Hundeernährung ist immer wieder ein sehr emotionsgeladenes Thema. Es gibt gutes und weniger gutes Fertigfutter, dem Hund angepasste und weniger gut angepasste Frischfütterung, usw. Hundehalter stehen oft vor dem Fressnapf wie vor einem Buch mit sieben Siegeln. Wie gut, dass es Christine Hechtl von der Ernährungsberatung „CibusCanis“ gibt. Sie gibt euch einen Einblick in das, was für die Ernährung eures Hundes wichtig ist. Heute: Die Ernährung des erwachsenen Hundes
Immer mehr Menschen sind auf der Suche nach einer Alternative zu Fertigfutter zur Versorgung ihres Hundes. Der Trend „Barf“ (Biologisch artgerechtes rohes Futter) zieht zunehmend immer weitere Kreise und die vielen Vorteile dieser Ernährungsform sprechen deutlich für sich.
Zwei Dinge sind wichtig
Möchtest du deinen Hund mit frischen Lebensmitteln ernähren, also auf den Einsatz von Fertigfutter verzichten, musst du dir zwei grundsätzliche Dinge vor Augen halten:
Den Nährstoffbedarf deines Hundes und seine Biologie, also die Grundsätze der Ernährung, die seiner Art entsprechen. Dabei ist dein Hund wie sein Vorfahr der Wolf als Beutetiergreifer zu sehen. Wie der Wolf ist der Hund dabei nicht zur Gänze auf rein tierische Kost angewiesen. Insbesondere die große Anpassungsfähigkeit im Nahrungsspektrum hat sich bei der Domestikation des Hundes als großer Vorteil erwiesen. Diese Anpassungsfähigkeit darf aber nicht über Gebühr strapaziert werden, will man negative gesundheitliche Folgen vermeiden. Grundlage hündischer Nahrung ist und muss die tierische Kost sein.
Das Baukastenprinzip
Grundsätzlich folgst du beim Barfen dem Baukastenprinzip. Dein Ziel ist es, mit geeigneten Einzelkomponenten der Zusammensetzung eines Beutetieres möglichst nahe zu kommen. Die tägliche Gesamtfuttermenge des erwachsenen Hundes wird dabei mit ca. 2,5 – 3% vom Körpergewicht angesetzt. Dabei ist es nicht zwingend erforderlich, dass alle Nährstoffe jeden Tag in ausreichender Menge vorhanden sind. Lediglich in einem Zeitrahmen von ca. 3 – 4 Wochen sollte die Gesamtbilanz stimmen.
Der tierische Anteil
Wichtigste Komponente dieser Ernährung ist der tierische Anteil, der bei 70 – 80 % der täglichen Ration liegt. Diese unterteilt sich in Muskelfleisch, Mägen wie Pansen oder Blättermagen, Innereien, Fett und Knochen. Verwendung finden hier alle gängigen Schlachttiere. Der tierische Anteil wird in der Regel roh gefüttert. Eine Ausnahme bildet Schwein und Wildschwein. Hier kann es zum Auftreten des für Hunde und Katzen tödlichen Aujeszkyvirus kommen. In gekochter Form kannst du aber auch Schwein verfüttern. Fleisch und Innereien werden im Idealfall in Bröckchen oder größeren Stücken gefüttert. Nur, wenn das nicht möglich ist, in gewolfter Form (dann aber möglichst grob gewolft). Muskelfleisch und Innereien enthalten alle für deinen Hund essentiellen Aminosäuren. Sie dienen zum Aufbau körpereigener Strukturen. Muskelfleisch wird also immer nur in der Menge gefüttert, die dem Proteinbedarf entspricht. Es dient nicht der Energieversorgung. Idealerweise wird der Energiebedarf deines Hundes durch tierisches Fett gedeckt (Rinderfett, Geflügelfett, etc). Dein Hund ist grundsätzlich in der Lage, große Mengen an tierischem Fett zu verdauen. Da das Muskelfleisch unserer Schlachttiere meist eher mager ist, ist eine Ergänzung mit tierischem Fett oftmals notwendig. Wird eine Futterumstellung auf Barf durchgeführt oder die Energieversorgung erst auf Fett umgestellt, muss unbedingt zunächst mit einer kleinen Menge begonnen und diese dann langsam gesteigert werden. So hat die Bauchspeicheldrüse ausreichend Zeit, sich auf die Fettverdauung optimal umzustellen.
