Hunde in der Kunst

Ist dir schon mal aufgefallen, wie oft Hunde in Kunstwerken auftauchen? Unsere lieben Vierbeiner werden in Gemälden, Skulpturen, Fotografien und anderen Medien der Kunst völlig unterschiedlich repräsentiert. Seit Jahrtausenden sind sie Jagdbegleiter, kämpfen an der Seite der Menschen in brutalen Schlachten, bewachen Grundstücke oder kuscheln mit edlen Damen an königlichem Hofe. So vielfältig wie ihr Einsatz sind auch die Darstellungen der Hunde in der Kunst.
In dieser Blogserie stellt dir Kunsthistorikerin und Hundetrainerin Sonja Rupp einige Kunstwerke vor, die zeigen, welche Beziehung die Menschen einer Kultur und Epoche zu ihren Hunden hatten.

Cave Canem
Foto: Sonja Rupp

Hauswächter der Antike

Cave Canem Poeta Trágico 01
Foto: Sonja Rupp

Eines der frühesten Zeugnisse von Hunden als Hausbewachern findet man in Pompeji. Als die antike Stadt am Vesuv bei einem Ausbruch des Vulkans im Jahr 79 nach Christus verschüttet wurde, wurde sie mitsamt ihrer Kunstwerke konserviert. So können wir heute noch über die wunderbar erhaltenen Wandmalereien und Mosaiken der Wohnhäuser staunen. Dazu gehört auch ein Fußbodenmosaik am Eingang eines der Häuser. Es zeigt einen großen, schwarzen Hund mit weißen Fellflecken, der mit einem roten Halsband an einer Kette gesichert ist. Er hat den Fang mit langer Maulspalte geöffnet und entblößt so seine spitzen Zähne. Die Ohren sind nach vorn gerichtet, die roten Augen starren den Betrachter an und er hat seinen Körperschwerpunkt nach hinten verlagert, als wolle er im nächsten Moment zum Sprung ansetzen. Unter seinen mächtigen Pranken steht in Großbuchstaben „CAVE CANEM“, die lateinische Warnung: „Hüte dich vor dem Hund!“

Die Funktion dieses Mosaiks ist wohl jedem Besucher, ob erwünscht oder nicht, sofort bewusstgewesen. Es wirkt an sich schon abschreckend – stell dir vor, du bist ein Einbrecher auf Beutezug und stolperst über diesen blutrünstigen Wächter! Das Abbild warnt aber auch vor einem tatsächlichen Hund, der mit dem Schutz des Hauses betraut ist. Man tut also gut daran, sich von der Darstellung warnen zu lassen!

Noch heute findet man zahlreiche Kopien und Abwandlungen dieser Darstellung an alten Hauswänden. Bei einem Spaziergang zwischen jahrhundertealten Gutshäusern hindurch sind mir vor Kurzem zwei solcher Kacheln aufgefallen, die in die Mauern eingelassen wurden. Natürlich gibt es auch modernere Varianten solcher Warnschilder, mit Schriftzügen oder sogar mit dem Foto des eigenen Lieblings.

Jagdbegleiter der Adeligen

Auf antike Werke bezog man sich in der Renaissance und danach auch im Barock gerne. Der flämische Barockmaler Peter Paul Rubens (1577 – 1640) nutzte zum Beispiel römische Sarkophage, um Studien zu exotischen Tieren anzufertigen, die er selbst noch nie gesehen hatte.
Die Römer ließen häufig große, wehrhafte Tiere aus ihren Kolonien in Arenen gegeneinander kämpfen. Diese Szenen hielten sie auch in Skulpturen und Reliefbildern fest, die spätere Künstler nutzen konnten. So tat es Rubens mit dem Krokodil, das er in seine „Jagd auf Nilpferd und Krokodil“ integrierte. Das großformatige Leinwandgemälde (2,5 x 3,2m) aus dem Jahr 1615 zeigt eine wilde Szene mit fünf Männern, zwei exotischen Bestien und drei Hunden in einer
Flusslandschaft mit Palmen.

Die Menschen, Pferde und Hunde deuten in ihrer Anordnung einen Kreis um das Nilpferd an. Alle Bewegungen streben zur Mitte, so wie die Speere der berittenen Jäger, die schlagenden Pferdehufe und die Sprünge der riesigen Hunde. Einer der Hunde, ein weißer mit braunen Fellflecken, stürzt sich an der Seite eines zu Boden gegangenen Jägers auf das Nilpferd. Der breite Schädel und die starke Bemuskelung des Vierbeiners outen ihn als „Saupacker“, einen Hundetypus, der in Europa schon vor der Mitte des vergangenen Jahrtausends gehalten wurde.

Saupacker sollten Wildschweine oder Hirsche stellen, packen und fixieren, bis der Jäger dazu kam und das Wildtier erlegte. Rubens hatte zwar offensichtlich kein klares Bild von den tatsächlichen Jagdmethoden, die für Nilpferde und Krokodile genutzt wurden, behalf sich aber mit Pferden und Hunden, die er aus seiner eigenen Region kannte.
Jagdhunde aller Art durften zu seiner Zeit nur von Adeligen gehalten werden, da auch die Jagd selbst ein Privileg war, das dem gewöhnlichen Volk nicht zustand. Die adeligen Herrschaften trainierten beim Jagen wichtige Fähigkeiten für den Fall eines Krieges, wie Mut, Schnelligkeit und Durchhaltevermögen. Darum war es ihnen auch wichtig, den wildesten Eber und den größten Hirschen zu erlegen – der Fleischertrag war eher zweitrangig.

Der Hund wurde durch diese Regelung zum Standessymbol der gehobenen Gesellschaft. Oft begleitete er seinen Herren nicht nur zur Jagd, sondern auch zum Porträtisten: Besonders junge Adelige ließen sich gerne mit einem gigantischen, kräftig gebauten Hund malen. Gerne durfte er auch einen windschnittigen Körper haben, um neben animalischer Kraft auch Schnelligkeit zu repräsentieren. Die offenkundigen Eigenschaften des Hundes sollten auch seinen Herren beschreiben, daher wurden die vierbeinigen Requisiten oft überdimensioniert.

Auch die Damen an den europäischen Höfen zeigten sich seit der Renaissance herzlich gerne mit ihren Hunden. Allerdings waren die drahtigen Jagdbegleiter der Herren keineswegs eines feinen Fräuleins würdig – wie die Hunde der weiblichen Hofgesellschaft ausgesehen haben, zeige ich dir im nächsten Blogbeitrag!

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