Cavaletti-Training hast du noch nie gehört? Du fragst dich, was das ist und was du und dein Hund damit anfangen sollt?
Hey Fiffi-Trainerin Daniela Maletzki möchte dich an dieser Stelle mal aufklären.

Vom Pferd zum Hund
Die Pferdeleute unter euch werden es wahrscheinlich schon kennen, denn ursprünglich kommt das Cavaletti-Training aus dem Pferdetraining/-sport. Auf den Hund übertragen geht es beim Training mit Cavalletti um das gleichmäßige Überlaufen, (NICHT Überspringen) von Stangen. Wie beim Pferd dient es auch beim Hund dazu, Takt, Schwung und Raumgriff zu erhalten und zu verbessern, das heißt, ein physiologisches Gangbild zu schulen und zu fördern. Gleichzeitig werden verschiedenste Muskeln trainiert. Cavaletti-Training ist ein Ganzkörpertraining. Durch gezieltes Cavaletti-Training lässt sich die Leistungsfähigkeit von Sporthunden verbessern, Verletzungen vorbeugen, ältere und körperlich eingeschränkte Hunde können sinnvoll trainiert und mobilisiert werden. Da sich das Cavaletti-Training individuell anpassen lässt, können auch übergewichtige Hunde schonend bewegt und trainiert werden. Auch im Bereich Rehabilitation, zum Beispiel nach einem Kreuzbandriss kann Cavaletti eingesetzt werden (dann natürlich unter Aufsicht eines Fachmannes).
Weitere positive Nebenwirkungen des Trainings mit Cavaletti sind:
- Konzentrationsförderung
- Gleichgewichtsschulung
- Muskelaufbau und -erhalt
- Konditionsaufbau
- Ausgleich zu schnellen Sportarten zum Beispiel Agility
- Zunahme von Bewegungsfreudigkeit
- Gangschulung (gezielter Einsatz der Pfoten)
Rahmenbedingungen – was es zu beachten gilt
Wie bei jedem Training, aber vor allem beim Training mit Hilfsmitteln und Geräten, steht Sicherheit an erster Stelle. Höhe und Abstand der Cavaletti zueinander, deren Durchmesser und die Art und Weise wie die Stangen ausgelegt werden, müssen an Größe, Können, Trainings- und Gesundheitszustand deines Hundes angepasst sein. Die Cavalettistangen sollten stabil und gegen Wegrollen gesichert sein. Gerade am Anfang des Trainings kann es auch mal passieren, dass dein Hund auf eine Stange tritt und dann sollte diese nicht wegrollen und dazu führen, dass dein Hund ausrutscht und sich verletzt. An sämtlichen verwendeten Hilfsmitteln und Geräten sollte es keine scharfen Ecken und Kanten geben. Es muss ausreichend Platz vorhanden sein, damit man die Stangen in verschiedenen Varianten auslegen kann, aber auch, damit dein Hund eine Bahn von mehreren Stangen hintereinander gut bis zum Ende und ein Stück darüber hinaus auslaufen kann. Eventuell muss dein Hund auch vor dem Start des eigentlichen Trainings, also dem Überlaufen der Stangen, zunächst mit diesen vertraut gemacht werden. Es empfiehlt sich zunächst eine reizarme Umgebung zu wählen, damit sich dein Hund konzentrieren kann und dazu in der Lage ist, seine Pfoten ganz bewusst einzusetzen.
Der richtige Abstand
Die Schrittlänge eines jeden Hundes ist individuell und richtet sich nach Alter, Trainingszustand, körperlichen Einschränkung und Erkrankungen und nicht zuletzt auch nach der Motivation. Auch der Körperbau deines Hundes spielt hier eine Rolle, ebenso wir rassetypische Besonderheiten. Hunde mit einer schrägen Schulter können raumgreifendere Schritte ausführen, als solche mit einer steilen Schulter (z.B. Terrier). Hunde mit steiler Hinterhand (z.B. Chow Chow) müssen erst allmählich lernen, ihre Hinterbeine vermehrt unter die Körpermitte zu schieben. Ein sehr langer Rücken macht das Traben über die Stangen sehr schwierig bis unmöglich. Wenn dein Hund immer wieder auf die Stangen tritt, stolpert, anstößt oder sie abräumt, dann solltest du dich auf Ursachenforschung begeben und herausfinden woran das liegt. Dein Hund hat vielleicht schlicht und einfach noch nicht verstanden, dass er die Stangen überlaufen soll, ohne sie zu berühren. Es kann aber auch sein, dass der Abstand zwischen den Stangen nicht der richtige für deinen Hund ist. In diesem Fall musst du den Abstand anpassen. Hat dein Hund die Übung grundsätzlich verstanden und du hast den Eindruck, dass der Abstand zwischen den Stangen stimmt, dann kann es auch sein, dass deinem Hund noch die nötige (Muskel-)Kraft oder Koordinationsfähigkeit fehlt, um die Stangen zu bewältigen. In diesem Fall solltest du erst einmal (wieder) mit nur einer Stange üben. Wenn du gesundheitliche Probleme bei deinem Hund vermutest, ist es natürlich selbstverständlich, dass du diese erst abklären lässt. Um den richtigen Abstand einzuschätzen, kannst du als groben Richtwert den Abstand zwischen Schulter und Vorderpfote oder Hüfte und Hinterpfote nehmen. Hörst du trotzdem ein Klacken, wenn dein Hund über die Stangen läuft, stelle sie noch ein wenig enger zusammen.
