Katwarn für Hunde – Rückruf geschickt aufbauen

In unserem ersten Artikel zum Rückruftraining haben wir uns ein wenig Gedanken über ein passendes Signal gemacht und festgestellt, dass es Sinn machen kann, lieber „Bananentorte“ als „Hiiiier zu rufen“. In unserem zweiten Artikel ging es um Katzen und Leckerchen. Und heute beschäftigen wir uns mit dem anständigen Aufbau des Rückrufsignals. Sonja Meiburg hilft dir dabei, ein wenig Ordnung in konfuses Training zu bringen.

Katwarn

Katwarn mal anders

Kennst du die App „Katwarn“? Die schickt dir auf dein Handy Nachrichten, wenn sich in deiner Nähe Katastrophen sämtlicher Art ereignen, um dich auf diese Umstände aufmerksam zu machen. Ich glaube, unsere Hunde halten uns ab und an für so ein Katwarn-System auf zwei Beinen. Du rufst deinen Hund, damit er den Passanten nicht anspringt. Du rufst, damit dein Hund den Hasen nicht jagt. Du rufst, wenn der Best Hundebuddy ums Eck kommt. Jedes Mal alarmiert dein Katwarn-Rufen deinen Hund. Was glaubst du, wie lange es dauert, bis dein Hund lernt: „Ey, sie hat gerufen! Da muss was los sein!“?

Der Katwarn-Test

Ob das bei deinem Hund so ist, kannst du ganz einfach feststellen. Lass ihm mal etwas Freilauf oder nutze eine lange Schleppleine. Und dann lässt du ihn einfach seiner Wege gehen. Wenn du in einer Gegend bist, die du gut überschauen kannst und bei der du erkennen kannst, dass gerade wirklich nichts los ist, dann rufst du deinen Hund. Einfach so, ohne großes Aufhebens. Zögert dein Hund, bevor er zu dir gelaufen kommt? Schaut er sich erst einmal um, um festzustellen, ob vielleicht etwas Interessantes zu sehen ist, denn du hast ja schließlich gerufen? Kommt er erst zu dir, wenn er festgestellt hat, dass rundherum wirklich nichts Spannendes zu erleben ist? Dann kannst du dir sicher sein, dass du in die Katwarn-Falle getappt bist.

Ablenkungsliste gegen die Routine

Wäre gut, wenn du diese unglückliche Verknüpfung wieder lösen könntest, oder? Das heißt aber, dass du raus musst aus der Katwarn-Routine! Und dabei hilft dir eine Ablenkungsliste. Eine Ablenkungsliste ist ein Zettel, auf dem du alles notierst, was deinen Hund ablenkt. Alles!! Und zwar nicht nur die großen Sachen wie „fremde Hunde“, „Rehe“, „fliegende Bälle“, „Türklingel“, sondern auch die Kleinigkeiten. Vor allem die Kleinigkeiten! Schreibe mal zwei, drei Tage lang alles auf, was deinen Hund ablenken könnte. Das kann sein: Dein Kind, das aus dem Zimmer geht und nach einer Minute wieder zurückkehrt. Der Nachbarshund, der bellt, während ihr im Wohnzimmer döst. Der Lieblingsnachbar, der aus der Tür kommt, während ihr im Garten steht. Ein Fahrrad, das beim Spaziergang an euch vorbeifährt. Die Schnüffelstelle an der Ecke, auf die alle Hunde immer draufpieseln müssen. Das Rascheln der Leckerchentüte. Fliegendes Laub. Und ja, auch der Hase, die Ein-Uhr-Katze und die Türklingel! Schreib alles auf!!

Sortieren

Wenn du zwei, drei Tage lang mal alle Ablenkungen, die dir so auffallen, auf deiner Liste notierst, solltest du locker auf 100 – 200 Ablenkungen kommen. Und dann sortierst du deine Liste in „leichte Ablenkungen“, „mittlere Ablenkungen“ und „schwere Ablenkungen“.

Trainieren

Und wenn du deine Liste erstellt und sortiert hast, nutze sie für dein Training. Suche dir in den nächsten Tagen gezielt die Ablenkungen aus deiner „Leichte Ablenkungen“-Kategorie und übe mit ihnen. Du kannst zum Beispiel deine Tochter bitten, kurz aus dem Zimmer zu gehen, langsam bis zehn zu zählen und wieder zu dir zu kommen. Dein Hund schaut hin, wenn deine Tochter aus dem Zimmer geht oder wenn sie wieder zurückkommt? Prima! So hast du gleich zwei Gelegenheiten, deinen Hund zu rufen und zu belohnen. Zu den passenden Belohnungen lies dir bitte noch einmal unseren Artikel zum Thema „Katzen und Leckerchen“ durch. Übe in den nächsten Tagen und Wochen mit dieser Liste. Wenn du alle leichten Ablenkungen durch hast, gehst du zu den mittleren Ablenkungen über und übst mit diesen. Der Vorteil: Du rufst nicht nur, wenn du rufen musst. Du verfällst nicht in die übliche Routine, sondern rufst bewusst in Situationen, in denen du sonst nie gerufen hast. Und dein Hund wird jedes Mal passend belohnt. Ihr bekommt durch die vielen Wiederholungen richtig viel Übung und eine schöne Belohnungshistorie. So ist die Wahrscheinlichkeit, dass dein Hund kommt, wenn der Hase hochgeht, viel größer als bisher.

Was funktioniert wohl besser?

Mal ganz logisch überlegt: Was ist wohl sinnvoller? Wenn du wie bisher selten rufst und belohnst, wenn nichts los ist, weil du den Rückruf da ja eh nicht brauchst, aber ganz oft rufst, wenn gerade richtig der Punk abgeht und die Ein-Uhr-Katze ums Eck kommt? Oder wenn du ganz, ganz häufig rufst, wenn nicht viel los ist, deinen Hund dafür anständig belohnst und dann ab und zu rufst, wenn das Reh lossprintet? Wo ist die Wahrscheinlichkeit wohl größer, dass dein Hund kommt? Also: Schnapp dir Stift und Papier und erstelle eine Ablenkungsliste, damit du in Zukunft aus der Katwarn-Routine raus und in eine Er-kommt-sofort-wenn-ich-ihn-rufe-Routine rein kommst. Viel Spaß!

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