksamkeit herausfinden.

Die Grundpositionen

Als nächstes würde ich meinen Hund fragen, ob er ein Sitz, ein Steh oder ein Platz auf ein Zeichen hin anbieten kann, ohne dass ich meinen Hund berühren muss. Warum ist diese Frage so wichtig? Jeder Trick beginnt mit einer dieser Positionen. Entweder sitzt ein Hund, wenn der Trick beginnt, oder er steht oder liegt. Natürlich kann jeder Hund sitzen, liegen oder stehen, aber wichtig ist, ob er das hier in dieser Trainingssituation kann. Vielleicht hat er noch kein Zeichen gelernt, woraufhin er die Position einnimmt. Oder ein Hund springt immer wieder auf und zappelt herum. Dann sollte der erste Trick für diesen Hund sein: „Bleib liegen (oder sitzen, oder stehen) solange, bis ich dir ein Freigabesignal gebe.“ Dieses Können ist Voraussetzung für alle Tricks.

Höflichkeitstraining

Trick und Co

Die nächste Frage, die ein Hund mit „Ja“ beantworten können muss, ist: “Kannst du dich in Anwesenheit von Futter höflich verhalten?“. Für manche Hunde ist das ein sehr schwerer Trick, aber es lohnt sich, ihn sorgfältig zu üben. Höfliches Benehmen, wenn Futter in der Nähe ist, ist eine Grundvoraussetzung für Impulskontrolle, die wir alle im Leben benötigen. Für viele Tricks ist es auch hilfreich, wenn Hunde Targets kennen. Das Wort Target kommt aus dem Englischen und bedeutet „Ziel“. Im Targettraining lernt ein Hund ein Ziel anzulaufen und dort zu bleiben, bis er eine neue Information bekommt. Oder der Hund lernt, mit der Nase, dem Kinn, der Pfote oder der Schulter ein Target zu berühren oder auch daran kleben zu bleiben. Targettraining ist vor allem für junge Hunde ein wichtiges Lernziel. Sie bekommen durch Targettraining ein besseres Körperbewusstsein. Je mehr Targets ein Hund kennen gelernt hat, umso leichter lernt er später viele unterschiedliche Tricks, weil er durch das jeweilige Target, das im Training eingesetzt wird, schnell eine Idee bekommt, mit welchem Körperteil er arbeiten muss.

Tricks

Als nächstes Lernziel bieten sich viele niedliche Tricks an, die Hunde sowieso schon machen. Sich verbeugen, manche sagen dazu „Diener“, oder bellen auf Signal und auf Signal ruhig sein. Pfotentricks, bei denen der Hund mit der Pfote etwas berührt, die Pfote auf etwas stellt oder auch mit der Pfote etwas umwirft. Pfote auf etwas stellen und dort zu bleiben, ist zum Beispiel ein nützlicher Trick zum Krallen schneiden. Das Kinn auf etwas legen ist nicht nur niedlich, sondern beruhigt aufgeregte Hunde, weil sie ihren Kopf ablegen können und die Nackenmuskulatur entspannen kann. Nebenbei kann man die Zähne kontrollieren und putzen oder Augentropfen geben.
Ein schönes und bewusstes Steh fördert die Eigenwahrnehmung und erdet den Hund. Mit isometrischen Übungen kann man dabei noch Muskulatur aufbauen. Fußpositionen, wie sie im Dog Dance oder Obedience vorkommen, starten mit einem stabilen Steh. Spanischer Schritt, der Diener oder ein Jump sind Tricks, die sich aus einem ruhigen und bewussten Steh entwickeln lassen. Ein sicheres und stabiles Steh ist aber auch im Hundealltag wichtig. Das Anzeigeverhalten bei Wildgeruch oder Fressbarem im Gebüsch, sowie ein kurzes Innehalten bei Sichtung von Artgenossen gibt dem Hund Zeit, über sein weiteres Tun nachzudenken und auf die Alternativen einzugehen, die der Mensch ihm anbietet.
Für viele Hibbelhunde sehr beruhigend und hilfreich, um sie in mehr Entspannung zu bekommen, sind die Tricks, die aus einem ruhigen Platz gebildet werden. Im Platz das Kinn ablegen entspannt und sieht niedlich aus. Die Tricks „Schlafen“ oder auch „toter Hund“ werden aus dem ruhigen Platz weitertrainiert und auch eine Rolle sieht nur schön aus und ist für den Hund gesund, wenn sie aus einer ruhigen Startposition ausgeführt wird.

Von der Grundausbildung zum Trick

Ein Hund benötigt also erst einmal eine gute Grundausbildung, damit er später möglichst viele Tricks lernen kann. Hunde zeigen dabei schnell ihre individuelle Begabung und wir bekommen einen Eindruck, wie dieser Hund weiter gefördert werden kann und worauf er sich spezialisieren möchte.

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Über die Autorin

Dagmar Milde

Dagmar Milde wohnt mit Familie, zwei Hunden, einem Kater und zwei Nymphensittichen in der Nähe von Basel. Nach einem Musikstudium und langjähriger Tätigkeit als Bratschistin im Sinfonieorchester Basel, leitet sie seit 2008 die Hundelongierschule Riehen. Die Hundelongierschule Riehen bietet neben Longieren und dem von Dagmar Milde entwickeltem Rally Longieren, Hundefitnesskurse wie Gymnastrick, Click- und Trickkursen, sowie Dog Dance und Rally Dog Dance an. Ab 2018 wird JAD Dogs das Angebot erweitern. Regelmässig werden themenbezogenen Seminare und Workshops angeboten. Das Seminar Programm besteht momentan aus den Workshops zu „Lernspielen“, „Das 10 Leckerli Spiel & Co“, Giftködertraining, Training für den jagenden Familienhund, Rückruf– und Leinentraining. Diese Seminare können, auch extern gebucht werden. Bei Interesse senden Sie bitte eine Email mit dem Betreff „Workshop Anfrage“ an info@hundelongierschule.ch

Seit 2017 ist der erste Online Kurs Longieren nach dem Trainingsaufbau der Hundelongierschule erhältlich unter https://www.hundelongierschule.ch/kurse-shop/
Das von Dagmar Milde konzipierte Trainingstagebuch Longieren ist bei Easy Dogs zu finden: https://www.easy-dogs.net/angebot/buecher_und_produkte/tagebuch_longieren.html
Verschiedene Veröffentlichungen in Fachzeitschriften u.a. Sitz Platz Fuss, bei Easy Dogs, Markertraining oder im eigenen Blog: https://mildes-hundetraining.ch/blog

Ausbildungen

Nach dem Fernstudium der Hundepsychologie bei ATN, folgten verschiedene Ausbildungen zur Clickertrainerin, ergänzt durch Seminare und Fortbildungen, wie z.B. die Hühnerseminare in der Tierakademie Scheuerhof oder die TAG Teach Ausbildung. Sachkundenachweis, Erlaubnis nach § 11 Nr. 8 TSchG, wurde beim Landratsamt Lörrach abgelegt.

Mehr Information unter www.hundelongierschule.ch

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