Leinenaggression, Teil 3: Was hilft!

Herzlich willkommen zum dritten Teil unserer Artikel-Reihe „Leinenaggression„. Wie ihr euer Training vorbereitet und worauf ihr achten solltet , erklärt auch Hey-Fiffi-Trainerin Daniela Maletzki. Was ihr aber nicht vergessen dürft: Für ein effektives Training der Leinenaggression braucht ihr einen kompetenten Trainer, denn es kommt oft auf Kleinigkeiten und exzellente Kenntnisse der Körpersprache eures Hundes an. Wie gutes Training aussieht, könnt ihr hier lesen.

Leinenrambo 3
Bildquelle: Lara Meiburg Photographie

Und da ist er nun, der dritte Teil der Artikelserie „Leinenaggression“. Da ihr nun wisst wie Leinenaggression entsteht und wie man als Besitzer eines Leinenrambos nicht trainiert, soll es in diesem Artikel darum gehen, wie der Einstieg in ein effektives Training aussehen kann.

Brustgeschirr

Als Erstes sollte zunächst einmal die Ausrüstung von Hund und Mensch gecheckt und eventuell optimiert werden. Ich empfehle (wenn aus gesundheitlichen Gründen nichts dagegenspricht) immer, deinen Hund an einem gut sitzenden Brustgeschirr zu führen. Neben der Tatsache, dass es für deinen Hund gesundheitlich sehr schädlich sein kann, beim Anblick eines Artgenossen immer wieder an einem Halsband zu ziehen und in das Halsband zu springen, führt dies auch zu zusätzlichem Stress und negativen Assoziationen mit Artgenossen. Diese werden mit dem Schmerz und der entstehenden Luftnot verknüpft. Außerdem wird dein Hund durch den Zug am Halsband (egal, ob dieser von ihm selbst oder dem Besitzer ausgeht) nach vorne/oben aufgerichtet. Das führt nicht nur zu einer ungünstigen Körpersprache, was wiederum nicht nur deinen Hund beeinflusst, sondern sich auch auf die Reaktion des entgegenkommendes Hundes auswirkt. Bei einem gut sitzenden und nicht rutschenden Brustgeschirr kann es auch bei einem ungünstigen Größen- und Gewichtsverhältnis von Mensch und Hund eine Hilfe sein, den Karabiner der Leine in den Ring an der Brust (soweit vorhanden) des Hundes einzuklinken, damit dein Hund besser gehalten werden kann. Dabei solltest du aber unbedingt darauf achten, dass der Karabiner nicht drücken oder scheuern kann.

Leine und Maulkorb

Deine Leine sollte eine bequeme Länge haben, so dass dein Hund einen gewissen Freiraum hat und auch einmal abseits des Weges schnüffeln kann, du ihn aber auch gut händeln kannst. Sie sollte aber auch nicht zu lang sein, damit dein Hund nicht die Möglichkeit hat, zu viel Anlauf zu nehmen und dich von den Beinen zu reißen, falls er in die Leine springt um einen Artgenossen anzubrüllen. Flexileinen sind daher nicht geeignet. Außerdem solltest du überlegen, ob du deinen Hund an einen Maulkorb gewöhnst. Ein Maulkorb gibt Besitzern großer oder schwerer Hunde eine zusätzliche Sicherheit. Auch dann, wenn es gar nicht zu einem direkten Kontakt zwischen den Hunden kommt, hilft vielen Besitzern der Gedanke, dass im Notfall nichts passieren kann. So kannst du entspannter mit deinem Hund trainieren.

Belohnungen mit Leckerlis

Vor dem Einstig ins Training musst du dir natürlich auch Gedanken darüber machen, womit du deinen Hund gut belohnen kannst. Leckerchen bieten eine gute und einfache Möglichkeit, deinen Hund beim Training zu belohnen. Da wir Artgenosse für den Leinenrambo positiv belegen wollen, darf das natürlich etwa besonders Gutes sein. Etwas, das dein Hund sehr gerne mag und auch sonst nicht häufig bekommt. Leckerchen sind auch immer ein guter Indikator für den Stresspegel deines Hundes. Nimmt dein Hund plötzlich keine Leckerchen mehr an oder wird sehr grob und es verschwindet gleich die ganze Hand in der Schnauze, dann ist das ein Anzeichen dafür, dass dein Hund mehr Distanz zu dem Artgenossen braucht. Außerdem bietet Fressen, zum Beispiel auch in Form eines Leckerchensuchspiels, eine gute Möglichkeit, die Aufmerksamkeit deines Hundes zu teilen, so das sein Fokus nicht mehr allein auf dem Artgenossen liegt. Die Leckerchen sollten so verstaut werden, dass sie gut erreichbar sind. Natürlich ist auch Spiel eine Möglichkeit der Belohnung und das Lieblingsspielzeug kann im Training eingesetzt werden.

Belohnen mit Distanz und Nachschnüffeln

Eine große Rolle beim Training von Leinenaggression spielt Distanz. Distanz kannst du vergrößern oder verringern und ebenfalls als Belohnung einsetzen. Für Hunde, die aus Unsicherheit oder Angst heraus aggressiv reagieren, bietet sich Distanzvergrößerung an. Distanz kannst du zum Beispiel vergrößern, indem du den Blickkontakt unterbrichst, einen Bogen läufst, ausweichst, die Richtung wechselst, und so weiter. Wenn dein Hund eigentlich Kontakt zum anderen Hund möchte, bietet sich zum Beispiel das Nachschnüffeln als Belohnung an. Das heißt: Dein Leinenrambor darf, sobald der andere Hund weg ist, noch einmal dessen Spur abschnüffeln.

