Hiiiiiiiiiier“ oder „Bananentorte“? Wie du deinen Hund richtig rufst

„Er muss gar nicht viel können. Sitz und Platz halt und er soll kommen, wenn ich ihn rufe.“ Den Spruch kennt jeder Hundetrainer. Jaaaa, wenn das mal immer so einfach wäre mit dem Rückruf. Da gibt es einige Stolperfallen. Dass dein Hund nicht so gut folgt, wenn du ihn rufst, kann unter anderem daran liegen, dass du nicht das richtige Signal verwendest. Was damit gemeint ist, erklärt dir Hey Fiffi-Trainerin Sonja Meiburg.

Rückruf

Samstagnachmittag auf der Hundewiese . Von allen Seiten her tönt es: „Fiffi!! Fiffi, komm!! Fiffi, kommst du her! Hierher! Sofort!“ und „Bello, hiiiieeeer. Hierher! Komm her!“ und „Kira! Kiraaaaaa! Kiiiiiiira!“ Fiffi, Bello und Kira sind aber gerade anderweitig beschäftigt. The dogs you called are temporarily not available… Gut, da läuft beim Rückruf bissi was falsch. Ob dein Rückruf funktioniert oder nicht, hängt von vielen verschiedenen Faktoren im Training ab: Welche Belohnungen verwendest du? Unter welcher Ablenkung hast du bisher geübt? Und auch: Welches Signal verwendest du?

Das Rückruf-Signal: Unterschätzter Faktor

Hast du schon mal daran gedacht, dass das Signal, mit dem du deinen Hund rufst, dafür sorgen könnte, dass er nicht reagiert? Das Rückruf-Signal wird ganz oft unterschätzt. Viele Leute rufen ihren Hund einfach mit Namen. Wenn das nicht funktioniert, hängen sie oft noch andere Signale hinten dran. Manchmal heißt es dann nur „Fiffi!“, manchmal wird Fiffi gerufen mit „Fiffi, komm!“ und wenn er dann immer noch nicht umdreht, geht die Litanei los: „Fiffi, komm sofort her! Ich hab dir gesagt, du sollst herkommen! Hiiiiiiier! Komm her!“ Wir achten doch sonst so sehr darauf, dass unser Hund unsere Signale gut versteht. „Sitz“ heißt „Popo auf Boden“, „Platz“ heißt „Leg dich hin“. Aber beim Rückruf verwenden wir auf einmal drölfzig verschiedene Signale in der Hoffnung, dass wenigstens eins von ihnen funktionieren möge. Mal ganz logisch überlegt: Das kann doch so nicht funktionieren, oder? Woher soll dein Hund wissen, dass „Fiffi!!“, „Fiffi, komm!!“ und auch noch „Fiffi, komm sofort her! Ich hab dir gesagt, du sollst herkommen!“ dasselbe bedeuten, nämlich: „Alle vier Pfoten zu mir. Sofort!“

Taugt dein Signal etwas?