Die richtige Höhe
Die richtige Höhe richtet sich ebenfalls nach den individuellen Voraussetzungen deines Hundes. Grundsätzlich wird mit einer geringen Höhe gestartet und diese nur allmählich und schrittweise erhöht. Es kann auch sinnvoll sein, den Hund anfangs nur über am Boden liegende Stangen laufen zu lassen, z.B. bei Welpen, alten und/oder kranken Hunden, Hunden die sich erst noch an die Stangen an sich gewöhnen müssen. Muss dein Hund hüpfen, um die Stangen zu überwinden, seinen Körper verdrehen oder dreht er die Ellbogen weit nach außen, dann sind die Stangen für ihn zu hoch. Dein Hund sollte beim Überqueren der Stangen eine gerade Körperhaltung beibehalten können. Die Maximalhöhe liegt bei gesunden Hunden, etwas oberhalb des Karpalgelenks.
Los geht’s
Als Einsteiger in das Training sollte dein Hund zunächst einmal nur eine Stange übersteigen, mit dem Ziel, dass er die Stange so langsam übersteigt, dass er jede einzelne Pfote bewusst (ein)setzen muss. Dein Hund sollte mittig und gerade über die Stange laufen, sein Blick sollte nach vorne und nicht auf dich gerichtet sein, sonst verdreht er beim Versuch Blickkontakt zu dir aufzunehmen seinen Körper. Auch Fortgeschrittene können zunächst mit einer Stange zum Einlaufen (Warm up) starten.
Dein Hund wird abwechselnd (an lockerer Leine) an deiner rechten und linken Seite über die Cavaletti geführt, um zu gewährleisten, dass Körper und Muskulatur gleichmäßig, beidseitig trainiert werden. Seine Belohnung erhält dein Hund erst zwei bis drei Schritte nach Überlaufen der letzte(n) Stange(n). So lernt dein Hund, die Strecke auszulaufen und es wird verhindert, dass er sich in Erwartung der Belohnung zu dir wendet und schräg läuft. Wird dein Hund zu schnell, kannst du ihn bremsen, indem du eine weitere Stange hinzunimmst, so dass er sich mehr konzentrieren muss oder indem du Leckerchen vor/hinter/zwischen die Stage(n) legst, die er aufsammeln muss. Die Leckerchen schleichst du dann recht schnell wieder aus.
Klappt das Überlaufen einer Stange gut, kannst du nach und nach weitere Stangen, bei gleicher Höhe hinzunehmen. Anzahl und Höhe der Stangen werden zunächst unabhängig voneinander gesteigert.
Damit es nicht langweilig wird
Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, die Stangen auszulegen und anzuordnen, so dass sich für deinen Hund immer wieder neue Varianten ergeben und keine Langeweile aufkommt. So kann man nicht nur Höhe und Abstände variieren, sondern z.B. auch einen Slalom einbauen, verschiedene Untergründe oder die Stangen so auslegen, dass ein richtiger Parcours entsteht. Wenn dein Hund die Grundübung verstanden hat und körperlich dazu in der Lage ist, empfiehlt es sich sogar, immer mal wieder zu variieren. Viele Hunde neigen dazu, die Stangen bei immer gleicher Anordnung einfach nur noch schnell “abzuarbeiten“ und nicht mehr mit der nötigen Konzentration und Sorgfalt an die Sache heran zu gehen. Fortgeschrittene dürfen nach einem Warm up auch einmal im Trab über die Stangen oder beim Übersteigen ein Apportel tragen.
Cavaletti to go
Falls du nicht über ausreichend Platz verfügst, um mit deinem Hund zu Hause zu trainieren, dann kannst du das Cavaletti-Training auch auf euren Spaziergang verlegen. Im Wald reicht es häufig schon aus, ein wenig vom Weg runter zu gehen und einfach mal durchs Unterholz zu laufen (bitte achte dabei darauf, die Waldbewohner nicht zu stören, in der Brut- und Setzzeit verzichte lieber auf das Verlassen des Weges). Du kannst dir aber auch einfach ein paar Äste und Stöcke zusammensuchen und einen Parcours aufbauen. Achte aber auch hier wieder darauf, dass keine Verletzungsgefahr für deinen Hund besteht und denke bitte auch daran, den Weg anschließend wieder frei zu räumen, damit niemand über deinen Parcours stolpert. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass du so auch gleichzeitig eure Spaziergänge interessanter gestaltest und somit auch hier Langeweile vorbeugst. Viele Hunde entwickeln Hobbys, die vielleicht nicht immer ganz unseren Vorstellungen vom gut erzogenen Hund entsprechen, wenn ihnen langweilig ist. Cavaletti-Training bietet insgesamt eine sehr variantenreiche Beschäftigungsmöglichkeit, die nicht nur Spaß macht, sondern gleichzeitig auch noch die Gesundheit deines Hundes fördert und viele weitere positive Nebeneffekte mit sich bringt. Ich hoffe, ich konnte dich ein wenig für das Thema begeistern und wenn ja, dann wünsche ich dir viel Spaß beim Ausprobieren.
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