Ernst oder Spaß – Mach dein eigenes Ding!

Beziehung, Erziehung, Bindung, Gehorsam, Alltag, Dressur, Training, Ausbildung, Beschäftigung, … es gibt so viele Philosophien und Schlagwörter rund um unser Zusammenleben mit dem Hund, dass ein normaler Hundehalter da kaum mehr den Überblick behalten kann. Viele Trainer vertreten die Meinung, dass ohne Beziehung zum Hund eine Erziehung kaum möglich ist und bevor diese nicht abgeschlossen ist, auch nicht an Ausbildung gedacht werden sollte. Doch warum ist das so? Wer bestimmt überhaupt, ob mein Hund gut erzogen ist? Hey-Fiffi-Trainerin Susan Schulze überlegt.

ernst_oder_spass
Bildquelle: Lara Meiburg Photographie

Wenn uns in unseren Kursen jemand fragt, zu welchem Zeitpunkt man am besten in unsere Beschäftigungskurse einsteigen kann, ist unsere Antwort immer: Sobald ihr Lust dazu habt! Natürlich sind für den einen oder anderen Kurs kleine Übungen oder die Sozialverträglichkeit eine Voraussetzung, aber niemals ein „perfekt erzogener Hund“. Jeder Mensch legt seine Kriterien und Ansprüche für ein harmonisches Zusammenleben mit Hund selber fest und das Beste: Jede Familie kann ihre eigenen Spielregeln aufstellen!

Stelle deine eigenen Spielregeln auf

Familie Müller wohnt sehr ländlich und ein ordentliches an der Leine gehen ist nicht die wichtigste Übung, weil ihr Hund direkt nach dem Überqueren der wenig befahrenen Straße abgeleint werden kann. Dafür ist ein supersicherer Rückruf in Wald und Flur unerlässlich für einen entspannten Spaziergang. Der mitten in der Innenstadt lebende Bruno muss für seine große Gassirunde jeden Tag mit der S-Bahn zum Lieblingspark fahren – dafür ist entsprechende Impulskontrolle und Leinenführigkeit nötig, bevor Bruno endlich losflitzen kann. Jeder kann entscheiden, was ihm im Alltag mit seinem Hund wichtig ist und was sein Hund können sollte. Und das muss natürlich entsprechend trainiert werden.

Ausbildung nur durch Be- und Erziehung? Keine Hobbys?

Nun liest und hört man immer wieder, das eine Ausbildung nur auf einer guten Be- und Erziehung aufsetzen kann. Dem können wir nur eingeschränkt zustimmen. Zum einen macht dir ein gemeinsames Hobby mit dem Hund doch irre viel Spaß und bereichert eure Mensch-Hund-Beziehung so sehr. Du bist stolz über eure kleinen Trainingserfolge und das Üben von neuen Aufgaben lässt so manche länger dauernde Baustelle aus dem Alltag für einen kurzen Moment in den Hintergrund rücken. Du siehst so nicht nur den Hund, der trotz des vielen Trainierens immer noch nicht brav an der Leine läuft, sondern bist stolz, weil der Hund beim Mantrailen gerade die Versteckperson gefunden und angezeigt hat. Zum anderen trainierst du bei allen Hobbys mit Hund viele kleine Übungen ganz nebenbei mit, die du auch ständig im Alltag brauchst: Beim Dummytraining wartet der Hund so lange, bis der Trainingspartner mit seiner Übung fertig ist und darf anschließend erst auf Signal sein Dummy holen.

Der Hund unterscheidet nicht zwischen „Wichtig“ und „Hobby“

Die Unterscheidung, ob du gerade im Alltag bist, „wichtige“ Übungen im Basiskurs trainierst oder einen lustigen Trickkurs besuchst, findet nur in deinem Kopf statt! Deinem Hund ist es völlig egal, ob er gerade eine Rolle, einen tollen Rückruf oder Ausgeben lernt. Wichtig sind ein kleinschritter Aufbau der Übungen und eine angenehme Trainingsatmosphäre – für dich und deinen Hund. Je mehr du dich mit deinem Hund beschäftigst, seine Stärken und Schwächen kennenlernst, seine Lieblingsübungen perfektionierst und die Baustellen auch einfach mal Baustellen sein lässt, desto mehr wächst du mit ihm zusammen, wirst ein Team und kannst auch den Alltag immer besser bestreiten. Es wäre so schade, die Talente und Vorlieben deines Hundes gar nicht richtig kennen zu lernen, weil du so zu sehr damit beschäftigt bist, ihn perfekt zu erziehen. Zusammenleben findet immer statt! Also habt Mut zur Lücke und probiert doch euren Wunsch-Kurs aus, den ihr eigentlich schon sooo lange machen möchtet, aber …. Kein Aber!

Mehr zum Thema

Über die Autorin Susan Schulze

Susan Schulze
Bildquelle: Susan Schulze

Die Hundeschule Pfotentrainer befindet sich mitten im schönen Sachsen und ihr Lieblingsthema ist die sinnvolle Beschäftigung mit dem Hund. Ihr Schwerpunkt liegt dabei auf der Nasenarbeit und dem Tricktraining. Kerstin ist zertifizierte Hundeerzieherin und Verhaltensberaterin IHK/BHV und JAD-Dogs-Trainerin, Susan ist lizenzierte ZOS-Trainerin.

Zur Familie Schulze gehören 4 Cocker Spaniel Hündinnen, mit denen sie sehr viel trainieren und die die besten Co-Trainer sind.

Kommentare

2 Antworten zu „Ernst oder Spaß – Mach dein eigenes Ding!“

  1. Heidi Jäkel

    Von Herzen danke! Mit diesem Beitrag haben Sie gerade unglaublich viel Druck rausgenommen, der vor allem von der Hundetrainerin vor Ort, aber auch von anderen Hundehaltern bei uns in der Gegend aufgenommen und auf mich übertragen wurde! <3 Unser Hundemädchen ist gerade mal sieben Monate alt, seit drei Monaten lebt sie bei uns. Und ich glaube, ich habe bis heute viel zu viel von ihr erwartet. :)

    1. Ach, das ist schön!!

      Wir spendieren mal etwas Schoki :D

      Liebe Grüße,
      Sonja

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Cookie Consent mit Real Cookie Banner