Physio to go – Der Physiospaziergang (Teil 1)

Physiotherapie muss nicht nur in der Praxis oder bei dir zu Hause stattfinden. Physio geht auch unterwegs, auf dem Spaziergang. Das macht nicht nur unheimlich Spaß, es sorgt auch für sinnvolle Beschäftigung (Hunde die sich langweilen, suchen sich ihre eigene Beschäftigung und die muss nicht  unbedingt in deinem Sinne sein), lastet den Hund so aus und schult gleichzeitig sein Körpergefühl und seine Konzentration. Außerdem sind auch diese Übungen wieder dazu geeignet, Muskulatur aufzubauen und/oder zu erhalten. Ob Junghund, erwachsener Hund oder Senior: Die Übungen können individuell an Alter, Trainingsstand und Können angepasst werden und so ist für jeden etwas dabei. In  Zukunft kannst du die Spaziergänge also nicht nur interessanter gestalten, sondern  gleichzeitig auch noch etwas für die Gesundheit deines Hundes tun. Hey Fiffi-Trainerin Daniela Maletzki hat Tipps und Ideen für dich.

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Foto: Daniela Maletzki

Eine kleine Zusammenfassung –Warum Physio to go?

Safety first

Bei allen Übungen steht Sicherheit immer an erster Stelle. Du solltest also die Rahmenbedingungen so schaffen, dass dein Hund möglichst keine  Fehler machen und sich auch nicht verletzen kann. Gerade am Anfang macht es Sinn, eine reizarme Umgebung zu wählen. Viele  Übungen kannst du auch erst einmal zu Hause oder im Garten trainieren. Nutzt du „Hilfsmittel“ wie Baumstämme, Bänke, Steine, Pöller, solltest du darauf  achten, dass diese rutschfest, standfest und ohne scharfe Ecken/Kanten sind. Außerdem sollten die Hilfsmittel, was Höhe, Abstände, etc. angeht, an Trainingsstand, Größe  und Gewicht deines Hundes angepasst sein. Achte auf ausreichend Platz, damit dein Hund die Übung auch gut durchführen kann.
Insbesondere im Winter und nach Regen solltest du darauf achten, dass keine  Rutschgefahr besteht. Im Sommer sollten Baumstämme nicht so trocken  sein, dass sie splittern.

Kontraindikationen

Zunächst einmal gilt: Wenn du dir nicht sicher bist, ob die Übung für deinen Hund  geeignet ist, wende dich an einen Fachmann und frage nach. Eine gute Anlaufstelle  bietet dein Tierarzt/deine Tierärztin oder Hundephysiotherapeut/Hundephysiotherapeutin. Du solltest in jedem Fall auf die Übungen verzichten, wenn dein Hund akut krank ist,  sich deutlich unwohl fühlt oder absolut nicht mitmachen möchte. Auch wenn sich viele der Übungen grundsätzlich auch für Hunde mit Erkrankungen des  Bewegungsapparates eignen, solltest du sie dir vorher von einem Fachmann zeigen  lassen, wenn dein Hund diesbezüglich Probleme hat.

Weitere Kontraindikationen sind:

Bevor es los geht – Übungsaufbau

Mache deinen Hund zunächst langsam mit den Dingen, die du nutzen möchtest, vertraut. Wähle einen methodischen Aufbau. Du beginnst mit einer großen  Unterstützungsfläche (die Fläche, auf der dein Hund steht und Halt findet) und  verkleinerst diese schrittweise, wenn dein Hund die Übung beherrscht. Du wählst also zum Beispiel einem sehr breiten Baumstamm und erst, wenn dein Hund sich auf  diesem gut ausbalancieren und bewegen kann, nimmst du einen schmalen. Außerdem gilt es zunächst auf einem stabilen Untergrund zu beginnen, bevor es auch  einmal wackeln darf. Und auch die Übungen selbst müssen statisch erst sitzen, bevor sie dynamischer  werden. Wichtig ist, dass dein Hund die Übungen bewusst durchführt und nicht nur blind durch  die Gegend stolpert oder dem Leckerchen in deiner Hand folgt. Langsame Ausführungen sind besonders effektiv, allerdings auch anstrengender für  deinen Hund. Antreiben solltest du deinen Hund nicht und vor allem auch zu nix zwingen. Beides führt entweder dazu, dass dein Hund die Lust verliert oder, schlimmer, zu  Verspannungen, Verkrampfungen und damit zu einer gesteigerten Verletzungsgefahr.

Nebeneffekt – Beschäftigungsinseln

Eine weitere positive Begleiterscheinung des Physiospazierganges ist, dass sich der  Hund die Stellen, an denen ihr die Übungen macht, merkt und sich so schon beim nächsten Mal eine  gewisse Vorfreude einstellt. Geht ihr also regelmäßig in einem bestimmten Gebieten spazieren und macht dort  immer an der gleichen Stelle eure Übungen, schafft ihr euch eine Beschäftigungsinsel. Einen Anlaufpunkt, der mit Training, aber auch mit Spaß und dem gemeinsamen Tun  verknüpft ist. Diese Beschäftigungsinseln können euch auch beim Training von Problemverhalten  nützlich sein. Hast du zum Beispiel einen Hund, der jagdlich stark motiviert ist und dem es im  Wald schwerfällt, sich auf dich zu konzentrieren? Dann können dir diese  Beschäftigungsinseln, die ja mit Training und Konzentration verknüpft sind, helfen.

Jeder (Gassi)Gang macht fit?

Möchtest du die Übungen nicht nur zur Beschäftigung (was natürlich auch möglich ist)  nutzen, sondern wirklich einen Effekt erzielen, dann müssen sie regelmäßig  stattfinden. Wie häufig du mit deinem Hund übst, hängt zunächst einmal von seinen individuellen  Voraussetzungen ab und auch von eurem Alltag. Bedenke, dass dein Hund erst (Muskel-)Kraft und Ausdauer entwickeln muss, um  Übungen ausführen oder Positionen halten zu können. Trainingspausen zur Regeneration sind genauso wichtig, wie das Training selbst. Du musst also jetzt nicht jeden Spazierweg zur Fitnessstrecke umfunktionieren. Ganz im Gegenteil: Du kannst und sollst auch weiterhin einfach nur mal so mit deinem  Hund spazieren gehen, ohne irgendetwas von deinem Hund zu verlangen, ohne  irgendetwas zu üben. Einfach nur in eurem eigenen Tempo durch die Gegend schlendern und dem Hund die  Möglichkeit geben, um zu schauen, zu horchen und zu schnüffeln.
Jetzt habe ich dir jede Menge darüber erzählt, welche Vorteile physiotherapeutische  Übungen auf dem Spaziergang haben können, was es zu beachten gibt und was du  besser nicht tun solltest.
Wie die einzelnen Übungen konkret aussehen, das erfährt du im nächsten Artikel.

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