Bist du auch schon mal gefühlte drölfzig Trillionen Minuten mit deinem Hund an einer Schnüffelstelle gestanden, bis er sich endlich bequemt hat, kurz drüberzupinkeln und dann weiterzugehen? Nervt dich das und du würdest ihn am liebsten nach den ersten fünf Sekunden hinter dir herziehen, weil du deinen Spaziergang zu Ende führen möchtest? Nun, das kannst du machen, aber es könnte sich als weniger sinnvoll erweisen, als du denkst. Sonja Meiburg mit einem kleinen Denkanstoß.

Das Problem
Vor ein paar Wochen hatte ich einige Einzelstunden mit den Haltern eines recht großen Molossers namens Bruno. Das Problem: Der Hund zog an der Leine wie blöde. Von einer Schnüffelstelle zur nächsten. Immer, wenn er etwas in die Nase bekam, was ihn interessierte, zog er so stark, dass er kaum noch zu halten war. Er war von der Schnüffelstelle dann auch nicht mehr wegzubringen. Versuch mal, 60 Kilo vom Fleck zu bewegen, dann weißt du, was ich meine.
Die Ursache
Nachdem ich mit den Haltern gesprochen hatte, war die Ursache recht schnell klar. Der Spaziergang war weniger für den Hund da, als für seine Leute. Sie würden gerne einfach nur spazieren gehen und Bruno möge doch bitte einfach mittrotten. Klar dürfe er zwischendurch mal schnüffeln, aber doch bitte nicht so lang und bitte nicht so oft. Das führte dazu, dass Bruno Schnüffelstellen nie in Ruhe ausschnüffeln konnte und regelmäßig mit immer mehr Mühe und Ungeduld weitergezogen wurde. Bruno hatte also gelernt: Wenn mich eine Schnüffelstelle interessiert, dann muss ich ganz, ganz schnell dahin und dann möglichst schnell und hektisch schnüffeln und mich möglichst schwer machen, damit ich möglichst lange etwas von der Schnüffelstelle habe. Die Folge: Bruno zog immer heftiger an der Leine, um an interessante Stellen heranzukommen und blieb dort immer sturer stehen.
Die Lösung
In diesem Fall war die Lösung ganz einfach: Bruno durfte Schnüffelstellen ab sofort ausgiebigst untersuchen. Herrchen und Frauchen blieben so lange geduldig stehen, bis Bruno mit dem Schnüffeln fertig war. Natürlich dauerte das in der Anfangszeit eeeeeewig. Bruno hatte ja einiges nachzuholen. Aber siehe da: Nach ein paar Tagen blieb die Leine locker. Bruno hat gelernt, dass er sich nicht wie blöde in die Leine hängen muss, um möglichst schnell zu einer Schnüffelstelle zu kommen. Der Spaziergang wurde viel entspannter. Nach zwei Wochen haben wir dann ein „Weiter“-Signal aufgebaut für den Fall, dass Herrchen und Frauchen es doch mal eilig hatten und Bruno einen interessanten Geruch ausnahmsweise mal nicht zu Ende schnüffeln konnte. Aber das war für Bruno dann auch kein Problem mehr, denn er wusste: Beim nächsten Spaziergang darf wieder ausgiebig geschnüffelt werden.
Das Fazit
Beachte: Je mehr du deinem Hund das Schnüffeln verbietest, umso eher kann es passieren, dass er sich erst recht und ganz dolle anstrengt, endlich mal schnüffeln zu dürfen. Darunter kann die Leinenführigkeit arg leiden. Lass deinen Hund also in Ruhe schnüffeln, wann und wo es möglich ist, und genieße derweil einen ruhigen, gechillten Spaziergang. Uns Menschen tut die Schnüffel-Zwangspause auch ganz gut.
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