Puppy Diaries: Capturing Calmness – Der Standby-Modus

Isla ist ein Energiebündel und jederzeit zu allen Schandtaten bereit. Wie den meisten Welpen und vielen erwachsenen Hunden, fällt es ihr schwer, zur Ruhe zu kommen. Da Ruhe und Schlaf für Hunde sehr wichtig sind, um ausgeglichen und entspannt durchs Leben zu gehen, erklärt dir Simone Müller, wie du deinem Hund beibringen kannst, von sich aus zur Ruhe zu kommen.

Isla

Auch du kannst deinem Hund beibringen, sich öfter mal von sich aus in eine Art Standby-Modus zu schalten, ohne dass du ihn aktiv zur Ruhe bringen musst. Er kann lernen, sich zu entspannen, während du gerade beschäftigt bist und dich nicht um ihn kümmern kannst. Zum Beispiel während du am Computer arbeitest, Essen zubereitest, auf dem Spaziergang ein Päuschen einlegst oder zwischen zwei Trainingseinheiten in der Hundeschule.

Ruhiges Verhalten verstärken

Um ruhiges Verhalten zu verstärken, überrasche ich Isla mit einem Leckerchen, wenn sie

  1. gerade ruhiges und entspanntes Verhalten zeigt
    UND
  2. gerade kein Leckerchen erwartet.

Was hat dein Hund gerade im Sinn?

Isla
Isla schaut mich erwartungsvoll an und spekuliert auf ein Leckerchen. In diesem Moment füttere ich nicht, da ich sonst die Futtererwartung verstärken würde, nicht aber die Entspannung.
Isla
Isla liegt zwar ruhig da, aber sie hofft immer noch auf ein Leckerchen. Daher füttere ich in diesem Moment nicht.
Isla
Isla hat das Futter vergessen. Sie beobachtet Enten auf einem Teich. Wenn ich sie jetzt füttere, belohne ich nicht Entspannung, sondern das ruhige Betrachten von Enten. Dies wäre zwar kein Drama, aber nicht das Verhalten, welches ich in diesem Moment verstärken möchte.
Isla
Isla liegt ruhig und entspannt da, sie erwartet kein Futter. In diesem Moment überrasche ich sie mit einem Futterbröckchen zwischen den Pfoten.
Isla
Auch jetzt verstärke ich Ruhe und Entspannung, indem wie aus dem Nichts ein Leckerchen zwischen Islas Pfoten fällt.

Für ein so wichtiges und tolles Verhalten wie Ruhe und Entspannung, verwende ich sehr hochwertige Leckerchen, wie zum Beispiel Käse oder Fleischwurst. Wenn Isla nach dem Leckerchen freudig aufspringt und ein weiteres Leckerchen haben möchte, dann zeige ich ihr meine leeren Hände und füttere erst dann wieder, wenn sie wieder chillt und kein Leckerchen mehr erwartet. Ich gebe Isla das Leckerchen ganz kommentarlos, ohne Markerwort oder Klick, denn würde ich nach dem Klick füttern, dann würde ich die Erregung füttern, die Isla nach dem Klick empfindet. Ich möchte aber die Ruhe füttern. Ebenso verwende ich kein „Kommando“ oder Signal wie Platz oder Sitz für diese Übung, denn erstens funktioniert es besser, wenn der Hund von sich aus die Entscheidung trifft, ruhiges Verhalten zu zeigen und zweitens weiß ich nicht, welche Emotion Isla mit dem Signal Sitz oder Platz verknüpft hat. Empfindet sie dabei Ruhe und Entspannung oder doch eher Aufregung und freudige Erwartung, was als nächstes kommt, oder gar Frust, weil sie in ihrer Bewegung eingeschränkt ist? Ich wiederhole diese Übung in vielen unterschiedlichen Situationen und Umgebungen, in denen Isla sich entspannt. Indem ich ruhiges Verhalten verstärke und belohne, wird Isla sich in Zukunft immer öfter dafür entscheiden, ruhiges Verhalten zu zeigen und es sogar genießen, gechillt und entspannt zu sein.

Nach Emily Larlham, Kikopup „Capturing Calmness“.

Über die Autorin

Simone Müller ist geprüfte Hundetrainerin (ATN) und trainiert mit ihrer Hundeschule Training4Paws in der Nähe von Mosbach und Ludwigsburg. Neben Einzelcoachings, Workshops und Seminaren bietet sie als Anglistin auch Übersetzungsdienste für englischsprachige Dozenten zu Hundethemen an.

Nähere Infos zum Angebot unter https://www.training4paws.de

Simone ist Mitglied der Trainervereinigung Trainieren satt Dominieren und dem Berufsverband der Pet Dog Trainers of Europe (PDTE).
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Kommentare

2 Antworten zu „Puppy Diaries: Capturing Calmness – Der Standby-Modus“

  1. Daniela

    Ist es denn nicht so, dass ich den Hund mit einer Belohnung dann generell aus seiner gerade gefundenen Entspannung heraushole? Also genau das, was ich möchte, unterbreche ich ja dann. Dann dauert es meist länger wieder bis er ruhig wird. Meist hebt er seinen Kopf ja schon, wenn ich nur aufstehe (sofern ich grade sitze), um ihm das Leckerli zu geben…

    1. Liebe Daniela,

      vielen Dank für deine Nachricht.

      Ja, du hast recht, die Belohnung unterbricht die Entspannung. Es ist allerdings so, dass die Entspannung oft der Körperhaltung folgt. Das heißt, wenn der Hund weiß, dass eine bestimmte Körperhaltung eine Belohnung entspricht und diese Körperhaltung eine Entspannung bewirkt, geht er auf Dauer immer länger in diese Körperhaltung und damit auch in die Entspannung. Die Belohnung wird dann immer weiter hinausgezögert.

      Wenn dein Hund den Kopf hebt, wenn du aufstehst, löst nicht die Belohnung die Unterbrechung der Entspannung aus, sondern deine Bewegung. Dann macht es Sinn, sich neben den Hund zu setzen, während er entspannt und ihm die Belohnung nur anzureichen. Also eine entspanntere Atmosphäre zu schaffen.

      Es gibt aber auch Hunde, die sich so über die Belohnung freuen, dass sie dann kaum noch zur Ruhe kommen. Da bietet es sich an, minderwertigere Leckerchen zu verwenden oder nur ganz ruhig mit dem Hund zu sprechen. Probier mal aus, was für euch am besten funktioniert.

      Liebe Grüße,
      Sonja

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