Das Markersignal

Ein sehr wichtiges Hilfsmittel im Training ist das Markersignal, entweder in Form eines Markerworts oder des Clickers. Der Clicker gehört dann natürlich auch zur Ausrüstung dazu und du solltest ihn im Training immer griffbreit sein. Hier findest du eine kleine Einführung ins Clicker-/ Markertraining.

Management

Neben der Optimierung der Ausrüstung ist auch das Management unverzichtbar und ein ganz entscheidender Bestandteil des Trainings. Management bedeutet: Du gestaltest Situationen so, dass du deinen Hund vorübergehend nicht mehr in die Lage bringst, ausrasten zu müssen. Unter Umständen kann das bedeuten, dass du auch einmal die Straßenseite wechseln, in die Büsche klettern, oder einen bereits eingeschlagenen Weg zurück gehst, wenn keine andere Ausweichmöglichkeit besteht. Oftmals kommt an diesem Punkt die Aussage: „Aber ich will doch nicht für den Rest meines Lebens ständig Umwege gehen und die Straßenseite wechseln müssen.“ (Meist tut man aber genau das sowieso schon, um Ausraster des Hundes zu vermeiden)
An dieser Stelle kann ich Euch beruhigen: Je weiter fortgeschritten das Training ist, desto kleiner werden die Distanzen zu Artgenossen, die euer Leinenrambo ohne Ausraster meistern kann und desto weniger Umwege müsst ihr laufen. Management ist so wichtig, weil wir ja vermeiden wollen, dass dein Hund wieder ausrastet. Es ist von großer Bedeutung für das Umlernen, deinen Hund nicht wiederholt in Situationen zu bringen, die er NOCH nicht bewältigen kann. Management besteht also häufig aus einer Distanzvergrößerung in Form von Ausweichen, Umkehren, Straßenseite oder Weg wechseln, Bögen laufen, am Rand warten, Gegenstände oder Vegetation als Sichtschutz nutzen, etc.

Im Notfall

Wenn Ausweichen, Umkehren jedoch nicht möglich sind, ist es sinnvoll, wenn du eine oder mehrere Notfalllösungen in der Tasche hast. Dies kann bedeuten, deinen Hund einfach so lange durchgehend zu füttern bis der Artgenosse vorbei ist (Open bar). Eine weitere Lösung, die man für den Notfall trainieren kann, ist der Geschirrgriff. Bitte lasst euch diesen von einem geübten Trainer zeigen. Ich habe schon oft erlebt, dass Leute sagen, sie würden den Geschirrgriff anwenden, ihn aber völlig falsch umsetzen. Außerdem kannst du die Geruchsbombe verwenden.

Leinenführigkeit macht´s leichter

Parallel zum Training an der Leinenaggression sollte auch immer an einer guten Leinenführigkeit (eine Trainingsanleitung findest du hier) gearbeitet werden. Zum einen, weil es sowohl für dich als auch für deinen Hund unangenehm bis gesundheitsschädlich ist, wenn die Leine ständig auf Zug ist. Zum anderen aber auch, weil das Ziehen ein zusätzlicher Stressor ist und dazu führen kann, dass dein Hund noch aufgeregter reagiert und die Gefahr des Ausrastens dadurch erhöht wird. Außerdem machen Spaziergänge mit einem leinenführigen Hund einfach mehr Spaß, oder?

Alternativverhalten

Oft hat man nur im Kopf, dass der Hund mit dem Pöbeln aufhören soll. Sehr wichtig ist es aber auch, sich Gedanken zu machen, was dein Hund denn stattdessen tun soll. Du brauchst also ein sogenanntes „Alternativverhalten„. Das ist ein Verhalten, dass dein Hunde anstelle des Pöbelns zeigen soll. Das kann grundsätzliches jedes Verhalten sein, dass dein Hund gut beherrscht und sehr gerne ausführt. Als Alternativverhalten geeignet sind zum Beispiel Sitz, Leckerchen suchen, Handtouch, kleine Tricks, einen Gegenstand tragen, etc. Sollte dein Hund noch kein geeignetes Verhalten können, kannst du das parallel zum Leinenrambo-Training üben.

Du brauchst einen Trainer!

Die bis hierhin genannten Dinge sind wichtige Grundlagen, um das Verhalten deines Hundes effektiv und nachhaltig zu verändern. Das eigentliche Training kann dann (neben des Trainings der Leinenführigkeit und des Alternativverhaltens) aus folgenden Elementen bestehen:

Diese Trainingselemente sind hier der Vollständigkeit halber aufgelistet. Du solltest sie mit Unterstützung durch einen Trainer angehen, der dir einen individuellen Trainingsplan erstellt.
Zu guter Letzt: Auch wenn das Leben mit einem Leinenrambo nicht immer leicht ist, setze dich und deinen Hund nicht zu sehr unter Druck! Training kann effektiv sein und trotzdem Spaß machen und sicher hat auch dein Hund seine guten Seiten und kann etwas ganz besonders gut, was ein anderer (nicht leinenaggressiver) Hund nicht kann.

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