Probier´s doch mal aus. Überlege dir, mit welchem Signal du deinen Hund rufst. Nutzt du seinen Namen? Sagst du „Komm“ oder „Hier“? Nimm dir ein Blatt Papier zur Hand und einen Stift. Oben auf das Blatt Papier schreibst du dein Rückruf-Signal. Und dann kritzelst du eine Tabelle mit drei Spalten: Eine Spalte mit (+), eine Spalte mit (-) und eine Spalte mit (anderes Signal). Und immer, wenn du deinen Hund mit deinem Rückrufsignal gerufen hast und dann etwas folgte, was für deinen Hund richtig toll war, machst du einen Strich in die Spalte mit dem (+). Du kannst in der Spalte zum Beispiel einen Strich machen, wenn dein Hund sich über das Belohnungsleckerli wirklich gefreut hat. Wenn du ihn zu seiner Futterschüssel gerufen hast. Wenn du mit ihm nach dem Rückruf Ball gespielt hast. Und so weiter. Immer, wenn sich dein Hund nach dem Rückruf richtig, richtig freut, machst du einen Strich in der (+)-Spalte. In der (-)-Spalte machst du einen Strich, wenn du deinen Hund gerufen hast, dein Hund sich aber nach dem Rückruf nicht freuen konnte. Zum Beispiel, wenn du ihn mit Namen ansprichst, aber eigentlich gar nicht willst, dass er zu dir gelaufen kommt. Ich meine so Sachen, wie: „Fiffi, komm, setz dich mal her. Fiffi, mach mal Platz da, ich muss da durch. Warte mal, Fiffi, ich muss meine Handtasche noch mitnehmen.“ Wie oft sagst du seinen Namen, obwohl du ihn eigentlich gar nicht rufst? In die (-)-Spalte kommt auch ein Strich, wenn du deinen Hund gerufen hast, er auch kommt, danach aber nichts Tolles passiert. Zum Beispiel, wenn du ihn vom Spiel mit anderen Hunden abrufst, ihn anleinst und nach Hause gehst. Oder wenn du ihn aus dem Garten ins Haus rufst und dann gleich die Terrassentür zumachst. In die (anderes Signal)-Spalte trägst du immer ein, wenn du für den Rückruf ein anderes Signal benutzt hast als das, was oben auf deinem Zettel steht. Wenn du also „Fiffi, hiiiiier, komm her, du sollst herkommen!!“ gerufen hast. Nach zwei, drei Tagen nimmst du dir deine Liste vor.

Wie viele Striche stehen in der (+)-Spalte?

Schau auf deine Liste und vergleiche: Wie viele Striche stehen wirklich in der (+)-Spalte? Und wie viele Striche stehen in den anderen Spalten? Und verstehst du jetzt vielleicht, warum du dir über dein Signal ein paar Gedanken machen solltest? Wenn dein Hund, wenn du ihn rufst, nicht wirklich etwas Positives erlebt oder wenn du ihn ständig mit wechselnden Signalen rufst, wie soll er dann lernen, dass er auf dein erstes Rufen reagieren soll?

Und nun?

Wenn du anhand deiner Liste merkst, dass dein Rückruf-Signal eigentlich schon verbrannte Erde ist, dann atme mal tief durch und überlege dir ein neues Signal. Vielleicht gleich zwei für den sogenannten „Doppelten Rückruf“. Ein Signal, damit dein Hund dich anschaut und das zweite Signal, um ihn beim Herankommen auf dem Weg zu dir zu begleiten (das hält deinen Hund bei der Stange, während er zu dir gelaufen kommt). Achte darauf, dass du diese Signal wirklich nur beim Rückruf verwendest. Du könntest zum Beispiel statt des Namens deines Hundes einfach einen Kosenamen verwenden, der ab sofort für den Rückruf reserviert ist. Oder du benutzt etwas ganz Abgefahrenes wie „Kiiiiwiiii“. Ich kenne Hundehalter, die „Taxi!“ rufen. Ganz nach Belieben. Du kannst auch pfeifen, wenn du möchtest. Hauptsache, du kommst dir dabei nicht allzu doof vor und kannst dir das Signal gut merken. Wenn es dir nicht zu lang ist, kannst du auch „Bananentorte“ rufen. Dann dürfte dir die Aufmerksamkeit aller Anwesenden sicher sein. Also zumindest die der menschlichen Anwesenden… Als zweites Signal für das Herankommen kannst du zum Beispiel sagen „Zack, zack, zack“ oder „Yippie, yippie, yippie“ oder du nutzt einen Intervall-Pfiff.

Nach dem Signal beginnt das Training

Wenn du jetzt ein passendes Signal gefunden hast, fängst du an, deinem Hund beizubringen, dass dieses Signal etwas ganz Tolles bedeutet. Dann übst du unter langsam steigender Ablenkung mit ganz vielen, verschiedenen Belohnungen. Aber wir machen hier erstmal Pause, damit du dir in Ruhe ein Signal überlegen kannst.

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