Kräuterkraft im Hundenapf

Endlich wieder Frühling! Die nun wieder wärmenden Sonnenstrahlen wecken die Pflanzen aus ihrem Winterschlaf und damit sind wir auch schon beim Thema: Kräuter für Hunde. Vorab: egal, wie du deinen Hund fütterst, frische (oder auch getrocknete) Kräuter kannst du ihm immer angedeihen lassen!
Unsere Ernährungsexpertin Christine Hechtl sagt dir, worauf du beim Füttern von Kräutern achten solltest.

Warum überhaupt Kräuter füttern?

Es geht hier nicht so sehr um die Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen (wobei Kräuter auch hier viel zu bieten haben). Das Zauberwort heißt vielmehr „Sekundäre Pflanzenstoffe“.
Kräuter beinhalten immer eine Mischung aus vielen verschiedenen Wirkstoffen. So finden wir z.B. Gerbstoffe, Bitterstoffe, ätherische Öle, Schleimstoffe, Alkaloide, Flavonoide, Cumarine, Saponine, Glykosoide, Senföle. Sekundäre Pflanzenstoffe wirken u.a. antioxidativ, immunmodulierend, antikanzerogen, antimikrobiell, antifugal, antithrombotisch, antiinflammatorisch, kurzum: sie tun dem Körper gut. Und auch wenn dein Hund keine Kuh ist, so kann sein Körper doch diese sekundären Pflanzenstoffe bestens nutzen. Warum und wie Heilpflanzen wirken, ist noch nicht in allen Einzelheiten erforscht. Dass sie wirken, ist aber seit Urzeiten überliefertes Wissen. Einige Inhaltsstoffe wurden im Labor isoliert und werden als Monopräparate verkauft. Es zeigt sich aber immer wieder, dass der gewünschte Wirkstoff im Verbund mit allen anderen Inhaltsstoffen der Pflanze oftmals bessere Erfolge bringt, als die isolierte Einzelsubstanz.

Heilkräuter für Hunde

Dieser Artikel bezieht sich nun auf Kräuter, die allgemein den Stoffwechsel des Hundes unterstützen und mild anregen. Heilkräuter mit sehr spezifischer und tiefgreifender Wirkung setzt du nur bei medizinischer Indikation und bei entsprechendem Fachwissen gezielt ein. Hast du Balkon, Terrasse oder gar Garten, kannst du dir einige Kräuter selbst ziehen. Oder du findest sie in einem Garten ohnehin. Da du ja sowieso mit deinen Hund jeden Tag unterwegs bist, bietet es sich auch hier an, nach frischen Kräutern Ausschau zu halten. Im Folgenden möchte ich ein paar Kräuter vorstellen, die leicht zu bestimmen sind und mit denen du deinen Hund sanft unterstützen kannst. Da viele Pflanzen im Volksmund verschiedene Namen haben und um Verwechslungen zu vermeiden, habe ich jeweils die lateinische Bezeichnung mit dazugeschrieben.

Löwenzahn

Löwenzahn

(Taraxacum officinales) Jeder kennt sie. Die Pflanze, die im Frühling mit ihren vielen gelben Blüten die Wiesen überzieht. Wer hat nicht in der Kindheit die Samen der „Pusteblume“ fliegen lassen…
Die jungen frischen Blätter sind schon zeitig im Frühjahr zu finden. Von Bedeutung sind die Bitterstoffe, die im Magen eine energetisch kühlende Wirkung erzielen. Leber und Galle werden sanft stimuliert. Löwenzahn wirkt so auch blutreinigend und regt damit den Stoffwechsel an. Löwenzahn kannst du über einen längeren Zeitraum füttern, allerdings musst du bei etwas älteren Blättern den milchsafthaltige Stängel entfernen oder du verwendest nur noch die oberen Blattspitzen (der Milchsaft könnte den Magen reizen). Auch die Blütenblätter können verfüttert werden.

