Lassie oder was? Warum ein Schulhund ausgebildet werden sollte

Die Sommerferien stehen vor der Tür und vielleicht zieht bei dir als Pädagog/in in den Ferien ja ein kleiner Wauzel ein, den du nach den Ferien gerne mit in die Schule nehmen möchtest. Also am besten gleich von Anfang an, damit er sich an Klassenzimmer, Kinder, umfallende Ranzen, knallende Brötchentüten und den lauten Schulgong gewöhnt. Warum das vielleicht keine so prickelnde Idee ist, erklärt dir Hey Fiffi-Chefin Sonja Meiburg.

Schulhund
Foto: Lara Meiburg Photographie

Direkt mal vorweg: Es gibt Hunde, die seit vielen Jahren in unseren Schulen unfassbar gute Arbeit leisten. Die nie ausgebildet worden sind, sondern schon von Natur aus einfach coole Socken sind und deren Nervenkostüm nicht aus Stahl, sondern aus Adamantium besteht (ja, im Hause Meiburg ist man Marvel-Freak). Es gibt aber leider auch die anderen. Social Media und Schulhund-Filterblase sei Dank ploppen auf meiner Pinwand immer mal wieder Videos und Fotos von Schulbegleithunden im Einsatz auf, bei denen sich bei mir die Gänsepelle aufstellt. Nicht vor Rührung, sondern vor Entsetzen. Da werden Hunde mitten unter die Kinder geworfen, jeder darf mal streicheln, umarmen und sich dicht an den Hund kuscheln, während der Hund von der Lehrkraft festgehalten wird, damit er sich dem nicht entziehen kann. Auch dann, wenn das Kuschelti… äh… der Hund bereits deutlich sichtbare Beschwichtigungssignale sendet und sich ob der für ihn gruseligen Situation am liebsten in Luft auflösen würde. Es spricht sehr für die Duldsamkeit unserer Hunde und ihren ewig großen Geduldsfaden, der vom Klassenzimmer bis rauf auf den Mount Everest reicht, dass sich die Vierbeiner solche Situationen oft genug ohne Beißvorfall gefallen lassen. Aber was, wenn der Geduldsfaden mal reißt? Wenn es das eine Bedrängen zu viel war? Dann steht die Lehrkraft vorm Hund mit einem lauten:
„Oh, mein Gott! Das hat er ja noch nie gemacht!“

Wie kommt es dazu?

Die Frage, die sich mir bei den Videos immer stellt, ist: „Warum zur Hölle setzt eine Lehrkraft ihren Hund so einer Situation aus? Warum hilft sie dem Butzel nicht?“ In der Regel ist das ja gar kein böser Wille! Es ist einfach Unwissenheit! Und genau da setzt die Ausbildung an. Es ist eben nicht einfach damit getan, den Hund schon als Welpen mit ins Klassenzimmer zu schleppen, damit er sich an alles „gewöhnt“. Ich weiß, ich wiederhole mich und leiere es gebetsmühlenartig runter, aber es scheint noch nicht bei jedem angekommen zu sein: Eine Gewöhnung kann nur stattfinden, wenn dein Hund sich in einer Situation nicht allzu sehr gestresst fühlt. Näheres dazu findest du hier:
Wird dein Hund immer wieder in eine für ihn beängstigende, hektische, stressige Situation gebracht, dann gewöhnt er sich nicht daran, sondern er reagiert auf Dauer auf so eine Situation schneller und krasser (Sensibilisierung, also genau das Gegenteil von Gewöhnung). Das könntest du ja vermeiden, indem du nach einem richtig schönen, an deinen Hund angepassten Fahrplan vorgehst und immer darauf achtest, dass dein Hund die Schulsituation als angenehm und nicht stressend empfindet. Aber hey, dafür musst du wissen, wie du die Gewöhnung an die schultypischen Reize wie Kinder, Schulbrote, Schulranzen, Schulgong,… gestaltest. Woran du erkennst, wann dein Hund gestresst reagiert und was du in diesem Moment am besten tust.

Du musst es lernen

Du kannst und musst lernen, deinem Hund in solchen Situationen zu helfen, damit er sich von dir nicht im Stich gelassen fühlt und vielleicht irgendwann der Meinung ist, dass er sich gegen übergriffiges Verhalten zur Wehr setzen muss, weil ihm nichts anderes mehr übrig bleibt. Und du kannst lernen, welche Regeln du in deiner Klasse aufstellen musst, damit sich dein Hund dort wohlfühlen kann. Es gibt zum Beispiel die berühmte „Ein-Kind-eine-Hand“- Regel, die besagt, dass dein Hund nur von jeweils einem Kind mit einer Hand gestreichelt werden darf. So verhinderst du, dass dein Hund mit zwei Händen festgehalten oder umarmt wird. Du lernst außerdem, mit welchen Übungen du deinen Hund am schönsten und für alle Beteiligten am sichersten in deinen Unterricht mit einbindest, was in deine Hygienebox gehört, wie du reagierst, wenn mal ein Notfall wie eine Prügelei im Klassenzimmer oder ein Feueralarm eintritt. Du lernst, deinen Hund körperlich einzuschätzen und abwägen zu können, welche Übungen für ihn ganz individuell überhaupt geeignet sind und was dein Hund überhaupt leisten kann und was nicht. Und natürlich lernst du, wie du deinem Hund die wichtigsten Schulhund-Signale wie zum Beispiel „Geh in deine Box, auch wenn um dich herum Kinder Fußball spielen oder Ranzen werfen“ beibringst. Damit das so aussieht wie hier:
Alles das und noch viel mehr macht eine Schulhundausbildung aus. Und die ist wichtig, denn du bist nicht nur für dich und deinen Hund verantwortlich, sondern auch für deine Schülerinnen und Schüler.

Schulhunde: Hier kannst du lernen

Hunde in der Schule gehören mit zu den wichtigsten Helfern im Klassenzimmer. Deinen Schülerinnen und Schülern beizubringen, ein Lebewesen zu umsorgen und sich diesem gegenüber rücksichtsvoll zu verhalten, gehört mit zu den wichtigsten Dingen, die du ihnen mit auf ihren Lebensweg geben kannst. Dafür bedarf es natürlich einer sinnvollen Ausbildung. Frag doch einfach mal beim Arbeitskreis Schulhunde Bayern e.V. nach. Die können dir gute Ausbildungen empfehlen.

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert