Tierheimhunde haben oft eine nicht so positive Vergangenheit, was sich dann auf ihr Verhalten auswirkt. Oft kennen wir auch die Vergangenheit nicht oder nur lückenhaft. Für die Hunde geht es um das “Hier und Jetzt” und um ihre Zukunft. Eine Zukunft in einem kompetenten Fürimmerzuhause. Um die Hunde auf ein neues Leben vorzubereiten, ist Training natürlich wichtig. An erster Stelle muss der Hund aber richtig eingeschätzt werden, um den richtigen Weg für genau diesen Hund zu finden. Sandra Herbst erzählt Majas Geschichte.
Maja ist eine ehemalige rumänische Straßenhündin, die nach Deutschland in eine Pflegestelle für 3 Jahre kam, zu mehreren anderen Hunden und schließlich von einer Familie adoptiert werden sollte. Allerdings ist Maja eine unsichere Hündin, die vor allem Angst vor Männern hat. Schon nach einem Tag wurde sie zurück zur Pflegestelle gegeben. Dort konnte sie nicht lange bleiben, da es einen Beißvorfall mit der Hündin der Pflegestelle gab. So kam sie ins Tierheim.
Vom Tierheim ins Training
Seit Oktober letzten Jahres ist das Tierheim unter neuer, fachkompetenter Leitung von Tanja. Sie bezog mich ein, um Maja kennen zu lernen, da diese als aggressive Hündin angekündigt wurde. Die Körpersprache, ihr ganzes Verhalten, zeigte, dass sie eine ängstliche/unsichere Hündin ist, die aus Selbstschutz agiert. Bellen, knurren, Scheinattacken in Richtung der Zwingergitter im Wechsel mit Beschwichtigungen.
Arbeit ohne Druck
Wir waren uns sofort einig, dass diese Hündin keinen Druck braucht, sondern Zeit und positives Training, um Vertrauen fassen zu können. Mit Ruhe und deeskalierender Körpersprache gelang es uns, sie nach und nach aus der Reserve zu locken. Ich nutzte die “Macht des Futters”, denn der Leberwursttube konnte sie nicht widerstehen und beruhigte sich durch das Schlecken. Sobald die Zwingertür geöffnet war, wurde sie deutlich ruhiger und ging in die Beschwichtigung über. Hat man die Leine (Geschirr mit Hausleine) in der Hand, ist es, als ob ein Schalter umgelegt wird und man hat eine freundliche, zu Beginn noch zurückhaltende, Hündin an der Leine. Clickertraining kannte sie bereits.
Der Schalter im Kopf wird nur langsam umgelegt – Bei Hund und Mensch
Doch nicht jeder kommt mit Maja zurecht. Zeigt eine Person ihr gegenüber Unsicherheit, so fährt sie ihr volles Programm auf. Zu Männern kann sie momentan noch kein Vertrauen fassen. Manche Mitarbeiter fühlten sich mit ihr überfordert und wollten sie in ein anderes Tierheim abgeben. Die Einschätzung einer externen Hundetrainerin war, nach kurzer Begutachtung vor dem Zwinger: Offensiv aggressiver Hund. Maulkorb drauf und mit Dominanz händeln.
Es wird!
Tanja und ich waren der gleichen Meinung, dass das der falsche Weg für Maja wäre und wir arbeiteten weiterhin über positives Training mit ihr und etwas Nasenarbeit zur Kopfauslastung. Leinenführigkeit ist bei ihr gut und sie kann sich auch entspannt nach hinten sortieren, wenn sie dem Menschen vertraut. Männer sind immer noch gruselig. Sie hat keinerlei Jagdambitionen und ist bei den meisten Hundebegegnungen entspannt. Pfoten, Ohren untersuchen – kein Problem bei ihr und schmusen kann sie richtig genießen. Mittlerweile hat Maja in jeder Gassischicht eine Person, die sie problemlos ausführen kann. Sogar Ausflüge mit Mitarbeitern macht sie regelmäßig. Die Skeptiker hat ihre Entwicklung überzeugt. Mir geht das Herz auf, wenn ich sehe, wie sie sich entwickelt und freudig im Zwinger auf und ab hüpft. Wir bleiben dran und ich wünsche mir für sie ein tolles, kompetentes Zuhause.
- Themenseite: Tierschutzhunde
Über die Autorin
Sandra Herbst lebt mit ihren 3 Aussies in Besigheim, ca. 25 km nördlich von Stuttgart und ist Inhaberin und Trainerin der mobilen Hundeschule Coach my Humans.
Schwerpunkte der Hundeschule sind neben dem Gruppentraining, das Mindwalk Training, das Zwergerln, Spiel & Spaß sowie Krimigassitouren, ihre Leidenschaft ist Treibball.
Sie arbeitet ehrenamtlich im Tierheim Vaihingen/Enz und betreut und trainiert dort die Hunde.
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