Gänseblümchen

Gänseblümchen

(Bellis perennis) Noch so ein blühender Schatz, den jeder kennt, von dessen wunderbarer Heilkraft aber nur wenige wissen. Die positive Wirkung beruht auf Saponine, ätherische Öle, Bitterstoffe, Gerbstoffe und Schleimstoffe. Es wirkt leicht entzündungshemmend, adstringierend, entzündungshemmend und blutreinigend. Das Verfüttern der Blüten wirkt sich anregende auf den Stoffwechsel aus und zeigt auch einen positiven Effekt bei Hautkrankheiten. Für eine längere Anwendung eignet es sich in diesem Fall auch getrocknet bzw. als Tee. Gänseblümchen können auch für die Salbenherstellung verwendet werden.

Vogelmiere

Vogelmiere

(Stellania media) Das kleine Kraut mit den weißen Blüten kann ganzjährig (auch in milden Wintern) gesammelt werden. Es bevorzugt Stellen, die etwas feucht sind und ist daher oftmals im Wald zu finden. Vogelmiere ist reich an Vitaminen (besonders C) und zeigt durch die enthaltenen Saponine eine wundheilende Wirkung. Vogelmiere wirkt entgiftend und blutreinigend. Da sie einen sehr sanften Geschmack hat, wird sie auch vom wählerischen Hund gern gefressen.

Brennnessel

Brennessel

(Urtica dioica) Auch die Brennnessel gehört zu den alten Bekannten. Sie macht uns das Sammeln mit ihrer abwehrenden Haltung zwar etwas schwer, doch die Mühe lohnt sich allemal. Sie hat einen deutlichen Bezug zu den Nieren, wirkt entzündungshemmend und stoffwechselanregend. Antiarthrotische und entzündungshemmende Inhaltsstoffe machen sie für Hunde mit degenerativen Veränderungen im Bewegungsapparat interessant. Hier kann Brennnesselsaft schmerzlindernd wirken. Darüber hinaus ist sie sehr mineralstoffreich und fördert die Blutbildung. Im Spätsommer / Herbst können auch die Samen gesammelt und über den Winter gefüttert werden. Sie sorgen für einen besonders schönen Glanz im Fell und machen die Haut widerstandsfähiger. Brennnessel enthält auch Histamin und kann daher hilfreich für Allergiker sein (Besetzen der Histaminrezeptoren im Körper).

Große Klette

Große KletteGroße Klette Blattunterseite

(Arctium lappa) Die große Klette gehört zu den Pflanzen, die sehr gut langfristig gefüttert werden können. Sie ist bei bewährtes Blutreinigungsmittel und Bluttonikum. Sie reinigt die Ausscheidungsorgane und ist damit gut für Fell und Haut. Sie stimuliert die Leber, ohne sie zu sehr anzuregen, wirkt hier kühlend und ist der große Regulator bei Lebererkrankungen. Die große Klette nährt, baut auf, verteilt, bewegt und ist eine hervorragende sanfte Wildpflanze für Hunde. Barfer können zum Beispiel die Blätter den ganzen Sommer über im Gemüse-Obstbrei verwenden. Die Wurzeln sammelst du zwischen Herbst und Frühjahr, Klettenwurzelpulver gibt es aber auch fertig zu kaufen. Es kann als Langzeittonikum bei Erschöpfungszuständen, Stress und chronischen Krankheiten Verwendung finden. Auch gesunde Hund profitieren von der ausgleichenden und aufbauenden Wirkung der Pflanze.

Kräuter für den Futternapf

Damit dein Hund sie optimal nutzen kann, müssen sie möglichst fein zerkleinert werden.

Dosierung: je nach Größe des Hundes etwa ½ – 2 TL Kräuterbrei pro Tag (Riesenrassen auch 3 TL)
Ich habe mich bewusst auf eine kleine Auswahl an Pflanzen beschränkt und jene gewählt, die du langfristig zur sanften Unterstützung des Organismus verwenden kannst. Selbstverständlich ersetzt dies niemals den Besuch beim Tierarzt, wenn du merkst, dass dein Hund krank sein könnte.

Ringelblume

Ringelblume

(Calendula officinalis) Zuletzt möchte ich noch eine Pflanze hinzufügen, die ich immer in meinem Kräutergarten pflege (sie kommt bei uns nicht wild vor). Hast du keinen Garten, kannst du sie auch auf dem Balkon in einem großen Blumentopf ziehen:
Ich verwende die Blüten, um ein uraltes Hausmittel, die Ringelblumensalbe, daraus herzustellen. Sie ist sehr nützlich bei kleineren Verletzungen der Haut, aber auch zur Pflege von Liegenschwielen und der Pfotenballen (besonders im Winter).

