Erste-Hilfe-Maßnahmen für Hibbelhunde

Kopfloses Herumrennen, Bellen, Konzentrationsprobleme. Hibbelhunde können zur Zerreißprobe für die Nerven ihrer Menschen werden. Wenn du ebenfalls einen Hibbelhund zu Hause hast, hat Hey-Fiffi-Trainerin Laura Liebrecht ein paar Tipps für dich.

Lara Meiburg Photographie
Bildquelle: Lara Meiburg Photographie

Muffin, die Hündin von Frau M., läuft ins Ende der Leine, kläfft und springt ein zweites Mal mit Anlauf los, so dass Frauchen einen Fluch unterdrückt und Mühe hat, auf den Füßen zu bleiben. Sie ruft Muffin mit bemüht freundlicher Stimme und als die endlich bei Frau M. ankommt, kommandiert sie die junge Hündin angestrengt ins Sitz. Aber als Frauchen den Kopf von Muffin abwendet, ist die schon längst wieder aufgesprungen und hat die Leine in ein Zerrspielzeug umfunktioniert.

Hast du auch einen Hibbelhund daheim? Dann kannst du von solchen Situationen sicher ein Liedchen singen.

Ein entspannt(er)es Zusammenleben mit einem Hibbelhund fußt auf drei wichtigen Säulen

Erstens ist es enorm wichtig, dass du die Voraussetzungen schaffst, die dein Hund zum besseren Entspannen benötigt. Gesundheitliche Probleme, permanenter Stress und unpassendes Futter verschlimmern oft Nervosität und Zappeligkeit. Beschäftigung mit der passenden Balance aus Bewegung und konzentrationsfördernder Kopfarbeit und sinnvolle Hausregeln, die Raum zum Entspannen schaffen, können das Hibbelhundetraining dagegen sehr beschleunigen.
Zweitens musst du mit deinem Hibbelhund das Entspannen in verschiedenen Alltagssituationen gezielt üben und trainieren. Nur so kann er nach und nach immer souveräner mit aufregenden Situationen umgehen und ein angenehmerer Begleiter im Alltag werden.
Die dritte Säule sind Notfallmaßnahmen: Das Leben ist kein Wunschkonzert und du wirst in deinem Alltag unweigerlich das eine oder andere Mal in eine Situation geraten, die das momentane Können von dir und deinem Hund übersteigen.
In diesem Artikel möchte ich dir ein paar Notfallmaßnahmen an die Hand geben, mit denen du solche Situationen für dich und deinen Hibbelhund so erträglich wie möglich gestalten kannst.

Die wichtigste Notfallmaßnahme: Ruhe bewahren!

Hast du schon mal etwas von „Stimmungsübertragung“ gehört? Aufregung überträgt sich im Nu auf die Umgebung. Regt sich dein Hibbelhund auf, steckt er dich also automatisch mit an. Lass dich nicht mitreißen, sondern beruhige deine Atmung, indem du zum Beispiel eine halbe Minute lang deine eigenen Atemzüge zählst. Kontrolliere auch deine Haltung: Mach deinen Rücken gerade und lass die Schultern ein wenig kreisen, um sie zu lockern.
„Ruhe bewahren“ gilt auch für Bewegungen und Worte. Unterlasse alles was laut, hektisch oder hastig ist. Dazu gehören scharf gesprochene Kommandos, Zuppeln und Rucken an der Leine und ähnliche Dinge. All diese „energiegeladenen“ Umgangsweisen heizen die Aufregung deines Hibbelhundes nur immer weiter an.

Merke: Achte auf ruhige, entspannte Körpersprache und Stimme.

Nix wie weg

Sondiere die Lage. Gibt es Möglichkeiten wie du deinen Hibbelhund ganz oder teilweise aus der Situation entfernen kannst? Könnt ihr vor die Tür, hinter eine Hecke oder einfach etwas weiter abseits gehen? Kann dein Hund eine Weile im Auto warten? Können andere Hundehalter mehr Abstand halten oder sind Passanten bereit andere von euch abzuschirmen damit du dich ganz auf deinen Hund konzentrieren kannst?

