Leinenaggression – Zwei Sichtweisen

Dein Hund bellt andere Hunde an. Das findest du kacke. Verständlich. Es ist peinlich, anstrengend und du fühlst dich überfordert. Wie du auf das Gebell reagierst, hängt ganz davon ab, welche Sichtweise du einnimmst. Von Sonja Meiburg

Leinenaggression
Foto: Lara Meiburg Photographie

Kategorie Eins: „Schluss jetzt!“

Es gibt natürlich jede Menge unterschiedliche Sichtweisen. Oft kann man aber zwei Kategorien unterscheiden. Die erste Sichtweise, die einem oft in den Sinn kommt, ist die, dass der Hund da etwas tut, was er nicht darf. Etwas, was brave Hunde nicht tun. Und natürlich vermittelt das Gegröhle und Gebelle anderen Menschen den Eindruck, dass du deinen Hund nicht im Griff has. Deswegen geht diese Sichtweise häufig einher mit Bestrafungen. Du schüttest deinem Hund Wasser ins Gesicht, wenn er einen anderen Hund anschaut. Du ruckst an der Leine, sobald dein Hund knurrt und du schimpfst laut: „Nein!“. Diese Sichtweise kann sehr schnell dazu führen, dass dein Hund fremde Hunde immer furchtbarer findet, weil ihm von dir immer wieder Unangenehmes widerfährt, sobald ein anderer Hund auftaucht.

Kategorie Zwei: „Was brauchst du?“

Die zweite Sichtweise ist eine etwas andere. Du überlegst dir, warum dein Hund so reagiert. Offensichtlich hat er ein Problem mit anderen Hunden. Ist er vielleicht schon einmal angegriffen worden? Oder vielleicht „nur“ überrannt, weil ein anderer Hund mit ihm spielen wollte? Und du überlegst, was dein Hund jetzt brauchen könnte: Vielleicht braucht er mehr Abstand zum fremden Hund, um ruhig bleiben zu können. Vielleicht braucht er Unterstützung und Sicherheit von dir, indem du ihm zeigst, dass du dafür sorgst, dass sich der andere Hund nicht weiter annähert. Vielleicht kannst du durch Futter und freundliche Worte den Stress deines Hundes etwas lindern. Diese Sichtweise kann sehr schnell dazu führen, dass dein Hund sich entspant, wenn er andere Hunde sieht, weil er weiß, dass er nichts zu befürchten hat und dass ihm geholfen wird.

Du hast die Wahl

Welche Sichtweise du einnimmst, kannst du selbst entscheiden. Beobachte dich selbst, wenn ihr das nächste Mal einen fremden Hund trefft. Welche Sichtweise nimmst du ein und ist sie zielführend? Was bringst du deinem Hund gerade bei? Du entscheidest.

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Kommentare

2 Antworten zu „Leinenaggression – Zwei Sichtweisen“

  1. Lena Köhle

    Die zweite Sichtweise ist sicher die zielführende, wobei leider sehr viele Hundehalter und Nicht-Hundehalter die erste einnehmen und leider teilweise sogar explizit von einem einfordern.
    Ich frage mich, wie ich mit einem Rudel (2 Hunde) „ruhiger“ an anderen Hunden vorbeikomme. Wenn Abstand möglich ist, gebe ich ihn den Hunden, und der Hündin tut Körpernähe und Ablenkung durch Futter ganz gut. Aber ich habe den Eindruck, dass sie besonders zu zweit bellen WOLLEN und sich danach ganz toll fühlen. Einzeln sind sie wesentlich ruhiger, aber ich möchte nicht dauerhaft getrennt spazieren gehen. Welche Strategie könnte gegen das Bellenwollen im Rudel helfen?

    1. Liebe Lena,

      vielen Dank für deine Nachricht.
      Unsere Videos zur Leinenaggression kennst du schon, oder?
      Falls nein, schau mal hier rein:
      https://www.hey-fiffi.com/leinenaggression-beim-hund/
      und hier
      https://www.hey-fiffi.com/leinenaggression-beim-hund/leinenrambo-click-fuer-blick/

      Wichtig dabei ist, die Hunde nicht abzulenken, sondern gezielt zu belohnen. Das ist ein Unterschied ;)
      Es macht erst Sinn, mit beiden Hunden wieder gemeinsam zu üben, wenn du die Basics mit jeweils einem Hund wirklich drauf hast. Wenn dir das Handling leicht von der Hand geht, kannst du dann mit beiden Hunden üben. Wichtig ist, sofort mit dem gezielten Belohnen anzufangen, sobald der erste Hund den fremden Hund wahrgenommen hat. Achte dabei vor allem darauf, dass du den Hund häufiger belohnst, der schneller und heftiger reagiert, so dass sich das Verhalten gar nicht erst hochschaukeln.

      Viel Spaß beim Üben!

      Liebe Grüße,
      Sonja vom Hey Fiffi-Team

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