Der Kohlenhydrate-Anteil
Zur Deckung des Energiebedarfes kannst du aber auch eine kleine Menge an Kohlenhydraten (Getreide, Pseudogetreide) verwenden. Allerdings scheiden sich hier oftmals die Geister. Wird Getreide von echten Hardcore-Barfern gänzlich gemieden, bin ich der Meinung, dass es durchaus zu vertreten ist, einem gesunden Hund eine kleine Menge an Kohlenhydraten zu füttern. In gekochter Form sollten sie aber nie eine Maximalmenge von 10 % der Gesamttagesration übersteigen. Es empfiehlt sich, dabei nur glutenfreie Sorten zu verwenden (Reis, Buchweizen, Hirse, etc.). Auch eine Kombination von Kohlenhydraten und tierischem Fett ist möglich.
Innereien
Innereien wie Leber, Nieren, Milz und auch Lunge liefern deinem Hund wichtige Mineralien und Vitamine, die der Hund aus diesen tierischen Quellen um ein vielfaches besser nutzen und verwerten kann, als aus pflanzlicher Kost. Sie dürfen daher auf keinen Fall fehlen und nehmen etwa 10 – 15 % des tierischen Anteils ein (als Mischung, bei reiner Leberfütterung ist die Menge geringer).
Knochen
Ein weiterer wichtiger Bestandteil sind Knochen. Sie liefern deinem Hund erster Linie Calcium und Phosphor, in geringeren Mengen aber auch andere, wie z.B. Magnesium. Auch bei der Knochenfütterung gehen die Meinungen etwas auseinander und oft wird davor auch gewarnt, da ein gewisses Verletzungsrisiko nicht ganz von der Hand zu weisen ist (Knochensplitter). Werden zu viele Knochen auf einmal gefüttert, kann dies auch dazu führen, dass der Kot zu hart wird (Knochenkot , der Hund hat große Schwierigkeiten beim Kotabsatz), schlimmstenfalls können gefährliche Darmverstopfungen die Folge sein, die eine OP notwendig machen. Daher gilt es gerade bei der Verfütterung von Knochen einige Regeln zu beachten: Kennt dein Hund bisher gar keine Knochen, solltest du erst einmal einige Wochen der Rohfütterung durchführen, damit sich der Verdauungstrakt auf die neue Ernährungsform ausreichend umgestellt hat (Bildung von ausreichend Magensäure und Verdauungssekreten). Dann beginne unbedingt mit einer kleinen Knochenmenge und sehr weichen Knochen, die du auch nicht täglich fütterst. Sehr gut geeignet sind die sogenannten rohen fleischigen Knochen wie z.B. Hühner- oder Entenhälse (also keine blanken Knochen sondern immer mit etwas Fleischanteil). Später kannst du zu größeren Knochen übergehen, die du aber in Menge und Größe immer auf deinem Hund abstimmen musst. Ungeeignet sind sehr harte Knochen der Pflanzenfresser, hier kann es neben den oben genannten Risiken auch zu Zahnschäden beim Benagen kommen. Der Anteil roher fleischiger Knochen an der Gesamtration beträgt ca. 10 – 15 %, bei Wahl verschiedener Knochen (also im Wechsel Knochen von Geflügel und Pflanzenfresser). Grundsätzlich fütterst du Knochen immer roh (durch das Erhitzen werden sie spröder und es besteht die Gefahr von sehr harten, spitzen und damit gefährlichen Splittern) und am besten nicht spätabends, da Knochen schwer verdaulich sind und auch beim Hund die Verdauungstätigkeit nachts herunterfährt. Dein Hund darf bei einer Knochenmahlzeit nicht unbeaufsichtigt bleiben und benötigt im Anschluss ausreichend Ruhezeit für die Verdauung. Wenn du auf Knochen verzichten möchtest oder musst oder diese nur ab und an einmal als Kauspaß füttern möchtest, musst du die Calciumversorgung deines Hundes anderweitig sicherstellen. Dazu eignen sich Ergänzungsmittel wie Knochenmehl, gemahlene Eierschalen, Calciumcarbonat, Calciumcitrat oder Algenkalk. Die Dosierung erfolgt gemäß Calciumbedarf und Calciumgehalt in der übrigen Ration.