Merke: Gestalte die Situation für deinen Hibbelhund so günstig wie möglich.

Kauen beruhigt

Wenn du Kauartikel oder Spielzeug zur Verfügung hast, dann biete deinem Hund die Lizenz zum Zerstören. Auf Dingen herumzukauen und sie nach und nach in Einzelteile zerlegen oder sogar fressen zu können, hält deinen Hund beschäftigt und hat auf ihn außerdem einen beruhigenden Effekt, ähnlich wie Kaugummi auf uns Menschen.

Biete deinem Hund etwas zum Zerkauen an.

Futtersuche entschleunigt

Wenn du nichts zum Zerkauen zur Hand hast oder dein Hund sich nicht dafür interessiert, kannst du ihm Futter zum Suchen auf den Boden streuen. Auch wenn er im ersten Moment hektisch zu suchen beginnt, hilft das Schnüffeln deinem Hund dabei, sich zu konzentrieren und beruhigt ihn. Streue das Futter so, dass dein Hibbelhund schnell Erfolg hat, aber nicht so dicht zusammen, dass er es einfach hektisch herunterschlingen kann. Wenn es deinem Hibbelhund hilft, dann sei ruhig großzügig – lass lieber das Abendessen ausfallen wenn du dir Sorgen um seine Figur machst.

Merke: Hilf deinem Hund mit Futtersuche beim Beruhigen.

Konzentration rockt!

Eine weitere Möglichkeit deinem Hibbelhund zu helfen ist ihm sehr leichte Aufgaben zu stellen. Zum Beispiel den Handtouch, das Zehnleckerchenspiel, Sitz oder Tricks die er gut beherrscht. Ganz grob kann man hier zwei Arten von Hibbelhunden unterscheiden: Für die einen sind „statische“ Übungen wie Sitz, Platz, das Zehnleckerchenspiel oder etwas Ähnliches sehr hilfreich, weil der Stillstand ihnen beim Fokussieren hilft. Anderen tun „mobilisierende“ Übungen wie der Handtouch, Apportieren oder verschiedene Tricks sehr gut, weil sie in der Bewegung ihre Aufregung abbauen können. In welche dieser beiden Kategorien dein Hibbelhund gehört musst du ausprobieren.
Belohne statische Übungen wie Sitz und Platz anfangs im Sekundentakt solange dein Hund immer noch sitzt, steht oder liegt. Verlängere die Abstände zwischen den Belohnungen nur ganz allmählich, sodass dein Hund immer noch erfolgreich bleibt. Bewegt sich dein Hund zwischendurch dann wiederhole dein Signal ruhig und freundlich und belohne erst einmal wieder im Sekundentakt sobald dein Hund wieder sitzt, steht oder liegt.
Gestalte mobile Aufgaben wie den Handtouch ebenfalls sehr einfach, indem du von deinem Hibbelhund erst einmal nur ein paar Zentimeter Bewegung verlangst und steigere die Anforderungen nur ganz vorsichtig.

Merken: Einfache Aufgaben fördern die Konzentration und sorgen für Erfolgserlebnisse.

Natürlich sind das nur Notfallmaßnehmen und gibt es noch weitere Möglichkeiten. Bitte behalte immer im Hinterkopf dass Notfallmaßnahmen nur kurzfristig beim Entschärfen der Situation helfen, das eigentliche Problem aber nicht lösen. Das Gegenteil ist der Fall: Die ständige Konfrontation mit eigentlich überfordernden Situationen kann die allgemeine Hibbeligkeit deines Hundes langfristig noch verschlimmern. Dein Hauptaugenmerk sollte also bei der Lösung eures Problems liegen. Scheue dich nicht, dir Unterstützung eines kompetenten Hundetrainers aus dem Trainieren-statt-dominieren-Netzwerk zu holen!

Über die Autorin Laura Liebrecht

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