In unserer kleinen Serie „Olivers Alltagsgeschichten“ erzählt Hey Fiffi-Trainerin Anja Püster über ihr tägliches Zusammensein mit ihrem Vierbeiner Oliver und wie sie Alltagssituationen geschickt meistert. Heute geht es um Frühlingsgefühle bei Rüden.
In diesen ersten Frühlingswochen kommt mir wieder mein Vorsatz „ Du willst keinen Rüden“ in den Sinn. Diesem Vorsatz konnte ich ja zum Glück nicht treu bleiben, als ich Oliver das erste Mal gesehen habe. Aber ich will euch mal schildern, wie der Alltag im Frühling mit einem kleinen Testosteronbomber aussieht.
Das liebe Testosteron
Es fängt schon damit an, dass er morgens nicht mehr kuschelig lange schläft, sondern schon früh hellwach auf der Matte steht, um die allgemeine Lage zu klären. Wenn wir dann der ersten kleinen Siedlungsgang machen, läuft er wie auf Schienen seine festgelegte Kontrollroute. Die Nase auf dem Boden, das Bein locker in der Hüfte schwingend, immer zum Pinkeln bereit und mit einem Gang wie ein Cowboy, der zu lange auf dem Pferd gesessen hat, marschiert er durch die Straßen.
Andere Jungs
Bei Hundesichtung stellt er schnell fest, welches Geschlecht sein Gegenüber hat. Wir halten erstmal großen Abstand und können so ganz gut entsprechend reagieren. Intakte Rüden veranlassen ihn zu einer angespannten Körperhaltung und leichtem Einfrieren. Ich lasse ihn dann mit dem Signal „Gucken“ kurz den anderen Rüden ansehen und schaue dann, wie wir am besten aus der Situation kommen.
Mal ist die Leberwursttube hilfreich oder Tricks wie Hand/Fußtouch, einparken zwischen den Beinen. Egal, Hauptsache, es gibt keine Männerdiskussion. Wobei es da auch auf die Größe des Gegenübers ankommt. Bei kleinen Rüden fällt es ihm schwerer, sich abzuwenden, während er bei großen Exemplaren schnell den Kopf abwendet, irgendwo schnüffelt und zügig weiter gehen kann. Mädels findet er natürlich umwerfend und er kann, nach Absprache mit den Besitzern, hingehen und seinen Charme versprühen. Kastrierte Rüden können „the sexiest dog alive“ oder total uninteressant sein.
Impulskontrolle schonen
Wenn wir draußen sind, frage ich nur die wichtigsten Signale ab, um seine Impulskontrolle zu schonen. Sitz als „Stoppen auf Entfernung“, Aufmerksamkeitswechsel und ein „Komm mit“. Ansonsten belohne ich alles, was er mir von selber anbietet. Blickkontakt, Tricks die nicht unter Signalkontrolle stehen und daß er so süß guckt, natürlich auch. Bis auf die Leberwursttube und stark gewürzte Frikadellen sind Leckerlies aktuell keine Belohnung für ihn, aber schnüffeln und weiterlaufen sind tolle Verstärker für erwünschtes Verhalten. Wenn wir im Feld oder Wald unterwegs sind, läuft er an einer 15 Meter-Leine.
Ableinen ist in seinem jetzigen Hormonstatus nicht günstig. Oliver kann schon recht flott werden, wenn es vor ihm gut riecht und der Rückruf ist dann, na ja, sagen wir mal, nicht optimal.
Kleiner Tipp für Rüdengeplagte
Mein Tipp für alle Rüdenbesitzer im Frühlingserwachen ist: KEINE RUNDEN GEHEN. Wir gehen immer den gleichen Weg, den wir gekommen sind, wieder zurück, denn da kennt Oliver schon alle relevanten Gerüche und kommt relativ entspannt Zuhause an. Klar habe ich auch schon über eine Kastration nachgedacht, aber Oliver ist ja eher der ängstliche Typ und ich habe die Befürchtung, dass er nach einer Kastration noch ängstlicher wird. Außerdem war der Spuk im letzten Jahr nach ein paar Wochen vorbei und sein Testosteronspiegel hatte sich wieder auf ein Wohlfühlmaß eingependelt. Ich hoffe einfach mal, dass es diese Jahr genauso sein wird. Zum Glück kann er Zuhause gut entspannen und zur Ruhe kommen. ABER, im Nebenhaus gibt es eine neue, junge, unkastrierte Hündin, die bestimmt demnächst läufig wird. Es bleibt also spannend.
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- Artikel von Anja Püster
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