Mantrailing kennste, ne? Das ist das, wo sich jemand versteckt und der Hund diese Person sucht. Es gibt mittlerweile aber sehr viele verschiedene Arten des Mantrailings und auch sehr viele verschiedene Arten des Trainings. Mantrailing kann mehr sein als eine reine Personensuchen. Es kann deinem Hund Selbstbewusstsein und Selbstwirksamkeit vermitteln. Dafür braucht es jedoch wertschätzend angeleitetes Training. Astrid Sperlich erklärt dir, worauf du dabei achten solltest.
Es gibt inzwischen eine Vielzahl an Mantrailing Angeboten – von der Ausbildung in einer Rettungshundestaffel bis zur „Spaß Trailen“ Gruppe. Sie alle unterscheiden sich durch Ziel, Aufbau und Durchführung deutlich voneinander. Und ehrlich gesagt, wird inzwischen so einiges als „Mantrailing“ verkauft, was mit einem durchdachten Aufbau einer Personensuche nicht mehr viel zu tun hat.
Wenn du mit deinem Hund Mantrailing machen möchtest, ist es daher sinnvoll, dir vorher Gedanken darüber zu machen, was du mit dem Training erreichen möchtest. So kannst du das passende Angebot für euch wählen.
Strebst du es an, Einsatzreife zu erlagen? Schätzt du den sportlichen Wettkampf und Vergleich? Möchtest du mit einem Hund eine gute Zeit haben und ihn artgerecht auslasten? Oder möchtest du einem Hund sogar ganz gezielt etwas Gutes tun:
Diesen Ansatz – Mantrailing als Enrichment möchte ich dir hier etwas näher vorstellen.
Enrichment
Der Begriff „Enrichment“ hat inzwischen festen Einzug gehalten in die Welt des Hundetrainings. Häufig denken wir dabei an Schleckmatten, Schnüffelteppich, eingepacktes Futter zum Auspacken und Intelligenzaufgaben für Hunde.
Der Gedanke des Enrichments geht aber deutlich weiter und tiefer. Denn nur, wenn das Angebot auch bewirken kann, dass sich die Lebensumstände des Hundes dadurch zum Besseren wenden, ist es wirklich Enrichment. Die gefrorene Schleckmatte, die der Hund mehr oder weniger frustig stupide abschleckt ist eine Beschäftigungsmaßnahme – kein Enrichment.
Beim Enrichment werden die folgenden 5 Säulen bedient:
- Nahrungsaufnahme, Futter
- Gesundheit
- Umwelt
- Selbstwirksamkeit
- Gute Emotionen
Zurück zum Mantrailing.
Mantrailing als Enrichment
Was ist dieses „Mantrailing“ eigentlich:
Beim Mantrailing nimmt ein Hund anhand des Individualgeruches eines Menschen dessen Spur auf, verfolgt diese und findet diesen Menschen. Ist von dieser Person keine Spur vorhanden oder endet die Spur, so zeigt der Hund das an.
Wenn nun das Training für die Suche einer Person als Enrichment eingesetzt werden soll, dann ist das Ziel, die Lebensumstände des Hundes zu verbessern. Bei dieser Form steht also der Blick auf die Bedürfnisse des Hundes (und der Menschen) im Fokus – nicht das Funktionieren des Teams im Sinne von „Schneller, länger, schwieriger“.
Wir bilden die Teams aus, damit diese gemeinsame Tätigkeit eine Bereicherung in deren Leben ist – und ich möchte an dieser Stelle gleich mal einwerfen: Mantrailing per se ist nicht automatisch bedürfniserfüllend.
Worauf legen die Trainer*innen also ihren Fokus?
14 Punkte, an denen du den Enrichmentgedanken beim Mantrailing erkennen kannst
- Die (auch besonderen) Bedürfnisse deines Hundes stehen im Vordergrund – nicht das Erreichen eines Leistungszieles.
- Der Aufbau ist kleinschrittig, so dass du und dein Hund leicht, mit Freude und Erfolg lernen könnt.