Der pflanzliche Anteil
Weitere Bestandteile der Ration sind pflanzliche Kost und gegebenenfalls notwendige Ergänzungen. Der pflanzliche Anteil (Gemüse, Obst, Kräuter) dient zur Versorgung deines Hundes mit Ballaststoffen (wichtig für Darmperistaltik und Darmflora) und ein klein wenig der Ergänzung wasserlöslicher Vitamine und Mineralien. Ein großer zusätzlicher Nutzen findet sich aber in den sekundären Pflanzenstoffen, die in vielfältiger Weise der Gesundheit des Hundes dienlich sind. Der Anteil an Gemüse und Obst liegt bei maximal 20 % der Gesamttagesration. Ein zu hoher Anteil an Rohfaser in der Ration senkt die Gesamtverdaulichkeit dieser. Gemüse und Obst müssen immer sehr fein zerkleinert werden, da dein Hund nicht in der Lage ist, pflanzliche Zellwände über die Verdauung aufzuschließen. Die Erfahrung zeigt, dass auf Dauer gedünstetes Gemüse besser vertragen wird, als rohes. Obst kann roh gefüttert werden, muss aber immer einen möglichst hohen Reifegrad aufweisen. Durch Pürieren von gedünsteten Gemüse und rohem Obst erreichst du eine gute Verdaulichkeit. Du kannst dir gut einen Gemüseobstbrei (2/3 Gemüse, 1/3 Obst) auf Vorrat zubereiten und in Tagesportionen tiefgefrieren.
Einige wichtige Komponenten runden die Futterration ab
Seealgen (Ascophyllum nodosum) liefern das für die Schilddrüse notwendige Jod. Sie sind je nach Jodgehalt (auf die Inhaltsangabe achten oder beim Hersteller erfragen) und Jodbedarf deines Hundes zu dosieren. Dabei ist zu beachten, dass ein Zuviel der Schilddrüse ebenso schadet wie ein Zuwenig. Wird viel Wildfleisch (nicht aus Gehegehaltung) und Meeresfisch gefüttert, kannst du gegebenenfalls auf die Jodergänzung verzichten. Hin und wieder eine Prise Salz im Futter ersetzt Natrium und Chlorid. Beides findet sich üblicherweise im Blut des Beutetieres. Da wir aber meist Muskelfleisch von entbluteten Schlachttieren füttern, macht hier eine Ergänzung Sinn. Hochwertige Öle liefern die wichtigen ungesättigten Fettsäuren, die im Fleisch unsere konventionell gehaltenen Schlachttiere in zu geringer Menge vorliegen. Beim Öl bildet Fischöl die Basis, da dein Hund hier die ungesättigten Fettsäuren EPA und DHA am besten nutzen kann. Diese leisten u.a. einen wichtigen Anteil der gesundheitlichen Prophylaxe für chronisch entzündliche Erkrankungen (z.B. SLO, IBD). Mit der erhöhten Zufuhr an ungesättigten Fettsäuren steigt der Bedarf an Vitamin E, um ausreichenden Schutz vor Oxidation zu bieten. Daher solltest du beim Kauf von Ölen darauf achten, dass diese im Idealfall bereits einen Vitamin-E-Zusatz enthalten. Öle mit hohem Anteil an ungesättigten Fettsäuren sind sehr empfindlich gegenüber Licht und Sauerstoff. Beides begünstigt die Oxidation, das Fett wird „ranzig“. Daher achte beim Kauf darauf: Erwerbe Öle stets in dunklen Glasflaschen und nur in kleinen Abfüllungen. Einmal geöffnet solltest du die Flasche im Kühlschrank lagern und zügig verbrauchen. Als Faustregel gilt: 1 TL pro 10 kg Körpermasse und Tag.
Ergänzung nach Bedarf
Weitere Ergänzungen wie z.B. Eigelb, Nüsse, Kräuter, Süßwasseralgen, Kokosfett, Kokosrapsel, etc. können nach Bedarf und Notwendigkeit hinzukommen. Milchprodukte kannst du verwenden, sofern dein Hund sie verträgt. Sie sind aber nicht zwingend notwendig. Berücksichtige dann den Gesamtproteingehalt der Ration.
Das darfst du NICHT verfüttern
Zwiebeln (zumindest nicht in größeren Mengen) und Avocados (hier gibt es Sorten, die für Hunde unverträglich sind), Auberginen, Weintrauben, Rosinen
rohe Holunderbeeren, Macadamianüsse. Von Nachtschattengewächsen (Tomaten, Kartoffeln) grüne Stellen gut entfernen, Kartoffeln kochen, das Kochwasser nicht mitverfüttern! Grüne Bohnen nur gekocht verwenden. Bei Zucchini und Kürbis nur Sorten verwenden, die nicht bitter schmecken.
Guten Appetit!
Über die Autorin Christine Hechtl
VMTA und zertifizierte Ernährungsberaterin für Hunde und Katzen
www.cibuscanis.de
- Themenseite: Die Ernährung deines Hundes
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