Dazu erntest du immer die Blütenblätter bei trockenem Wetter und gibst sie in ein verschließbares Glas. Fülle das Glas etwa zu ¾ mit den abgezupften Blütenblättern (evtl. zunächst auf Küchenpapier etwas anwelken lassen, damit der Wassergehalt niedriger ist) und fülle es ganz mit gutem Olivenöl auf. So stellst du das Glas für mindestens 4 Wochen in die pralle Sonne. Danach abseihen und das Öl in einer dunklen Glasflasche kühl aufbewahren (ich verwende meistens die Flasche, in der zuvor das Olivenöl war). Für die Herstellung der Salbe erwärmst du das Öl vorsichtig im Wasserbad und gibst etwas Bienenwachs hinzu (pro 100 ml Öl ca. 12 g Bienenwachs). Wenn das Bienenwachs ganz geschmolzen ist, füllst du das Öl in ein Salbendöschen. Fest werden lassen, verschließen und im Kühlschrank aufbewahren. Reine Ringelblumensalbe ist so recht lange haltbar. Wenn du im Frühling aus Gänseblümchenblüten ebenso ein Öl hergestellt hast, kannst du auch die beide Öle mischen und daraus eine Salbe machen.

Salbenherstellung Schritt für Schritt

Salbe Schritt 1Salbe Schritt 2Salbe Schritt 3
Salbe Schritt 4Salbe Schritt 5

Was es beim Kräutersammeln zu beachten gibt:

Ganz wichtig: Sammle und verwende nur Kräuter, die du auch ganz sicher bestimmen kannst!
Achte beim Sammeln auf den Standort der Pflanzen. Meide Ränder von Feldern, Weg- und Straßenränder.
Entferne immer nur kleine Mengen in der freien Natur zum Schutz der Bestände.
Alle beschriebenen Pflanzen lassen sich auch gut im Garten kultivieren.
Ernte junge Triebe und Blätter, wobei die Pflanzen nicht nass sein sollten. Geeignet ist der späte, trockene Vormittag.
Frische Blätter und Blüten musst du vor dem Verfüttern möglichst kleinschneiden oder noch besser pürieren, da der Hund die pflanzlichen Zellwände nicht aufschließen und damit die Inhaltsstoffe nicht genügend verwerten kann.
Pflanzen, die du trocknen willst, dürfen nicht gewaschen werden. Zupfe die Blätter von den Stielen (entferne dabei verunreinigte Teile) und lege sie zum Trocknen auf ein Leintuch an einen luftigen, schattigen Platz. Größere Blätter werden zuvor etwas kleingeschnitten.
Wurzeln werden zwischen Herbst und Frühling geerntet, bzw. kurz nach dem ersten Austrieb der Pflanze.
Bewahre getrocknete Kräuter in Papiertüten auf, damit sie nicht verschimmeln. Sie sollten längstens nach einem Jahr aufgebraucht sein.
Es versteht sich von selbst, dass seltene und / oder streng geschützte Pflanzen nicht gesammelt oder in irgendeiner Weise beschädigt werden dürfen. Dies bezieht sich auch auf das Sammeln ihrer Blüten.
Benötigt man eine geschützte Pflanze, wie z.B. Arnika, kann man diese über den Fachhandel beziehen.
Ist dein Hund Allergiker, solltest du wie mit allen neuen Dingen, mit Kräutern vorsichtig experimentieren und schauen, ob dein Hund sie gut verträgt.
Wer nun gerne mehr über die Anwendung von Kräutern beim Hund lernen möchte, ist hiermit gut bedient:
„Heilpflanzen für Hunde“ Wirkungsweise, Rezepturen und Anwendung
Von Dr. med. vet. Alexandra Nadig
Kosmos Verlag

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Über die Autorin Christine Hechtl

Christine Hechtl

VMTA und zertifizierte Ernährungsberaterin für Hunde und Katzen
www.cibuscanis.de

Bildquelle

  • Alle Bilder: Christine Hechtl

Kommentare

Eine Antwort zu „Kräuterkraft im Hundenapf“

  1. Manuela rossmann

    Ganz toller Beitrag

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