- Gerade Mensch-Hund Teams mit besonderen Bedürfnissen sind hier gut aufgehoben und werden wertschätzend trainiert.
- Die Aufgaben werden individuell an euren Ausbildungsstand und Tagesform angepasst.
- Die gesamte Umsetzung des Trainings ist bedürfnisorientiert – von der Ankunft bis zur Heimfahrt. Es geht nicht nur um den Trail.
- Das Training wird so durchgeführt, dass es euch bei der Bewältigung von Alltagsthemen unterstützt.
- Eure Aufgabe wird so gewählt, dass ihr wachsen könnt, ohne zu scheitern.
- Gruppengröße, Zeitrahmen und Ort des Trainings werden sorgfältig gewählt, so dass du und dein Hund möglichst viel vom Training profitieren könnt.
- Die Trainer*innen haben eine reichhaltig gefüllte Toolbox, um für jedes Team das Training optimal zu gestalten.
- Du wirst wertschätzend angeleitet, die Aufgabe zusammen mit deinem Hund zu lösen.
- Zeigt dein Hund auf dem Trail Verhalten jenseits des Ausarbeitens des Trails, wird die Ursache dafür gesucht und Lösungsansätze gefunden.
- Wenn der Hund den Trail nicht wie gewünscht erarbeitet, gibt es keinen „Abbruch des Trails als Konsequenz“, sondern die Rahmenbedingungen werden so angepasst, dass der Hund die Aufgabe verstehen kann und erfüllen möchte.
- Das Training bezieht nicht nur den eigentlichen Trail ein, sondern auch das Ankommen, das Warten, die Pausen und das Heimfahren.
- Der Rückweg von der Zielperson zum Auto gehört dem Hund und seinen Bedürfnissen. Du bekommst die Zeit, die ihr braucht, selbst wenn du (weil es nicht anders ging) die nächste Zielperson bist.
Echtes Mantrailing Training
Wenn bei diesem Training so viel auf die Bedürfnisse des Hundes geachtet wird – ist das dann überhaupt noch echtes Mantrailing? Aber ja! Absolut.
Der Trainingsansatz, mit dem ich meine Teams ausbilde, ist der gleiche, den sehr erfolgreiche Einsatztrailer*innen nutzen. Wir trailen „auf dem Geruchsband“, d. h. die Hunde werden bei uns ausgebildet, sehr spurtreu zu suchen. Die Aufgabe lautet also „Zeige mir, wo die Person gelaufen ist“ anstatt „Finde die Person – egal wie“.
Dieser Ansatz hat gerade beim Einsatz als Enrichment große Vorteile, da es eine sehr klare Aufgabenstellung ist, die dem Hund leicht und kleinschrittig vermittelt werden kann. Auch die Menschen lernen so deutlich leichter, ihre Hunde zu lesen. Die Hunde finden so viel leichter in den Flow.
Es geht völlig ohne militärischen Drill. Die Hunde lösen ihre Aufgabe konzentriert und erfolgreich – und haben auch noch echten Spaß dabei.
Hunde mit besonderen Bedürfnissen
Gerade beim Trailen mit Fokus auf das Wohlergehen des Hundes können auch Teams mit besonderen Bedürfnissen gut teilnehmen und sehr profitieren. Das Trailen kann eine echte Unterstützung sein im Bearbeiten von Herausforderungen in Bezug auf
- Ängstlichkeit und Furcht
- Schnell hohe Erregung aufgrund von Frust
- Großer benötigter Individualabstand zu anderen Artgenossen
Auch mit so einem Hund kannst du an einem Gruppentraining teilnehmen, kannst als Team wachsen, gemeinsam eine gestellte Aufgabe lösen. Bist Teil einer wertschätzenden Gemeinschaft und kannst dich austauschen. Du wirst mit Deinen Sorgen und Nöten ernst genommen, die Trainer*innen finden eine Lösung, die für dich und deinen Hund umsetzbar ist.
So entsteht Verbundenheit mit deinem Hund und mit anderen Menschen! So entsteht Wachstum eurer Fähigkeiten und Fertigkeiten. Und Spaß macht es auch noch.
Damit das erreicht werden kann, sind besondere Rahmenbedingungen erforderlich: „Setup for success“
- kleine Gruppengröße
- unterstützendes Setting (Zeit und Ort)
- zielführender Trainingsansatz
- Betreuung vor, während und nach dem Trail
- Knowhow der Trainer*innen, um wirklich passende Trails legen zu können
Bitte sei Dir bewusst, dass du das für 10 € in einer großen Gruppe nicht bekommen wirst.
Trainer*innen-Suche
Wie finde ich solche Trainer*innen:
Der IBH bietet für Trainer*innen eine Weiterbildung zur lizensierten Mantrail Trainer*in – Schwerpunkt Enrichment an. Absolvent*innen dieser Weiterbildung erkennst Du an diesem Logo:
Dieses Label steht für geprüftes Mantrailing als Enrichment nach den Leitlinien.
Ansonsten ist meine Empfehlung für die Trainer*innen Suche:
- Besuche das Training vor Ort ohne deinen Hund
- Nimm die Liste von oben und vergleiche, welche der Punkte in dem Training erfüllt werden
- Wenn Hunde ganz anders behandelt werden, frag die Trainingsleitung nach den Gründen für ihr Handeln. „Das macht man beim Mantrailing so“ – oder „das geht beim Trailen nicht anders“ sind keine Begründungen, sondern Ausreden. Es geht anders.
- Frage insbesondere, was gemacht wird, wenn der Hund auf dem Trail ein unerwünschtes Verhalten an den Tag legt (wie z. B. „Fremdschnuppern“): Druck auf den Hund auszuüben ist niemals eine bedürfnisorientierte Lösung.
- Dieser Blogbeitrag als Podcast: Mantrailing als Enrichment
- Themenseite: Mantrailing
- Themenseite: Enrichment
Über die Autorin
Astrid Sperlich, Jahrgang 69 ist Mantrailing Trainerin und vermietet eine Hundewiese im Landkreis Mühldorf am Inn an Hundehalter zur exklusiven Alleinnutzung. Ihr Schwerpunkt ist Mantrailing zur Verbesserung der Lebensqualität der Mensch-Hund Teams.
Zu ihr gehören aktuell die Huskys Calimero und Tikaani sowie der Andalusier Celestino. Die positiven Auswirkungen, die Mantrailing gerade auf Teams mit besonderen Ansprüchen hat, haben dazu geführt, dass sie ihren Beruf als Apothekerin an den Nagel gehängt hat und 2019 ihre Hundeschule sowie die „etwas andere Hundewiese“ eröffnet hat.
Als geprüftes Mitglied und anerkannte Referentin beim IBH basiert ihre Trainingsphilosophie auch beim Mantrailing auf ruhigem, konzentrierten für den Hund sinnvoll aufgebautem Training. Ihre spezielle fachliche Herangehensweise hat sie bei einem Instruktor zahlreicher Blaulichtorganisationen im D-A-CH Bereich erlernt.
„Mantrailing mit dem INNsider Spirit“ ist also die Verbindung professionellen Mantrailing Trainings mit einem wertschätzenden Umgang sowohl mit Menschen als auch Hunden. Astrids Training orientiert sich an den Bedürfnissen beider und beruht auf der Basis positiver Verstärkung.
Neben dem regulären Training vor Ort gibt sie Seminare für andere Hundeschulen und teilt ihr Wissen in Online Workshops. Seit 2021 unterstützt sie auch Kolleg*innen dabei, Mantrailing in ihren Hundeschulen als Enrichment einzusetzen. Sie ist federführende Dozentin der IBH Weiterbildung lizensierter Mantrail Trainer*innen.
INNsider Spirit
Lasst uns gemeinsam mit Mantrailing das Glitzern in die Augen von Menschen und Hunden (zurück) bringen!
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